Zwei Tage vor der Entscheidung der Fed über die weitere Geldpolitik und damit auch kurz vor der Antwort auf die Frage, ob die Zinswende nun eingeläutet wird oder nicht, konnten positive Konjunkturdaten aus China und Europa nicht für eine ausgedehntere Erholung im DAX sorgen.
Das Thema Jahresendrallye werden wir wie versprochen nicht erneut ansprechen. Und tatsächlich hat sich seither die Stimmung im DAX eher zum Nachteil entwickelt. Die Hoffnung ruht jetzt noch auf der Fed in der kommenden Woche. Doch von Überraschungen positiver Art würde ich nicht ausgehen.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt trauten dem Braten heute nicht: Zwar sank der Euro gegenüber dem Dollar um einen halben Cent und Öl stabilisierte sich auf der Höhe der Vortagestiefs. Bei Anlegern war aber erst einmal Wunden lecken angesagt.
Von vorweihnachtlicher Ruhe ist momentan an den Märkten wenig zu spüren. So erwischte die EZB zum Ende der vergangenen Woche erst viele Marktbeobachter auf dem falschen Fuß und lieferte weniger an geldpolitischer Expansion, als die Märkte erwartet hatten. Dies hatte einen mehr als vierprozentigen Anstieg des Euro gegen den US-Dollar und einen recht schwachen Tag für den Dax zur Folge.
Derzeit fehlen die Impulse, die den DAX wieder in die Spur bringen könnten. Zwar bemühte sich der Index am Nachmittag dank steigender Kurse an der Wall Street um Schadensbegrenzung und holte einen Großteil seiner Verluste wieder auf. Mehr aber ist derzeit einfach nicht drin.
EZB-Chef Mario Draghi hatte Anleger enttäuscht und die Geldpolitik nicht so stark wie erwartet gelockert. Das führte letztlich dazu, dass die Jahresendrallye an den Aktienmärkten unterbrochen wurde. In dieser Woche ist Fed-Chefin Janet Yellen an der Reihe. Und auch jetzt haben Investoren genaue Vorstellungen davon, was bei der US-Notenbanksitzung herauskommen soll.
Die Sitzung der US-Notenbank und damit die wahrscheinliche erste Zinserhöhung seit zehn Jahren in den USA am kommenden Mittwoch werfen ihre Schatten voraus. Auch die Anleger am deutschen Aktienmarkt halten sich vor einer so wegweisenden Entscheidung zurück.
Die Politik der EZB hat den Bürgern der Euroländer alles andere als nur Freude gebracht. Nachdem der Euro viele Jahre lang stabil aufwertete, erschien das Ausland recht günstig. Damit ist nun erst einmal Schluss. Der Euro hat gegenüber den Hauptwährungen deutlich an Wert verloren.
Dass der Euro seine kräftigen Gewinne gegenüber dem US-Dollar vom Vortag über Nacht nicht noch weiter ausbauen konnte, gibt dem Deutschen Aktienindex heute Morgen etwas Luft zum Atmen und sorgt für eine leichte Stabilisierung nach dem Rutsch der vergangenen Tage. Der Schaden aber ist angerichtet.
Entgegen der Erwartungen hat EZB-Chef Mario Draghi in der vergangenen Woche den Betrag seines QE-Programms (quantitative easing) von 60 Mrd. Euro neuem Zentralbankgeld pro Monat nicht erhöht. Dies löste beim Euro eine stärkende Tendenz aus, und zwar, obwohl Draghi andererseits die Dauer des QE-Programms um 6 Monate verlängerte bis März 2017. Die Ursachen für stimulierende bzw. bremsende Impulse liegen nahe beieinander.
Es scheint, als hätten die Märkte Janet Yellen gefangen genommen und würden sie erst wieder freilassen, wenn Sie den Leitzins auch an diesem Mittwoch nicht antastet. So zumindest kann man die Turbulenzen interpretieren, die in den vergangenen Tagen an den Finanzmärkten zu beobachten waren.
China bleibt die tragische Figur der Weltkonjunktur. Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe liegt laut offiziellem Einkaufsmanagerindex weiter - wenn auch nur knapp - unter der Expansion anzeigenden Schwelle von 50. Der früher so robuste Export hat deutlich an Kraft eingebüßt und bewegt sich seit 2012 nur noch in einem volatilen Seitwärtstrend. Daneben zeugen auch die im Trend schwachen Importe von einem gehemmten Binnenmarkt.
Gerade nach den von vielen als enttäuschend empfundenen Ergebnissen der EZB-Sitzung in der letzten Woche hätte ich vor allem bei den Institutionellen, die die Börse Frankfurt jede Woche zu ihrer Stimmung befragt, eine stärkere Reaktion erwartet. Zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass der DAX-Rückgang alleine auf kurzfristig orientierte Händler und Privatanleger zurückzuführen sein soll.
Die Turbulenzen rund um den Euro-Dollar-Kurs nach der EZB-Entscheidung haben gestern einen neuen Höhepunkt erreicht. Damit wurden all diejenigen Lügen gestraft, die den 5-Cent-Sprung am Donnerstag lapidar als Strohfeuer abtaten. Interessant ist derweil auch die Entwicklung in China rund um den Yuan.
Eigentlich hatten viele Anleger sich den Weihnachtstrade etwas anders vorgestellt. Doch eine Troika aus schlechten China-Daten, einem wieder stärkerem Euro und einer Ausverkaufsstimmung am Ölmarkt hat die Verunsicherung nach dem Draghi-Verwirrspiel der vergangenen Woche an den Märkten noch einmal verstärkt. Nach einem DAX-Sturz um zeitweise 300 Punkte gestern, geht nun wieder das Deflationsgespenst um.