Offenbar jahrelanger Betrug – Wirecard-Aktie vor weiterem Abverkauf

Bildquelle: Pressefoto Wirecard

Die Aktie von Wirecard (WKN: 747206 / ISIN: DE0007472060) ist inzwischen zu einem Spielball der Spekulanten verkommen. Nachdem die Papiere zwischen dem 18. Juni und dem 26. Juni um zeitweise 99 Prozent auf 1,28 Euro in die Tiefe rauschten, legte der Kurs bis zum 30. Juni auf knapp sechs Euro zu. Doch inzwischen ist die Aktie des insolventen Zahlungsabwicklers wieder in den Bereich der Drei-Euro-Marke zurückgefallen.

Wirecard soll seit 2014 betrogen haben

Es ist davon auszugehen, dass hier weitere Kursrückschläge folgen dürften, denn die negativen Nachrichten reißen nicht ab. So gehen die Staatsanwälte davon aus, dass die groß angelegten Bilanzfälschungen schon viel länger gehen, als bislang vermutet wurde.

Schon im Jahr 2014 soll sich die Führungsriege des DAX-Konzerns entschlossen haben, mit erfundenen Einnahmen die Umsätze und Gewinne künstlich aufzublähen. Das nimmt die Staatsanwaltschaft München I nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR an.

Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen Ex-Konzernchef Markus Braun, den früheren Vorstand Jan Marsalek und weitere Manager wegen verschiedener mutmaßlicher Delikte. Zu diesen Delikten gehören Bilanzfälschung und Manipulation des Börsenkurses.

Treuhandkonten existieren nicht

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der in Aschheim bei München ansässige Konzern schon vor der Jahresbilanz 2015 mit falschen Zahlen gearbeitet hat. Demnach hätten angebliche Treuhandkonten, auf denen nach offiziellen Angaben von Wirecard ein Milliardenbetrag verbucht war, gar nicht existiert.

Das Ziel der Betrügereien

Die Staatsanwaltschaft beruft sich bei den Ermittlungen unter anderem auf einzelne Medien wie die Financial Times, die bereits seit 2016 über scheinbar fiktive Umsätze von Wirecard mit angeblichen Partnerunternehmen berichtet haben, wobei es sich hier vor allem um Schein- und Briefkastenfirmen gehandelt haben soll. Ziel der Betrügereien sei es demnach gewesen, Wirecard finanzkräftiger und damit attraktiver erscheinen zu lassen.

Auch die Bafin steht in der Kritik

Sollte die Staatsanwaltschaft mit ihren Vermutungen richtig liegen, hätten alle Aufsichtsorgane und Wirtschaftsprüfer ein halbes Jahrzehnt lang nicht bemerkt oder wahrhaben wollen, was bei dem Unternehmen geschieht. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin ist davon betroffen und steht wegen dem Milliardenskandal unter heftigem Druck.

Weitere Abverkäufe stehen bevor

An der Börse dürften bei der Wirecard-Aktie weitere Abverkäufe bevorstehen. Die Aktie könnte schon in Kürze unter die Ein-Euro-Marke fallen und sich damit in einen Pennystock verwandeln. Anleger sollten um den Titel einen großen Bogen machen, auch wenn er bedauerlicherweise weiterhin dem DAX angehört. Bisher ist nicht in Sicht, dass die Deutsche Börse die Indexregeln anpasst, weshalb Wirecard erst zum regulären Überprüfungstermin im September aus dem deutschen Blue-Chip-Index ausscheiden wird.

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Bildquelle: Pressefoto Wirecard