Das Thema Jahresendrallye werden wir wie versprochen nicht erneut ansprechen. Und tatsächlich hat sich seither die Stimmung im DAX eher zum Nachteil entwickelt. Die Hoffnung ruht jetzt noch auf der Fed in der kommenden Woche. Doch von Überraschungen positiver Art würde ich nicht ausgehen.
Von vorweihnachtlicher Ruhe ist momentan an den Märkten wenig zu spüren. So erwischte die EZB zum Ende der vergangenen Woche erst viele Marktbeobachter auf dem falschen Fuß und lieferte weniger an geldpolitischer Expansion, als die Märkte erwartet hatten. Dies hatte einen mehr als vierprozentigen Anstieg des Euro gegen den US-Dollar und einen recht schwachen Tag für den Dax zur Folge.
EZB-Chef Mario Draghi hatte Anleger enttäuscht und die Geldpolitik nicht so stark wie erwartet gelockert. Das führte letztlich dazu, dass die Jahresendrallye an den Aktienmärkten unterbrochen wurde. In dieser Woche ist Fed-Chefin Janet Yellen an der Reihe. Und auch jetzt haben Investoren genaue Vorstellungen davon, was bei der US-Notenbanksitzung herauskommen soll.
Die Politik der EZB hat den Bürgern der Euroländer alles andere als nur Freude gebracht. Nachdem der Euro viele Jahre lang stabil aufwertete, erschien das Ausland recht günstig. Damit ist nun erst einmal Schluss. Der Euro hat gegenüber den Hauptwährungen deutlich an Wert verloren.
Entgegen der Erwartungen hat EZB-Chef Mario Draghi in der vergangenen Woche den Betrag seines QE-Programms (quantitative easing) von 60 Mrd. Euro neuem Zentralbankgeld pro Monat nicht erhöht. Dies löste beim Euro eine stärkende Tendenz aus, und zwar, obwohl Draghi andererseits die Dauer des QE-Programms um 6 Monate verlängerte bis März 2017. Die Ursachen für stimulierende bzw. bremsende Impulse liegen nahe beieinander.
China bleibt die tragische Figur der Weltkonjunktur. Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe liegt laut offiziellem Einkaufsmanagerindex weiter - wenn auch nur knapp - unter der Expansion anzeigenden Schwelle von 50. Der früher so robuste Export hat deutlich an Kraft eingebüßt und bewegt sich seit 2012 nur noch in einem volatilen Seitwärtstrend. Daneben zeugen auch die im Trend schwachen Importe von einem gehemmten Binnenmarkt.
Gerade nach den von vielen als enttäuschend empfundenen Ergebnissen der EZB-Sitzung in der letzten Woche hätte ich vor allem bei den Institutionellen, die die Börse Frankfurt jede Woche zu ihrer Stimmung befragt, eine stärkere Reaktion erwartet. Zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass der DAX-Rückgang alleine auf kurzfristig orientierte Händler und Privatanleger zurückzuführen sein soll.
Eigentlich hatten viele Anleger sich den Weihnachtstrade etwas anders vorgestellt. Doch eine Troika aus schlechten China-Daten, einem wieder stärkerem Euro und einer Ausverkaufsstimmung am Ölmarkt hat die Verunsicherung nach dem Draghi-Verwirrspiel der vergangenen Woche an den Märkten noch einmal verstärkt. Nach einem DAX-Sturz um zeitweise 300 Punkte gestern, geht nun wieder das Deflationsgespenst um.