In einigen Bundesländern sind ja momentan zur Freude der Schüler - und natürlich auch der Lehrer - Pfingstferien. Diejenigen, die sich auf den Autobahnen tummeln, dürften jedoch mit leichtem Verdruss bemerken, dass Benzin an den Zapfsäulen aktuell nahezu täglich etwas teurer wird.
Seit Beginn des Jahres gibt es ein großes Thema, das auf nahezu alle anderen Märkte mit ausstrahlt: Die Entwicklung der Ölpreise. Wurden früher fallende Ölpreise als günstig für die Entwicklung der Konjunktur in den Industrieländern betrachtet, so war der Wirkungszusammenhang in letzter Zeit meist anders herum.
Der Ölpreis könnte sich heute vom Saulus zum Paulus wandeln. Öl drohte in den vergangenen Wochen immer wieder nach unten durchzurutschen, heute allerdings scheint ein Ausbruch nach oben möglich.
Ölpreis-Bullen, die sich nach dem Preissturz in der zweiten Jahreshälfte 2014 eine Erholung der Notierungen in 2015 gewünscht hatten, wurden herbe enttäuscht. Der Preis für das „schwarze Gold“ geriet sogar noch mehr unter Druck. Kurzfristig scheint sich daran auch nichts zu ändern, mittel- bis langfristig bleiben jedoch Hoffnungsschimmer.
Die Rohstoffpreise fallen seit dem Jahr 2011 kontinuierlich. Die Bewegung beschleunigte sich ab Mitte 2014, als der zuvor noch robuste Ölpreis sich dem Abwärtstrend anschloss. Eine Beschleunigung nach unten endet häufig in einer Art „Klimax“-Situation. Diese ist von Panik gekennzeichnet. Der 28. September 2015 dürfte sich als „Rohstoff-Umkehr-Schlüsseltag“ erweisen.
Weiterhin recht steil geht es mit dem Ölpreis der Nordseesorte Brent nach Norden. Bislang unternehmen die Bären keine Anstrengungen, den Höhenflug zu bremsen.
Jeder, der einmal mit Hebelprodukten gehandelt hat, ist diesem Problem begegnet. Ausgerechnet wenn sich die entsprechenden Basiswerte (Aktien, Indizes, Rohstoffe, etc.) in die gewünschte Richtung bewegen, nimmt die Hebelwirkung schon wieder ab. So etwas passiert mit Faktor-Zertifikaten nicht.
Das Überangebot an den weltweiten Ölmärkten spricht immer noch nicht für eine nachhaltige Ölpreiserholung. Allerdings dürften Ölpreis-Bullen zuletzt neuen Mut geschöpft haben.
Noch immer sind die Argumente für steigende Ölnotierungen schwer zu finden. Trotzdem müssen Ölpreis-Bullen ihre Hoffnungen nicht endgültig ad acta legen.
In der letzten Woche erläuterten wir anhand der Point & Figure Analyse, dass Rohöl (hier WTI = West Texas Intermediate) nicht weiter fallen wird. Und so war es auch. Da die Aktienmärkte zwischenzeitlich wenig Erwähnenswertes boten, können wir uns heute nochmals dem interessanteren Rohölpreis widmen: Dort gab es zwar starke Kursschwankungen, aber das Tief und vorherige Kursziel bei 37,82 wurde nicht nochmals getestet.
Wichtige Ölförderer konnten sich nicht auf eine Deckelung der Produktion einigen. Trotzdem muss das nicht heißen, dass die Rohölnotierungen auf ewig auf ihrem niedrigen Niveau verharren müssen.
Dass der Ölpreis seine Gewinne am Freitag nicht verteidigen konnte, schwebt heute wie ein Damoklesschwert über den Aktienmärkten. Das war eine Bullenfalle im Öl.
Ich kann mich noch gut an meine Jugendzeit erinnern, damals herrschte Ölknappheit. Ja, das Thema Öl war in aller Munde und es gab bei Ravensburger ein Spiel, das ich leidenschaftlich gerne mit meinen Freunden spielte - es hieß Öl für uns alle. Das mag so Anfang der 1970er Jahre gewesen sein.
Einige Marktteilnehmer hatten dauerhaft niedrige Ölpreise vorhergesagt. Zuletzt zeigte sich jedoch, dass der Abgesang auf die Ölnotierungen zu früh gekommen sein könnte.
Seit Mitte 2014, als der Ölpreis (hier WTI = West Texas Intermediate) noch bei über 100 USD notierte, ist dieser um mehr als 50 Prozent gefallen. Hauptursachen waren die wirtschaftliche Schwäche Asiens, insbesondere Chinas, zwischenzeitlich aber auch der politische Druck auf Russland wegen des Ukraine-Konfliktes. Rohöl war im August „überverkauft“.