Mit massiven Zinserhöhungen zwischen Sommer 2004 und Sommer 2006 wollte die Fed die außer Rand und Band geratene Immobilienblase wieder in die Realität zurückholen. Schließlich hatte diese „erfolgreiche“ Zinsmission nicht nur die Immobilienblase ruiniert, sondern um ein Haar auch fast das gesamte Finanzsystem.
Volkswirtschaftlich sind die Argumente für Zinserhöhungen in den USA rar gesät. Neben einem ohnehin schwächeren weltkonjunkturellen Umfeld leidet Amerika zusätzlich unter dem starken, exportschädlichen US-Dollar: Mit 46,5 liegt der Subindikator für Exportaufträge des Einkaufsmanagerindex ISM klar unterhalb der Expansionsschwelle von 50. Auch die Lage am von der Fed vielbeachteten US-Arbeitsmarkt ist weniger robust als allgemein angenommen.
Krise? Welche Krise? Athens Börse im Sturzflug? Who cares?! Chinas Aktienmärkte am Boden? Na und?! Der Dow Jones im Abwärtstrend in Richtung Jahrestief (17.038 Zähler Anfang Februar) und einer bisherigen 2015er-Jahresperformance von -2,3 Prozent? Scheinbar egal! Völlig unberührt von alledem kletterten die deutschen Aktienmärkte zuletzt aufwärts.
Im Frühjahr sprach man an den Finanzmärkten von der Wiedergeburt der Inflation, auch, weil sich die Konjunkturperspektiven ausgerechnet im früheren Krisengebiet der Eurozone festigten. Amerika und Asien galten ohnehin als wirtschaftliche Selbstläufer. Ja, die Deflation schien besiegt zu sein. Schon wurden neben den USA selbst in der Eurozone Stimmen laut, der Anfang vom Ende der geldpolitischen Happy Hour könnte kurz bevorstehen.
Der sich im Trend eintrübende Einkaufsmanagerindex für das weltweite Verarbeitende Gewerbe deutet mit einem Wert von aktuell 51 keine markante Konjunkturbeschleunigung an. Im Einklang dazu setzen auch die konjunkturreagiblen Energie- und Industrierohstoffe nach einer kurzen Gegenbewegung zu Jahresbeginn ihre Schwächephase fort.
Die üppige Geldpolitik ist schon längst nicht mehr nur auf die „verwahrloste“ westliche Industriewelt und Japan begrenzt. Auch China muss mittlerweile auf die Illusion des unbegrenzten Geldes zurückgreifen, um irgendwie real- und finanzwirtschaftlich Land zu gewinnen. Geldpolitisch berauscht sollen sich die Investoren weltweit fühlen wie im berühmten französischen Chanson „ La vie en rose“.
Themen der aktuellen Presseschau sind u.a. der griechische Staatsbankrott, die griechische Börse, die Kommunikation der Bank of England, der Euro-Wahnsinn sowie die Lage bei Gold. Unternehmensseitig richtet sich der Blick u.a. auf Deutsche Telekom, BMW, Daimler, Wacker Chemie, CA Immobilien, HSBC, Nokia, Gilead Sciences, AbbVie.
Seit dem umstrittenen Kompromiss zu den Griechenschulden wird heftigst über dessen Für und Wider diskutiert. Die einen finden, die deutsche Seite sei zu hart mit den Griechen umgesprungen, während die anderen meinen, man könne nicht hart genug sein und die Griechen hätten ohnehin erneut nur Versprechen abgegeben, die sie niemals einhielten. Welcher Seite man zuneigt, hängt in der Regel von der eigenen politischen Einstellung ab.
Im griechischen Verhandlungspoker kann ich nichts Verwerfliches darin erkennen, dass die deutsche Seite einen Grexit auf Zeit ins Spiel brachte. Klappern gehört zum Verhandlungs-Handwerk. Auch privat feilscht man bis zum Schluss, etwa beim Kauf eines Hauses oder Gebrauchtwagens. Hat die griechische Seite und ihre Unterstützter etwa nicht gepokert? Gleiches Recht für alle! Was wäre denn die Alternative gewesen? Einfach um des lieben eurozonalen Friedens willen den Mund halten, klein beigeben und lediglich auf der Basis einer noch nicht vom griechischen Parlament verabschiedeten Reformliste milliardenschwere Hilfsgelder auszahlen? Den Fehler hat man schon einmal gemacht.
Themen der aktuellen Presseschau sind u.a. die Yuan-Abwertung und die Folgen außerhalb Chinas, die Konjunktur in Griechenland, eine Insolvenzordnung für Staaten. Unternehmensseitig richtet sich der Blick u.a. auf Commerzbank, Deutsche Telekom, K+S, ThyssenKrupp, RWE, Zalando, SMA Solar, United Internet, Aurelius, Nestlé, Aggreko, BlackBerry.
Die Konjunktursorgen in China halten sich. So setzen die chinesischen Gewinne ihren Schrumpfungskurs aus dem Winterhalbjahr nach einer kurzen Verschnaufpause fort. Und der Einbruch des vom Wirtschaftsdatenanbieters Markit veröffentlichten Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe lässt auf keine schnelle Besserung hoffen.
Die Börsen haben mit Erleichterung auf die „Einigung“ im endlosen Griechenland-Desaster reagiert. Wir sehen die Sache anders. Neue Kredite gegen neue Versprechungen, genau so sieht der Deal aus, der den Griechen insgesamt mehr als 80 Milliarden Euro zusätzlich einbringen soll. So zieht man ein Dutzend Verhandlungspartner über den Tisch! Bezahlen werden das natürlich wieder wir alle.
Themen der aktuellen Presseschau sind u.a. die Griechenland-Rettung und deren Chancen, die Frage nach der Legitimtät eines Schuldenschnitts, die China-Blase. Unternehmensseitig richtet sich der Blick u.a. auf K+S, Airbus, Tele Columbus, Deutsche Pfandbriefbank, Swatch, Bank of America, Boeing, Twitter, Apple, Netflix.