Wer im vergangenen Jahr in Silber investiert war, dürfte die eine oder andere unruhige Nacht verbracht haben. Erhöhte Sicherheitsanforderungen für die Rohstoffspekulation an den Warenterminbörsen und die allgemeinen Rezessionsängste, in Verbindung mit der Euro-Krise, schickten den Silberpreis auf eine Achterbahnfahrt, die man als Anleger mit schwachen Nerven nur schwer aushalten konnte. Könnte dieses in 2012 wieder der Fall sein?
Silber ist heute augenscheinlich wieder sehr billig. Die Frage, die sich nun wohl jeder rohstoff-interessierte Anleger stellt, ist, ob wir nun günstige Einstiegspreise haben oder ob das All-Time-High erst einmal Vergangenheit ist. Eine solide und langfristig Antwort zu geben, erscheint schwierig zu sein. Dennoch: Nicht wenige Experten und Analysten sehen im Verhältnis zu Gold das Edelmetall Silber als stark unterbewertet an und sind der Meinung, dass Zugewinne bei Edelmetallen oft auch ein Anzeichen für Kaufkraftverlust bei Dollar oder Euro sein könnten. Dass gerade der US-Dollar in den vergangenen Wochen wieder deutlich zugelegt hat, spiegelt sich wohl daher auch zum Teil in der scharfen Korrektur des kleinen Gold-Bruders wider.
Der kleine Bruder des Goldes ist an den Rohstoffmärkten weiterhin sehr beliebt. So hat sich Silber in 2011 neben Gold zu einem der am meisten von Experten analysierten Edelmetalle entwickelt. Und bislang auch zu einem der größten Gewinner in diesem Börsenjahr. Nach dem kleinen „Crash“ Anfang Mai hatten viele Experten noch prognostiziert, dass der Silberpreis nun weiter gen Süden wandern dürfte. Schaut man sich den Chart an, so sieht man, dass dies nicht eingetroffen ist. Vielmehr das Gegenteil ist der Fall.
In den letzten Wochen lag der Fokus vieler Anleger auf Gold. Im Schatten dieser Entwicklung konnte auch der Silberpreis an Wert zulegen. Wegen der hohen Produktionsmenge und der starken Verwendung in der Industrie nimmt Silber in der Gruppe der Edelmetalle eine Sonderolle ein.
Die bisher historisch hohen Kurse des Goldes wurden zuletzt sehr deutlich nach unten korrigiert. Eigentlich aus völlig heiterem Himmel. Denn wer hatte schon damit gerechnet, wenn die Aktienmärkte in die Knie gehen, dass es mit den Edelmetallen wie Gold und Silber fast parallel ebenso passieren kann?
Der Goldpreisanstieg lässt sich auch von einer kurzen Korrektur in der vergangenen Woche unter die Schwelle von 1.800 US-Dollar je Feinunze nicht nachhaltig aufhalten. Steigende Notierungen am Montag und das erneute Überspringen der Hürde bei 1.900 US-Dollar je Feinunze mit einem neuen Rekordwert bei 1.923,20 US-Dollar sprechen für sich. Gold konnte seit Anfang Juni um mehr als 20 Prozent an Wert zulegen, wobei allein im Monat August der Wertzuwachs 12 Prozent betrug. Eine ähnliche Entwicklung durchlief auch der Silberpreis in diesem Zeitraum.
Die andauernde Unsicherheit über den weltweiten Konjunkturverlauf auf der einen und die wachsenden Schuldenberge in den westlichen Industrienationen auf der anderen Seite führen zu einer kontinuierlich starken Nachfrage nach Edelmetallen wie Gold und Silber. So verzeichnete der Goldpreis zu Beginn der Handelswoche eine erneute Rekordnotierung.
Schwerpunkt der heutigen Presseschau ist weiterhin die Eurokrise und deren Auswirkungen auf den Währungsraum an sich. Weiter richtet sich der Blick vor dem großen EU-Gipfel auf Polen und Italien. Weiter stehen auch die Pläne für ein Vorziehen des ESM im Blick. Schließlich richtet sich nach den vermeintlich guten Automobilabsatz- und Arbeitsmarktdaten der Blick in die USA. Bei den Unternehmen stehen vor allem die Deutsche Bank, die Commerzbank und die belgisch-französische Dexia im Fokus. Ferner sorgt auch der geplante Zynga-Börsengang für Schlagzeilen.
Die Rohstoffpreise sind in der vergangenen Woche stark unter Druck geraten und haben auf Wochenbasis massive Verluste hinnehmen müssen. Erstaunlich ist, dass sich Gold und Silber dem allgemeinen Trend nicht widersetzen konnten und ebenfalls stark an Wert verloren. Diese Entwicklung ist insofern verwunderlich, da es in den vergangenen Wochen und Monaten insbesondere das Gold war, das als „sicherer Hafen“ gesehen wurde und sich bei schlechten Nachrichten an den Märkten gegen den Trend Kursanstiege verzeichnen konnte.
Gold ist in diesen Wochen und Monaten im Fokus vieler Anleger: Dass das Edelmetall über einige herausragende materielle Eigenschaften verfügt, ist bekannt. Die Industrienachfrage allein kann den enormen Goldpreiszuwachs der vergangenen Monate allerdings nicht erklären. Vor allem die Risiken der globalen Schuldenkrise mit ihren Auswirkungen in Europa und den USA haben Investoren ihr Geld aus Aktien und Staatsanleihen abziehen und in den Edelmetallen Gold und Silber „als sichere Häfen“ anlegen lassen.