In aufgestauter Angst steckt viel Energie, wie wir in den letzten sieben Handelstagen sehen konnten. Die Wall Street blickt auf die rasanteste Rallye seit April, die längste Gewinnstrecke in über einem Jahr und den größten Turnaround in vier Jahren!
Themen der aktuellen Presseschau sind u.a. Alternativen zur europäischen Währungsunion, Chinas Konjunkturschwäche, das Preisniveau in Deutschland und der Schweiz, sowie die aktuelle Marktlage. Unternehmensseitig richtet sich der Blick u.a. auf Volkswagen, Allianz, RWE, Gerry Weber, Balda, Goldcorp, Apple.
Manchmal kommt es an der Börse wie geplant. Letzte Woche hatte ich betont, dass wir ab Dienstag eine technische Gegenbewegung sehen sollten. Der Turnaround setzte zwar erst 24 Stunden später ein, fiel dafüber aber um so dynamischer aus. Der S&P 500 Index holte in einer reaktiven Rallye etwa die Hälfte der vorhergehenden Verluste auf. Doch blicken wir nach vorne.
Gefühlt befindet sich die Wall Street in einem Bärenmarkt. Partys sind von kurzer Dauer und werden zum Abverkauf genutzt, wie man beim S&P 500 Index am Mittwoch sehen konnte. Noch ausgeprägter sieht man den Trend bei Einzelwerten.
Ob Grexit, Brexit oder Chinas Manipulierung des dortigen Aktienmarktes - wir Anleger leben in einer Welt voller Gefahren. Doch der Mensch strebt von seiner Natur her stets nach der Lösung und einem Ausweg. Fest steht, dass es eines Tages wieder zu einer Finanzkrise kommen muss. Alles - ob in der Natur oder an der Börse, kehrt irgendwann wieder zum Equilibrium zurück. Wie auch die Geburt und der Tot. Eines haben uns die letzten Wochen aber erneut gezeigt.
Seit der Entscheidung der US-Notenbank, die Zinsen am 16. September nicht anzuheben, wächst in den USA die Sorge vor einer nahenden Wirtschaftsflaute. Jeder Indikator wird an der Wall Street auf die Waagschale gelegt.
Wann die Zinsen nun steigen oder nicht steigen werden, ist nicht das Problem. Was die Wall Street paralysiert ist dagegen die Diskussion, wann es soweit sein wird. In der Zwischenzeit wird jeder ach so unwichtige Wirtschaftsindikator auf die Waagschale der Daytrader gelegt - und das nicht nur in den USA - sondern global.
Die Schockwelle begann in den Emerging Marktes, mit dem Einbruch der dortigen Währungen und der Schwäche bei den Anleihen und Aktien. Setzen sich diese Märkte in Bewegung, fallen die Reaktionen meistens übertrieben aus. Die Ereignisse in den Emerging Markets fachen in Folge die Unsicherheit im globalen Finanzsystem an, was sich letztendlich auf die Wall Street belastend auswirkt. Hier ist nun eines entscheidend:
Der S&P 500 bewegt sich seit Februar in einer Spanne von mageren 2.040 bis 2.130 Punkten. Bemerkenswert sind dabei zwei Dinge: Dass CNBC der Gesprächsstoff nicht ausgeht, und dass der Index die schlechte Verfassung des Aktienmarktes nicht treffend reflektiert.
Egal wie faul so mancher Deal oder wie ungesund so manches Elixir auch sein mag, dass Schlangen-Öl fließt wieder und ein Happy End wird in Aussicht gestellt. Griechenland will endlich gerettet werden. China befriedigt die Gier des Kapitalismus. In den USA fällt wiederum die Quartalssaison weniger schlecht als befürchtet aus.
Die Entscheidung der US-Notenbank, den Leitzins am 16. September nicht anzuheben, wird der Wirtschaft schaden. Mit den wachgerüttelten Animal Spirits entsteht der allgemeine Eindruck, dass das Wachstum in den USA gefährdet ist. Kurzum: Die angefachte Verunsicherung droht in Folge auch die Wirtschaft zu belasten.
Wir fahren immer intelligenter. Selbstfahrende Autos von Daimler, BMW, Google oder vielleicht sogar Apple drängen auf den Markt. Längst sind sie vorbei, die Zeiten des Ford Modell T. Aber geht es um die Geldanlage, befinden sich Privatanleger, wie auch viele andere Marktteilnehmer, in der Steinzeit.
Die Gewinne der Unternehmen im S&P500-Index leiden seit drei Quartalen unter dem festen US-Dollar und dem einbrechenden Ölpreis. Beides ist bekannt und somit keine Neuigkeit. Bis Jahresende sollte der Gegenwind durch diese beiden Faktoren anhalten - zumal sich die Talfahrt im Energie-Sektor fortsetzt, einhergehend mit einem ebenfalls festen Dollar. Da die Konzerne im S&P50-Index über 50 Prozent der Umsätze außerhalb der USA erzielen, wirken sich die unvorteilhaften Währungsschwankungen belastend aus.
Die Wall Street besteht aus nur noch wenigen Musketieren: Amazon (WKN 906866), Google (WKN A0B7FY), Facebook (WKN A1JWVX) und Starbucks (WKN 884437) dominieren das Geschehen, gemäß dem Motto: „Einer für alle, alle für einen“! Apple's Ergebnisse (WKN 865985) wurden zwar nicht gefeiert, und doch rangiert die Aktie auf Platz 19 der beliebtesten Aktien unter 1500 Werten.
Die Wall Street erlebt derzeit einen Bärenmarkt im Seitwärtstrend. Diese These nimmt zunehmend Form an. Der Dow Jones steckt seit sechs Monaten in einer der engsten Handelsspannen seit den 1920er-Jahren. So schwach der Aktienmarkt diese Woche gewesen sein mag, so wurde technisch betrachtet wenig Schaden angerichtet. Wir bewegen uns in der gleichen frustrierend flachen Spanne der letzten Monate. No big Deal!