Grenke geht in die Offensive: Sonderprüfung soll die eigene Unschuld beweisen

(Bildquelle: © Grenke)

Der im MDAX notierte Konzern Grenke (WKN: A161N3 / ISIN: DE000A161N30) gab am Donnerstagvormittag per Ad-hoc-Meldung bekannt, Warth & Klein Grant Thornton als eine der führenden mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland für ein unabhängiges Gutachten mandatiert zu haben. Das Leasing- und Factoring-Unternehmen Grenke kündigte bereits am Montag, den 21. September an, die Übernahmen der Franchise-Unternehmen durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer prüfen zu lassen.

Laut der Meldung wird sich das Gutachten unter anderem auf die Marktüblichkeit der Bewertungen, die Vorteilhaftigkeit für Grenke und die Validierung der geschlossenen Kaufverträge einschließlich der beteiligten Parteien erstrecken.

Schwere Vorwürfe

Die Aktie von Grenke stürzte in der vergangenen Woche um zeitweise über 50 Prozent in die Tiefe, nachdem der Börsendienst Viceroy Research Grenke in einem Bericht unter anderem Bilanzfälschung, Geldwäsche und Krypto-Betrug vorgeworfen hatte. Ob an den Anschuldigungen etwas dran ist oder ob diese nur in den Raum gesetzt worden sind, um sich selbst zu bereichern, ist nach wie vor unklar. Der Herausgeber von Viceroy Research ist der berüchtigte Wirecard (WKN: 747206 / ISIN: DE0007472060)-Jäger und Short-Seller Fraser Perring, der auch bei Grenke short gegangen ist.

Viceroy Research hatte behauptet, das Franchise-System von Grenke sei ein Dickicht, mit dem Scheingewinne verschleiert werden sollen, die bei der Übernahme von Einzelgesellschaften dann mit überhöhten Bewertungen in der Grenke-Bilanz verbucht wurden.

Im Visier der Finanzaufsicht

Grenke stritt die Vorwürfe bisher vehement ab. Das Unternehmen hat inzwischen auch das Augenmerk der Finanzaufsicht auf sich gezogen. „Wir werden alle aufsichtlichen Instrumente natürlich prüfen und gegebenenfalls nutzen“, erklärte jüngst Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Er betonte, dass man anders als im Fall Wirecard den Vorteil habe, dass die komplette Unternehmensgruppe unter BaFin-Aufsicht stehe. Nach dem Zusammenbruch des zuvor ebenfalls von Perring angegriffenen Zahlungsabwicklers war die BaFin in die Kritik geraten, da sie den Luftbuchungen beim Fintech nicht auf die Schliche gekommen war.

Aktie weiter angeschlagen

An der Börse ist Grenke trotz der Kursstabilisierung der zurückliegenden Tage weiterhin angeschlagen. Anleger sollten um die Papiere vorerst einen großen Bogen machen, denn im Falle neuer Negativmeldungen könnte Grenke der nächste Abverkauf bevorstehen.

Das dürfte auch für die Aktie von Nikola (WKN: A2P4A9 / ISIN: US6541101050) gelten, die ebenfalls ins Visier von Kritikern geraten ist. Laut dem Börsenbrief „Hindenburg Research“ soll der amerikanische E-Truck-Entwickler bei der Darstellung seiner Technologie betrogen haben. Auch hier muss sich noch zeigen, ob sich die Vorwürfe erhärten werden.

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