Fremdkapital durch Aktien: Wie funktioniert der Gang an die Börse?

Jedes Unternehmen, das sich einen langfristig wirtschaftlichen Erfolg sichern möchte, muss über eine solide Finanzdecke verfügen. Reichen die eigenen Mittel der Gründer eines Unternehmens nicht aus, muss zusätzliches Kapital durch externe Investoren beschafft werden. Ein Weg, der dies möglich macht, ist der Gang an die Börse.

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Jedes Unternehmen, das sich einen langfristig wirtschaftlichen Erfolg sichern möchte, muss über eine solide Finanzdecke verfügen. Reichen die eigenen Mittel der Gründer eines Unternehmens nicht aus, muss zusätzliches Kapital durch externe Investoren beschafft werden. Ein Weg, der dies möglich macht, ist der Gang an die Börse. Um diese Vorhaben erfolgreich umzusetzen, müssen bestimmte Zulassungsvoraussetzungen im Blick gehalten werden. Überdies gilt es, die Zeit vor dem Börsenstart akribisch zu planen und auch die Aktivitäten auf dem Börsenparkett immer vor Augen zu haben. So muss das Unternehmen z. B. die Faktoren kennen, die den eigenen Börsenkurs beeinflussen.

Einstieg in die Börse: Welche Zulassungsvoraussetzungen müssen erfüllt werden?

Das Ziel eines Börsengangs besteht darin, sich über die Ausgabe von Aktien einen zusätzlichen Fremdkapitalstock aufzubauen. Dies ist wichtig, wenn eine Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen ergeben hat, dass das Eigenkapital nicht ausreichend verzinst werden konnte. In diesem Fall kann keine solide Liquidität aufgebaut werden, die dafür sorgt, dass das Unternehmen solvent bleibt.

Um an einer Börse Aktien ausgeben zu können, muss ein Unternehmen bestimmte Zulassungsvoraussetzungen erfüllen. Hierzu zählen:

  • Das Unternehmen muss in einer Rechtsform firmieren, die für den Handel an der Börse zugelassen ist. Neben der Aktiengesellschaft (AG) sind dies die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) und die Societas Europaea (SE). Will eine GmbH sich mit der Unterstützung eines Börsengangs zusätzliches Kapital beschaffen, muss die Gesellschaft zunächst in eine der drei anderen Rechtsformen umgewandelt werden.
  • Eine Aktiengesellschaft, die an der Börse emittiert, muss börsenreif sein. Die Börsenfähigkeit eines Unternehmens unterteilt sich in eine rechtliche Börsenreife und in eine wirtschaftliche Börsenreife. Daneben muss auch die innere Börsenreife bestehen. Die rechtliche Börsenreife hat ein Unternehmen, wenn es einen Aufsichtsrat installiert hat, der die Tätigkeiten der anderen Organe überwacht.
  • Die Börsenfähigkeit einer KGaA oder einer SE ist abhängig von der Analyse eines IPO-Beraters. Dieser überprüft, welche Stärken und Schwächen ein Börsenkandidat hat und ob dieser zur Wettbewerbssituation im Börsenumfeld passt.

Was ist vor dem Börsengang zu beachten?

Vor dem Börsengang sorgt ein Unternehmen idealerweise dafür, dass der Börsengang von einer Bank begleitet wird. Diese tritt als Konsortialführer auf. Die Bank übernimmt jene Verwaltungsaufgaben, die mit dem Börsengang im Zusammenhang stehen. Vor der Beauftragung einer Bank werden dem Unternehmen entsprechende Angebote unterbreitet.

Eine zweite Aufgabe des Unternehmens besteht darin, den Börsengang bekanntzumachen. Dies soll möglichst viele finanzstarke Investoren anlocken.  Hierzu möchte man zunächst das Interesse der institutionellen Anleger wecken. Die Daten des Unternehmens werden an der Börse aber auch bekannt gemacht, um Privatanleger für den Börsengang zu begeistern.

