Die abstürzenden Börsen in China haben in den letzten Wochen für erhebliche Unruhe gesorgt. Zwar blieben die Reaktionen an den westlichen Börsen überschaubar, dennoch besteht die Gefahr, dass das nicht so bleibt. Mit dem Ende der Berichtssaison fehlen schließlich die bestimmenden Themen und im Sommerloch werden neue Themen gerne aufgenommen. Für die Börsen könnte dies nichts gutes bedeuten.
Der deutsche Aktienindex fiel von Freitag auf Montag um etwa 400 Punkte von rund 11.500 auf rund 11.100 (vgl. Chart). Diese Korrektur löste eine erneute O-Säule aus, die jedoch für die weitere Marktentwicklung unerheblich bleibt, solange die 10.474 Punkte (Linie 3) nicht unterboten werden.
Kommt uns dies nicht alles bekannt vor? Rasant nach oben schnellende Aktienkurse haben unbedarfte Privatanleger angelockt. Vom einfachen Bauarbeiter, über den Taxifahrer bis hin zur Putzfrau und dem Rentner wollten alle am Kursfeuerwerk mitverdienen. In diesem Umfeld reichte es oftmals schon, wenn sich Unternehmen innovativ klingende Namen gaben, um Käufer anzulocken.
Die erdrückende mediale Dominanz der griechischen Schuldenkrise verdeckt eine viel größere Gefahr für die globale Wirtschaft und die Finanzwelt. Es geht um die chinesischen Anlageblasen, konkret um die Gefahr ihres Platzens. Mittlerweile hat der chinesische Immobilienboom seinen Zenit längst überschritten. Im Trend fällt das chinesische Geschäftsklima im Immobiliensektor seit 2010, obwohl Chinas Leitzins bereits viermal binnen Jahresfrist gesenkt wurde. Für die sehr Altersvorsorge orientierten Chinesen ist damit ein Vermögensverlust entstanden, der gleichzeitig auf eine anhaltend hohe Hypothekenverschuldung trifft.
Rätseln werden die China-Anleger, ob die Maßnahmen der Regierung wirksam sind: Staatsfonds dürfen Aktien kaufen, Neuemissionen werden gebremst, es kommt häufig zu Kursaussetzungen einzelner Werte, um den Abwärtstrend zu stoppen. Können solche Maßnahmen greifen? Ein Blick auf den langfristigen SSE Composite zeigt: besonderes außergewöhnlich ist die aktuelle Situation keineswegs.
Zum Start in die neue Woche sorgt die Börse in Shanghai mit dem größten Tagesverlust seit 2007 für Schlagzeilen, die auch in Frankfurt nicht gut ankommen. Der DAX setzt seine Abwärtsbewegung fort. Die Fünfstelligkeit ist allerdings nicht in Gefahr. Dazu fehlen weitere 10 Prozent. Ein solcher Absturz ist allerdings nicht abzusehen, dazu sind die Fundamentaldaten außerhalb Chinas zu gut.
Ob Grexit, Brexit oder Chinas Manipulierung des dortigen Aktienmarktes - wir Anleger leben in einer Welt voller Gefahren. Doch der Mensch strebt von seiner Natur her stets nach der Lösung und einem Ausweg. Fest steht, dass es eines Tages wieder zu einer Finanzkrise kommen muss. Alles - ob in der Natur oder an der Börse, kehrt irgendwann wieder zum Equilibrium zurück. Wie auch die Geburt und der Tot. Eines haben uns die letzten Wochen aber erneut gezeigt.
Im vergangenen Jahr konnten viele asiatische Märkte beachtliche Kurszuwächse erzielen, und die Exportwirtschaft der Industrieländer setzt weiterhin auf wachsende Märkte in Fernost. Wie sieht es an Chinas Börse aus, in Anbetracht von Euro-Geldsegen und Ukraine-Krise?
Die Konjunktursorgen in China halten sich. So setzen die chinesischen Gewinne ihren Schrumpfungskurs aus dem Winterhalbjahr nach einer kurzen Verschnaufpause fort. Und der Einbruch des vom Wirtschaftsdatenanbieters Markit veröffentlichten Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe lässt auf keine schnelle Besserung hoffen.
Egal wie faul so mancher Deal oder wie ungesund so manches Elixir auch sein mag, dass Schlangen-Öl fließt wieder und ein Happy End wird in Aussicht gestellt. Griechenland will endlich gerettet werden. China befriedigt die Gier des Kapitalismus. In den USA fällt wiederum die Quartalssaison weniger schlecht als befürchtet aus.