Dass die Umstellung des chinesischen Wirtschaftsmodells nicht ohne Risiken ist, wissen die Investoren spätestens seit dieser Handelswoche. Die rasante Abwärtsbewegung im DAX seit Jahresbeginn ist heute dank eines abermaligen beherzten Eingreifens der chinesischen Regierung vorerst gestoppt worden.
Was für ein Börsenstart ins Jahr 2016 - Nach dem hoffnungsvollen Jahresausklang rund um die Feiertage hatten viele Anleger mit einer Fortsetzung dieses Trends zum auch saisonal in der Regel positiven Jahresbeginn gerechnet. Aber China machte gleich am ersten Tag mit einer Aussetzung des Börsenhandels nach sieben Prozent Kursverlusten all diesen Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung.
Die chinesische Regierung lässt den Yuan immer schneller abwerten und die Frage drängt sich auf, warum sie es damit so eilig hat. Die Regierung könnte etwas wissen, was die Märkte noch nicht wissen. Die Investoren fürchten sich zunehmend vor einem Abwertungswettlauf an Asiens Währungsmärkten.
Entspannung an den wichtigsten Fronten war heute angesagt. Ob die Erholungsrally im Ölpreis, der Abprall des Euro zum US-Dollar an der 200-Tage-Linie oder die Verteidigung der charttechnisch wichtigen Marke von 10.115 Punkten beim DAX - auf wichtigen Märkten folgte heute die Gegenbewegung auf die Entwicklung der vergangenen Tage.
Es scheint, als hätten die Märkte Janet Yellen gefangen genommen und würden sie erst wieder freilassen, wenn Sie den Leitzins auch an diesem Mittwoch nicht antastet. So zumindest kann man die Turbulenzen interpretieren, die in den vergangenen Tagen an den Finanzmärkten zu beobachten waren.
Die jüngsten Nachrichten aus China haben am Freitagvormittag auch zu einer Stabilisierung im DAX geführt. Bleibt nur noch die Frage, ob die Börsenturbulenzen damit ausgestanden sind.
Am ersten Handelstag dieses Jahres verlor der DAX mehr als 4 Prozent an Wert. Wer nun auf eine Stabilisierung gehofft hatte, wurde enttäuscht, da die chinesischen Börsenturbulenzen die weltweiten Aktienmärkte auch weiterhin in Atem halten. Für das wichtigste deutsche Börsenbarometer ging es somit am Donnerstagmittag sogar unter die 10.000er-Marke.
Würde China den Yuan abwerten, stünde der US-Dollar mit seiner Stärke allein auf weiter Flur. Diese wäre für die USA insofern gefährlich, weil Deflation importiert werden würde und sich die Exportaussichten für US-Produkte verschlechtern würden. Der US-Industriesektor spürt solche Auswirkungen bereits. Die Margen international operierender US-Unternehmen würden unter Druck geraten.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt kommen nach den Turbulenzen der vergangenen Tage zur Besinnung und erkennen, dass ein Crash und Panik an den Märkten noch nie durch Dinge ausgelöst wurde, denen man sich wie im Falle der wahrscheinlichen Zinsanhebung sehenden Auges nähert. Schnäppchenjäger greifen zu.
Die Sitzung der US-Notenbank und damit die wahrscheinliche erste Zinserhöhung seit zehn Jahren in den USA am kommenden Mittwoch werfen ihre Schatten voraus. Auch die Anleger am deutschen Aktienmarkt halten sich vor einer so wegweisenden Entscheidung zurück.
Die erneute Abwertung des Yuan und der Crash mit Handelsaussetzung an den chinesischen Börsen versetzten den Märkten heute erneut einen schweren Schlag. Den Deutschen Aktienindex drückte dies zum ersten Mal seit Oktober wieder in den vierstelligen Bereich.
Oder besser gesagt: Unglück? Zwei Themen, die uns schon in 2015 beschäftigten, scheinen uns auch im Jahr 2016 weiter auf Trab zu halten. Dies ist zum einen das auf neue Elf-Jahrestiefstände purzelnde Öl und zum anderen die Turbulenzen an den Märkten in China. Dort wurden sowohl am Montag als auch heute die Börsen vorzeitig geschlossen, da der maximale Tagesverlust von 7% für die Leitindizes erreicht worden war.
So ist es oft mit den Geschenken zum Fest. Man fiebert auf den Weihnachtstag hin, freut sich oft nur kurz über das eine oder andere, um dann später festzustellen, dass man es nicht wirklich braucht. So könnte man auch die von den Investoren weltweit erwarteten, erhofften und in der vergangenen Woche dann endlich erfolgten Zinswende in den USA einordnen.
Zwei Tage vor der Entscheidung der Fed über die weitere Geldpolitik und damit auch kurz vor der Antwort auf die Frage, ob die Zinswende nun eingeläutet wird oder nicht, konnten positive Konjunkturdaten aus China und Europa nicht für eine ausgedehntere Erholung im DAX sorgen.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt trauten dem Braten heute nicht: Zwar sank der Euro gegenüber dem Dollar um einen halben Cent und Öl stabilisierte sich auf der Höhe der Vortagestiefs. Bei Anlegern war aber erst einmal Wunden lecken angesagt.