Im letzten Schritt vor der Einführung des Unternehmens an der Börse geht es darum, einen reellen Preis für die Aktie zu finden. Dieser entspricht dem Aktienkurs, mit dem das Unternehmen am ersten Tag an der Börse auftritt. Der Aktienpreis ist sowohl von dem aktuellen Wert des Unternehmens als auch von der allgemeinen Lage auf dem Finanzmarkt abhängig.

Für die Ermittlung des Unternehmenswertes kommen unterschiedliche Verfahren in Betracht. Hierzu zählen z. B. das Ertragswertverfahren oder das Discounted-Cash-Flow-Verfahren (DCF-Verfahren).

Unter der Berücksichtigung der allgemeinen Marktlage setzt ein Unternehmen einen ähnlichen Preis fest, wie andere Gesellschaften derselben Branche, die ebenfalls an der Börse emittiert sind.

Wodurch wird der Börsenkurs beeinflusst?

Die Entwicklung des eigenen Börsenkurses kann für ein Unternehmen essenziell wichtig sein. Das Management eines börsennotierten Unternehmens hat insbesondere darauf zu achten, dass sich der Börsenkurs am Ende des Jahres nach oben bewegt und negative Einflüsse umgehend ausgeglichen werden können. Diese negativen Einflüsse ergeben sich sowohl unternehmensintern als auch von außen. Hierzu zählen:

  • Die aktuelle Lage der Volkswirtschaft
  • Das Verhalten der Anleger auf dem Finanzmarkt
  • Die wirtschaftliche Leistung des Unternehmens
  • Das politische Bild
  • Die allgemeine Marktstimmung

Die aktuelle Lage der Volkswirtschaft

Eine Volkswirtschaft wird bestimmt durch den Konjunkturzyklus. In der Boom-Phase profitieren die börsennotierten Unternehmen davon, dass sich die Kurse nach oben bewegen. Dies wirkt sich auf das Interesse zusätzlicher Anleger auf. Bewegt sich die Volkswirtschaft aber auf eine Rezession zu, schrecken die Anleger davon ab, ihr Kapital an der Börse zu investieren.

Das Verhalten der Anleger auf dem Finanzmarkt

Aktienkurse hängen am Tropf der Zinssätze. Die Zinsentwicklung und andere Nachrichten vom Finanzplatz werden von den Anlegern ständig verfolgt. Sie benötigen die Informationen, um sich für oder gegen eine Geldanlage zu entscheiden.

Die wirtschaftliche Leistung des Unternehmens

Mit einer Steigerung der eigenen Unternehmensleistung kann ein Unternehmen dazu beitragen, dass sich der Kurs der eigenen Aktie nach oben bewegt. Für einen Investor ist es wichtig, dass er mit seiner Anlage eine gute Rendite erzielt. Er macht seine Entscheidung von der Dividende abhängig. Diese orientiert sich an dem jährlichen Ergebnis, das das Unternehmen erzielt.

Politische Ereignisse

Poltische Ereignisse, wie z. B. ein Krieg oder die Abwahl einer Regierungspartei haben zur Folge, dass sich die Situation auf den Märkten verändert. Früher oder später wirken sich diese Veränderungen auch auf den Aktienkurs aus.

Die allgemeine Marktstimmung

Die allgemeine Marktstimmung beeinflusst das Geschehen auf dem Aktienmarkt, wenn Geldanleger ihr Kapital aus anderen Gründen nicht mehr in Aktien anlegen. Dies ist z. B. der Fall, wenn man sich generell von einer Geldanlage zurückzieht oder eine für sich alternative Investitionsmöglichkeit entdeckt hat.

Was kommt nach dem Börsengang?

Verlaufen die ersten Tage an der Börse positiv, kann das Unternehmen sein Ziel erreichen: Mit dem Geld, das die Aktionäre zur Verfügung stellen, können z. B. notwendige Investitionen finanziert werden. Beschließt das börsennotierte Unternehmen eine Kapitalerhöhung, können zusätzliche finanzielle Mittel beschafft werden. Auf der anderen Seite müssen auch die Kosten einer Börsennotierung im Blick gehalten werden. Diese fallen z. B. für die Durchführung einer Hauptversammlung oder die Einhaltung der Transparenzvorschriften an.