Geliebter Euro

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Als der Euro noch zu Jahresbeginn gegenüber dem US-Dollar mit einem Wechselkurs von etwas mehr als 1,03 gehandelt wurde, gab es eine große Mehrheit von Analysten, die keinen Pfifferling mehr auf die Gemeinschaftswährung geben wollten. Dass schon bald die Parität erreicht werden sollte, schien keiner Prognose mehr wert zu sein, sondern galt als eine Entwicklung, der man vielfach eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent in diesem Jahr einräumte. Tatsächlich waren die Kursziele mancher Analysten viel tiefer angesetzt.

Nun ist alles ganz anders gekommen. Was sich anfangs noch als eine „gesunde“ Aufwärtskorrektur im groß angelegten Abwärtstrend des Euro anfühlte, sieht nun, zumindest was die Langfristprognosen angeht, wie ein Major Reversal, eine langfristige Trendwende aus. Statt von der Parität für den Euro/Dollar-Kurs spricht man nun von 1,20 USD pro Euro. Dafür mussten mancherorts gleich ganze makro-ökonomische Analysen umgeschrieben werden, damit wieder alles ins Bild passte. Mit einem Male gibt es keine politischen Risiken mehr für die Gemeinschaftswährung – die wichtigsten und gefährlichsten Wahlen für die Finanzmärkte scheinen für dieses Jahr bereits hinter uns zu liegen. Den Rest hat Mario Draghi bei seiner berühmten Rede im portugiesischen Sintra vor zwei Wochen besorgt, als er andeutete, die Europäische Zentralbank könnte sich demnächst mit einer Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik zumindest gedanklich befassen. Plötzlich wird den Worten des EZB-Präsidenten sogar mehr Gewicht beigemessen als den Ausführungen der Chefin der US-Notenbank Janet Yellen. Obgleich weder klar ist, wann der Abschied von der ultra-lockeren Geldpolitik in der Eurozone beginnen und wie lange er dauern wird, haben die Finanzmärkte entsprechend deutlich reagiert…

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GoldbergEin Beitrag von Joachim Goldberg.

Er beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein. Seitdem setzt er sich intensiv mit der ”Behavioral Finance” genannten verhaltensorientierten Finanzmarktanalyse auseinander.

Joachim Goldberg schreibt regelmäßig auf seinem Blog www.joachim-goldberg.com.

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