Woran der Euro zerbricht

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Bundesbank

Es ist eigentlich ruhig geworden um die Schwarzmaler, die noch vor ein paar Jahren das Ende des Euro prognostiziert hatten. Was wurde nicht diskutiert, ob Griechenland angesichts seiner damaligen Verschuldungssituation aus der Eurozone austreten müsse. Und das unter dem fadenscheinigen Vorwand, dass das Land mithilfe einer Abwertung und einer neu zu schaffenden Währung wieder konkurrenzfähig werden könne. Möglicherweise würden sogar andere Staaten folgen müssen, wenn erst einmal ein solches Exempel statuiert worden sei, hieß es. Denn aus dem Teufelskreis der damals steigenden Zinsen, gefolgt von einem höheren Kapitalbedarf zur Schuldentilgung, weiteren Sparmaßnahmen, wirtschaftlicher Schrumpfung und dem Verlust der Leistungsfähigkeit käme mancher Staat an der Peripherie der Eurozone höchstwahrscheinlich nicht mehr heraus. Das war im Jahre 2012. Im gleichen Jahr, als sich die Europäische Zentralbank unter Führung ihres Präsidenten Mario Draghi schließlich so richtig ins Zeug gelegt hatte. Man werde alles unternehmen, um den Euro zu retten, war das Versprechen, das auch heute noch gilt.

Tatsächlich hat die Zentralbank bis heute zwar manchmal gezögert, aber nichts unversucht gelassen. Einzig und allein ein Mittel hat sie bislang nicht angewandt: echte quantitativen Lockerungen. Dennoch gibt es nicht wenige, die richtigerweise sagen, die EZB sei ohne die Hilfe der Fiskalpolitik am Ende.

Schon lange habe ich nicht mehr das Wort Austerität gehört, das Spardiktat, das vor allen Dingen deutsche Politiker den Schwächeren innerhalb der Eurozone auferlegten. Man kann verstehen, dass sich Schuldner, wenn sie die Hilfe der stärkeren Mitglieder der Eurozone in Anspruch nehmen, einem strengen Sparprogramm verpflichten sollten. Aber ist dies auch sinnvoll?

Austerität um jeden Preis

Sparen war offensichtlich auch hierzulande zeitweise so stark in Mode, dass sich die fliegende Bundeswehrflotte unlängst als „nicht mehr einsatzfähig“ präsentieren musste. Und als ich die Gründe für die desolate Situation beim Heer las, konnte ich mir richtig vorstellen, wie eins zum andern gekommen war. Denn das Wehrressort hatte (vgl. Spiegel online) im Jahr 2010 im Zuge der Finanzkrise offenbar einen Bestellstopp für Ersatzteile angeordnet, von dem sich die Flotte aus Hubschraubern und Flugzeugen nie erholt habe – ein Beispiel, stellvertretend für viele Fälle, nicht nur in Deutschland, wie man sich zu Tode sparen kann. Kostensenkung, Selbstoptimierung und Sparmaßnahmen führen in ihrer Extremform nicht zu Wachstum, sondern zur ökonomischen Schrumpfung, Demotivation und Perspektivlosigkeit der betroffenen Menschen.

Allerdings gelten die Tugenden Sparen und Kostensenken nicht für alle Menschen gleichermaßen. Dies belegt etwa ein Blog, den ich heute gerade bei zerohedge.com aufgeschnappt habe, wonach die Ungleichheit in den USA heute 50 Prozent höher sein soll als im alten Rom – Sklaven inklusive…

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GoldbergEin Beitrag von Joachim Goldberg.

Er beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein. Seitdem setzt er sich intensiv mit der ”Behavioral Finance” genannten verhaltensorientierten Finanzmarktanalyse auseinander.
Joachim Goldberg schreibt regelmäßig auf seinem Blog www.der-goldberg.de.

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Bundesbank