Bayer und Monsanto haben zuletzt vor den US-Gerichten keine gute Figur abgegeben. Trotz der ersten sehr teuren Glyphosat-Fälle zeigt sich das Management weiterhin sehr kämpferisch. Allerdings könnte es langsam an der Zeit sein, die bisherige Abwehrstrategie zu überdenken. Zumal es auch für die Führungsmannschaft des DAX-Konzerns eng wird.
Keine Entwarnung für die Bayer-Aktie: Nachdem der Ausbruchsversuch vor einer Woche scheiterte und die 60-Euro-Marke nicht als Sprungbrett für weitere Kursgewinne genutzt werden konnte, rutschten die Kurse zuletzt wieder deutlich unter 60 Euro zurück. Damit rückt das Tief bei 54,48 Euro erneut in den Fokus...
Der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die unklaren Brexit-Entwicklungen schüren die Unsicherheit der Anleger. Der comdirect Brokerage Index sank im März auf 102,1 Punkte. Ein Wert über 100 zeigt, dass comdirect Kunden mehr kaufen als verkaufen. Die Tradeaktivität der Privatanleger lag jedoch weiterhin auf hohem Niveau.
Auf den Pharmakonzern Bayer könnten noch Milliarden-Zahlungen im Fall Glyphosat zukommen. Ein Thema, das den DAX-Konzern noch viele Jahre beschäftigen könnte und die Aktie ins Schlingern gebracht hat: "Bayer ist für mich definitiv kein Kauf", sagt Oliver Roth. Der Marktexperte von Oddo Seydler erwartet, dass eine Fusion zwischen Deutsche Bank und Commerzbank kommen werde. Aber auch diese Aktien seien zurzeit kein Kauf.
Einmal mehr stellt sich die Frage, ob Bayer (WKN: BAY001 / ISIN: DE000BAY0017) mit der milliardenschweren Monsanto-Übernahme einen großen Fehler begangen hat. Es dürfte auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass diese Frage aufgeworfen wird. Schließlich haben die juristischen Probleme in den USA für die neue Bayer-Tochtergesellschaft gerade erst begonnen. Abgesehen davon gäbe es Grund zur Freude.
Mit einem Plus von über 3% zählt die Bayer-Aktie heute zu den Most Wanted Werten unter den deutschen Blue Chips. Rang 2 hinter Volkswagen kann sich schon sehen lassen, viel wichtiger ist jedoch aus charttechnischer Sicht die Rückeroberung der runden 60-Euro-Marke. Denn die könnte jetzt als Sprungbrett für einen Ausbruch nach oben genutzt werden! Die Bären sollten dabei allerdings nicht unterschätzt werden...
Bayer streicht jede siebte Stelle in Deutschland und die ausstehenden Glyphosat-Klagen könnten schmerzhaft werden. Die Deutsche Bank kämpft mit Übernahmegerüchten, Zinsskandalen und dem andauernden Umbau, welche seit geraumer Zeit am Aktienkurs zerren. Und Wirecard ist die volatilste Aktie im DAX mit Kursstürzen von auch mal EUR 20 an einem Tag und bald wird das Short-Selling Verbot der BaFin auslaufen.
Das Gerichtsurteil im fernen Kalifornien hat die Bayer-Aktie auf dem völlig falschen Fuß erwischt - gerade noch waren die Papiere dabei, die 70er-Marke zurückzuerobern, lagen vor dem heutigen Handelstag mit +15,1% seit Jahresbeginn vorne. Damit ist es jetzt erstmal vorbei...
Beim Chemiekonzern Bayer steht am Freitag eine turbulente Hauptversammlung ins Haus. Die Übernahme von Monsanto brachte zahlreiche Risiken zu Tage, die Kritiker der Übernahme nun auf den Plan ruft. So fordert die Anlegerschutzorganisation DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) die Verwaltung von Bayer auf, die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu vertagen.
Eine weitere Schadenersatzzahlung in einem Prozess um den Unkrautvernichter Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat hat die Bayer-Aktie unter Druck geraten lassen. Erneut wird die Frage gestellt, ob die Monsanto-Übernahme ein riesiger Fehler war. Diese Frage wird Anleger noch sehr lange beschäftigen. Schließlich rollt die Prozesswelle erst an. Auch aus Sicht der Point & Figure Charttechnik ist die Bayer-Aktie derzeit verkaufenswert.
Derzeit kann niemand sagen, wie hoch mögliche Schadenersatzforderungen nun ausfallen, nachdem ein Gericht in den USA in einem richtungweisenden Glyphosat-Prozess klar gegen Bayer urteilte. Fest steht aber, dass der Monsanto-Kauf von Bayer schon heute als die größte Fehlentscheidung des Managements angesehen werden kann, die seit dem Neuaufbau des Konzerns nach dem Ende des 2. Weltkriegs getroffen wurden.