In Sachen Brexit scheint es einen neuen Trend zu geben. So berichtete etwa der britische Telegraph heute in aller Frühe auf seiner Internetseite über seine neueste Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut ORB. Dabei ist die Zahl derjenigen, die einen Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) befürworten, wieder deutlich gestiegen.
Gerade an den Finanzmärkten ist von den Akteuren häufig ein rasches Urteilsvermögen gefragt. Und vor allem, wenn es um die Einschätzung weniger bekannten Sachverhalte wie Wirtschaftsdaten oder auch die Einschätzung von Marktpreisen geht, spielt der so genannte Verankerungseffekt eine wichtige Rolle. Dieser Abkürzungsweg bei unseren Gedankengängen ist deswegen so wichtig, weil er nicht nur Zeit spart, sondern sich fast immer automatisch und häufig unbewusst vollzieht.
Die Reaktion der Marktteilnehmer auf das gestrige Statement des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) war wieder einmal typisch gewesen. Denn die Pressemitteilung wurde per Saldo als zumindest leicht hawkish interpretiert. Obwohl bei genauem Hinsehen eigentlich gar nicht so viele falkenhafte Töne herauszulesen waren. Ja, der Arbeitsmarkt wird vom FOMC etwas positiver gesehen. Dennoch...
Obgleich ich über dieses Thema schon einmal geschrieben habe, muss ich jetzt noch einmal darauf zurückkommen. Es geht um den Mythos 200-Tage-Linie, der sich nicht nur wegen der Erwähnung in den Finanzmedien immer noch hartnäckig am Leben hält und sich sogar großer Beliebtheit erfreut. Erschreckenderweise auch unter Anlageprofis und Finanzberatern.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie zu Beginn der Finanzkrise das Thema Gold in aller Munde war. Wer damals gegen drohende Inflation, einen mögliches Zerbrechen des Euro oder auch aus Angst vor einem großen Zusammenbruch der Banken Vorsorge treffen wollte, hatte sich Gold zugelegt. Und zwar physisch. Der Run auf das gelbe Metall war so stark gewesen, dass im September 2011 für eine Unze Gold rund 1.920 US-Dollar bezahlt wurden - das war das bisherige Allzeithoch.
Eigentlich wollte ich dem Präsidenten der Fed von St. Louis den Titel „Retter der Aktienmärkte“ verleihen. Denn er ist es gewesen, der vor knapp drei Wochen mit seinem Statement, man könne bei Bedarf neuerliche Anleihekäufe seitens der US-Notenbank vornehmen, dafür sorgte, dass Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks ihren Kursrutsch abrupt beendeten und zu einer scharfen Erholung ansetzen konnten. Anders ausgedrückt: Der nicht gerade als Zinstaube bekannte James Bullard hatte sich offensichtlich mehr Sorgen über die fallenden Aktienkurse als um eine stringente Notenbankpolitik gemacht.
Bei der Einschätzung der Lage am deutschen Aktienmarkt scheiden sich derzeit die Geister bei der Frage, ob die Korrektur der vergangenen Woche, die den DAX immerhin auf Indexstände von weniger als 8.400 Punkten gedrückt hatte, beendet ist oder ob noch ein zweiter Abwärtsast folgt. Denn die Stimmung zwischen institutionellen und privaten Anlegern hat sich zuletzt diametral entgegengesetzt entwickelt.
Unlängst verbrachte ich ein paar Tage Urlaub zur Entspannung in einem sehr guten Hotel im Schwarzwald, das auch über ein vorzügliches Restaurant verfügte. Und so entschloss ich mich, zusammen mit meinem Sohn, der mich bei dieser Reise begleitete, zur Abrundung meines Kurz-Aufenthalts in diesem Lokal abends essen zu gehen. Ein Fünf-Gang-Menü war angesagt, und nun ging es nur noch darum, einen geeigneten Wein zu diesem vielversprechenden Mahl zu finden.
In der Eurozone herrschen Wachstumssorgen und Deflationsgefahren. Dabei bemüht sich die Europäische Zentralbank redlich, zumindest den Eindruck zu erwecken, sie werde im kommenden Jahr mit einem echten quantitativen Lockerungsprogramm (QE) in Form von Staatsanleihekäufen beginnen. Doch ist es dem EZB-Präsidenten bislang offenbar aber nicht gelungen, alle Mitglieder des EZB-Rats und offenbar auch nicht die Mehrheit des Direktoriums die Mehrheit des Direktoriums von seiner Mission zu überzeugen.
Ob nun auf dem Thermometer oder in der Welt des Geldes - für viele Menschen spielt die Null eine ganz wichtige Rolle. Für manche ist sie die Trennlinie zwischen Gut und Böse, könnte man meinen. Auch für den deutschen Finanzminister Schäuble ist die Null offenbar ein so wichtiger Referenzpunkt, dass er für sie die merkwürdigsten Verrenkungen vollführen und alle erdenklichen Opfer erbringen möchte. Da spielt es keine Rolle, dass unlängst die Wachstumsprognosen für die Eurozone zurückgenommen worden sind. Man kann es ja auch verstehen; schließlich hat er die historische Chance, zum ersten Mal seit 1969 als Finanzminister einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können. Mit einer schwarzen Null sozusagen hätte er das Zeug, in die Geschichtsbücher einzugehen. Notfalls muss dafür eben gespart werden.
Eigentlich hatte ich sie schon längst vergessen. Ich meine die Bitcoins. Aber am Montag fiel mir die ganze Geschichte wieder ein, als ich las, dass die virtuelle Währung die 300-Dollar-Linie unterschritten habe. Das wirkt schon ernüchternd, wenn man bedenkt, dass Ende November 2013 ein Bitcoin sogar einmal teurer als eine Unze Feingold war. Aber nur einen Tag lang.
Börsianer haben derzeit ein echtes Problem: Selten erschien ihnen der Aktienmarkt so unverständlich und rätselhaft wie im Augenblick. Naturgemäß fällt es vielen Akteuren ohnehin schwer, trotz positiver Prognosen noch an der Spitze des Aufwärtstrends einzusteigen. Obwohl dies in erster Linie eine Frage des Referenzpunktes und nicht unbedingt eine Frage der Aktienkursbewertung ist.