Wir wissen, dass eine US-Rezession durchschnittlich alle fünf Jahre auftritt und etwa ein Jahr dauert. In der jüngeren Vergangenheit hat sich der Abstand zwischen den Rezessionen etwas vergrößert. Der Beginn der letzten Rezession jährt sich im Dezember 2007 zum siebten Mal. Allein schon aus statistischen Gründen wäre innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre eine US-Rezession fällig.
Im Frühjahr sprach man an den Finanzmärkten von der Wiedergeburt der Inflation, auch, weil sich die Konjunkturperspektiven ausgerechnet im früheren Krisengebiet der Eurozone festigten. Amerika und Asien galten ohnehin als wirtschaftliche Selbstläufer. Ja, die Deflation schien besiegt zu sein. Schon wurden neben den USA selbst in der Eurozone Stimmen laut, der Anfang vom Ende der geldpolitischen Happy Hour könnte kurz bevorstehen.
Die Zentralbanken greifen zu ungewöhnlichen Mitteln und öffnen die Geldschleusen. Aber es sind ja auch ungewöhnliche Zeiten. Mit koordinierten Massnahmen greifen die US-Notenbank Fed, die EZB, die Bank of Japan, die Bank of Canada, die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank in die Liquidität der Märkte ein.
Der Gebert-Börsenindikator liefert kontinuierlich gute Ergebnisse. Die heftigen Abwärtsbewegungen der Jahre 1998, 2001, 2002, 2008 und 2011 wurden mit rechtzeitigen Verkaufssignalen vermieden. Bis auf einen kleineren Rückschlag zu Beginn des Jahres 2002 und einem zu frühen Ausstieg im Mai 2006 erfasst der Indikator die Bewegungen an den Börsen nahezu mustergültig. Der Indikator schlägt den DAX um Längen. Und dies nicht nur seit Beginn der „Live-Phase“ im Jahr 1996, sondern auch im Backtesting bis zurück in die 1960er Jahre.
Die Wachstumsverlangsamung Chinas macht sich seit Jahresbeginn in einem markanten Einbruch deutscher Exporte nach China bemerkbar. Allerdings hat sich die deutsche Exportwirtschaft zumindest teilweise aus ihrer Abhängigkeit von China befreit. Denn zogen verlangsamte Exporte in der Vergangenheit immer auch eine Verlangsamung der Auftragseingänge in der deutschen Industrie nach sich, so scheint dieser Zusammenhang aktuell an Bedeutung zu verlieren. Für Ersatzbefriedigung sorgt u.a. die Nachfrage nach deutschem Industrie Know How aus Indien, den USA und wieder Europa.
Fast täglich berichten Zeitungen über schlechte Unternehmensdaten, die Schuldenkrise sowie rückläufige Konjunkturdaten. Wieland Staud erklärt warum der DAX dennoch steigen könnte.
Der Donnerstag und Freitag brachte extreme Bewegungen an den Aktienmärkten. Der eine oder andere vermutet einen externen Eingriff („Manipulation“). Ein Übergang von einer extrem engen Ruhephase zu einer Trendphase kann nicht stattfinden, ohne dass gehobelt wird und Späne fallen. Die Tür ist in solchen Situationen zu eng. Alles will gleichzeitig hindurch. Jeder Fonds-Manager hat gesehen, in welche Richtung es ging. Raus oder Absicherungen aufbauen war das Gebot der Stunde. Martin Armstrong hatte einen Crash für den 1. Oktober auf der Rechnung. Der Markt präsentiert ihn uns sechs Wochen früher.
Die internationale Geldpolitik hat mit viel und billigem Geld zwei Resultate erzielt. Zum einen wurden die Staatsschuldenkrisen in Folge der weltweit dramatisch kreditfinanzierten Konjunkturprogramme beigelegt. Und zum anderen hat sie als Kollateralschaden massive Anlageblasen geschaffen. So setzt sich am Anleihemarkt der seit 1981 andauernde Trend sinkender Renditen weiter fort.