Eine sehr volatile und aus charttechnischer Sicht mit dem starken Rebound zum Schluss eine sehr wichtige Börsenwoche geht zu Ende. Nur noch die US-Notenbank hat gefehlt, aber diese kommt nächste Woche mit der Zins-Entscheidung am Mittwoch ins Spiel.
Nach dem schwachen Jahresauftakt konnte EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstagnachmittag für eine Erleichterungsrallye im DAX sorgen. Anleger freuten sich auch am Freitag über die Aussicht auf weitere gelpolitische Lockerungsmaßnahmen. Allerdings muss sich die Erholung erst noch als nachhaltig erweisen.
Viele Marktteilnehmer hatten gehofft, dass die ersten beiden Wochen des noch jungen Jahres schnell der Vergessenheit anheimfallen würden. Dies war jedoch ein Trugschluss. Fokussierten sich die Investoren zu Jahresbeginn hauptsächlich auf die schwachen Aktienbörsen in China und den abwertenden Yuan, so gilt nunmehr die volle Aufmerksamkeit dem Absturz der Ölpreise.
Mit dem Abrutschen des Preises für WTI-Öl auf ein neues Tief wurde in Asien eine neue Ausverkaufsrunde eingeleitet, die auch den Nikkei 225 in einen technischen Bärenmarkt übergehen ließ (minus 20 Prozent vom Hoch in 2015). Der Deutsche Aktienindex wiederum wurde auf seine Vorjahrestiefs gedrückt.
Ein weiteres Mal ist ein Erholungsversuch an den internationalen Aktienmärkten gescheitert. Erneut hatten Turbulenzen an den Ölmärkten etwas damit zu tun, dass an der Wall Street am Dienstagabend anfängliche Gewinne ausradiert wurden und sich diese schlechte Stimmung am Mittwoch in Asien und Europa fortsetzte.
Am Freitag hält der positive Draghi-Effekt an. Die Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen vonseiten der EZB beschert dem DAX am Mittag einen satten Kurssprung. Selbst die 10.000er -Marke ist wieder in Sichtweite. Allerdings hatte Mario Draghi Ende 2015 die hohen Erwartungen der Anleger nicht erfüllen können. Möglicherweise gelingt es dieses Mal.
In den Medien geht die Angst vor einer globalen Wirtschaftskrise wie 2008 um. Der Umbau der chinesischen Volkswirtschaft von Export, Immobilien und Industrie hin zu Konsum und Dienstleitung ist nicht ohne Reibungsverluste zu bewerkstelligen. China scheint „Lost in Transition“ zu sein.
Die chinesische Notenbank hat heute mit der größten Liquiditätsspritze seit drei Jahren versucht, die Märkte zu beruhigen - ohne Erfolg. Die festlandchinesischen Aktien in Shanghai verloren drei Prozent, jene in Hongkong zwei Prozent. Der Nikkei in Japan verlor vom Tageshoch zum - tief rund 1000 Punkte.
Untergangspropheten malen das Bild eines Chinas, das kurz vor einer Mega-Rezession wie die USA im Jahr 1929 steht. Die 6,9 Prozent Wirtschaftswachstum für 2015 seien Lug und Trug. Und die in Wirklichkeit vorherrschende Konjunkturmalaise werde auch global streuen: China nimmt die ganze Welt in die Sippenhaft eines nachhaltigen Schrumpfungsprozesses.
Die Erholung gestern war eine Eintagsfliege. Schon gestern Abend fingen Anleger in New York an, die etwas höheren Kurse zum Ausstieg zu nutzen. Das hat sich in Asien fortgesetzt. Die japanische Börse tritt in einen Bärenmarkt ein.
EZB-Präsident Mario Draghi hat den geldpolitischen Joker ausgespielt und die Märkte kaufen ihm den Bluff erneut ab. Wie im Dezember könnten es die Anleger auch dieses Mal wieder bitter bereuen, auf weitere Geldgeschenke der EZB zu spekulieren, bevor sie beschlossen wurden.
Wie wenig Anleger noch auf eine Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank geglaubt haben, zeigt der heutige Freudensprung im Deutschen Aktienindex nach der Aussicht auf eine Stimuli-Ausweitung im März.
Während sich die Elite in Sachen Politik und Wirtschaft auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos trifft, werden Anleger heute auch gespannt darauf schauen, was die EZB zu Themen wie China, dem Ölpreisverfall und Inflation zu sagen hat.
Die jüngste Erholungsbewegung nach Veröffentlichung der neuesten BIP-Daten aus China hat nicht lange gehalten. Am Mittwochmittag gibt der DAX sogar sämtliche am Vortag erzielten Kursgewinne ab. Das Börsenbarometer nähert sich sogar der 9.000er-Punkte-Marke an, was einen weiteren Tiefpunkt in dem völlig verkorksten Start in das Börsenjahr 2016 bedeuten würde.
Nach all den Sorgen um eine abrupte Abbremsung der chinesischen Wirtschaftsdynamik und einem Ölpreisverfall, der die Märke zuletzt belastete, gab es heute zur Abwechslung mal eine Verschnaufpause. Die chinesische Wirtschaft wächst im Rahmen der Erwartungen und der Ölpreis kann sich zumindest stabilisieren.