Die Corona-Krise schickte im vergangenen Jahr vor allem viele Aktien von Unternehmen aus zyklischen Branchen auf Talfahrt. Dazu gehörten auch die Papiere vom Industrie- und Stahlkonzern Thyssenkrupp (WKN: 750000 / ISIN: DE0007500001). Die Aktie brach im März vergangenen Jahres auf in der Spitze 3,30 Euro ein, was den tiefsten Stand in der bisherigen Kurshistorie bedeutete.
Doch ab Herbst 2020 verzeichnete Thyssenkrupp eine beeindruckende Aufhol-Rallye, im Zuge der sich die Notierungen bis zum Mai 2021 mehr als verdreifachen konnten. Grund für den Kursaufschwung waren die deutlichen Zeichen einer Erholung der Weltwirtschaft, die sich auch in den neusten Geschäftszahlen des Essener Konzerns niederschlugen.
Überraschend starke Quartalszahlen
So stieg das Neugeschäft im zweiten Geschäftsquartal 2020/2021 (per Ende März 2021) um 14 Prozent auf 8,7 Mrd. Euro. Der Umsatz verbesserte sich auf Jahressicht um vier Prozent auf 8,6 Mrd. Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag bei 220 Mio. Euro, nach einem Verlust von 279 Mio. Euro im Vorjahr. Unter dem Strich wurde allerdings ein Verlust von 199 Mio. Euro ausgewiesen, nach einem Minus von 691 Mio. Euro im Vorjahr.
Vor allem hohe Restrukturierungskosten in Höhe von 260 Mio. Euro belasteten. Die Aufwendungen dafür sollen im Gesamtgeschäftsjahr weiterhin einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag erreichen. Vor allem die Stahlsparte steht dabei im Fokus. Geplant ist, dass neben hohen Investitionen unter anderem mehr Arbeitsplätze gestrichen werden als die bisher geplanten 3.000 Stellen. Vorstandschefin Martina Merz will nach der Absage des Verkaufs der Stahlsparte an Liberty Steel das Geschäft „perspektivisch“ verselbstständigen.
Die Erholung der Weltwirtschaft schlägt sich nieder
Thysssenkrupp zufolge konnte der Konzern im zweiten Quartal von der Erholung von weiten Teilen der Wirtschaft profitieren. Beim Stahl sowie beim Stahlhandel machten sich insbesondere eine höhere Nachfrage sowie gestiegene Preise positiv bemerkbar. Laut Thyssenkrupp erholte sich das Automobilzulieferergeschäft ebenfalls deutlich, das durch eine starke Nachfrage in China befeuert wurde.
Nach dem besser als von Analysten erwarteten zweiten Geschäftsquartal wurde die Konzern-Prognose erneut angehoben. Für das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 (per Ende September 2021) erwartet Thyssenkrupp nun ein Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich (Vorjahr: 29 Mrd. Euro). Bisher hatte der Konzern einen Zuwachs im hohen einstelligen Prozentbereich avisiert. Mit der neuen Prognose dürfte das Unternehmen aber weiterhin unter dem Vorkrisenniveau bleiben.
Aufgrund hoher Restrukturierungskosten dürfte laut der Prognose unter dem Strich weiter ein Verlust verzeichnet werden, der aber mit einem mittleren dreistelligen Millionen-Betrag nicht mehr so hoch ausfallen soll wie ursprünglich erwartet.
Thyssenkrupp hat noch viel Arbeit vor sich
Laut der Konzernchefin Martina Merz hat Thyssenkrupp im zweiten Quartal Boden gutgemacht. Ihr zufolge dürfe sich das Unternehmen aber nicht ausruhen. Es liege „noch viel Arbeit vor uns“, erklärte die Managerin. „Die Neuausrichtung von Thyssenkrupp bleibt ein Weg der vielen kleinen Schritte.“ Merz hatte alle Sparten auf den Prüfstand gestellt, darunter auch das Stahlgeschäft. Nach der geplatzten Übernahme durch den britischen Konkurrenten Liberty Steel soll Thyssenkrupp Steel Europe saniert und dann möglicherweise abgespalten und an die Börse gebracht werden.
Der Anfang scheint gemacht zu sein
Der Umbau dürfte Thyssenkrupp noch vor große Herausforderungen stellen. Der Anfang scheint aber hier gemacht zu sein. Vom Erfolg der Konzernumstrukturierung dürfte auch entscheidend die weitere Kursentwicklung der Thyssenkrupp-Aktie abhängen.
Anleger, die von der Fortsetzung jüngsten Aufhol-Rallye bei der Thyssenkrupp-Aktie überzeugt sind, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA4WKA / ISIN: DE000MA4WKA8) gehebelt von Kursgewinnen profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MC4WKX / ISIN: DE000MC4WKX8).
Bildquelle: Pressefoto ThyssenKrupp