Shop Apotheke Europe: Gegenwind aus Brüssel

Bildquelle: Pressefoto Shop Apotheke Europe

Der seit vielen Jahren anhaltende Trend zum Online-Shopping wurde durch die Corona-Pandemie nochmals befeuert. Dabei bestellen die Menschen auch verstärkt Medikamente über das Internet, was insbesondere im vergangenen Jahr für glänzende Geschäfte bei Online-Apotheken wie Shop Apotheke Europe (WKN: A2AR94 / ISIN: NL0012044747) sorgte.

Deutsches Rabattverbot genehmigt?

Es könnte sogar noch viel besser für Shop Apotheke Europe und die Wettbewerber laufen, wenn große E-Commerce-Anbieter in ihrem Online-Angebot gegenüber den stationären Apotheken mit Rabatten auftrumpfen könnten, doch dem wurde offenbar nun ein Riegel vorgeschoben. Wie jetzt bekannt wurde, wird die EU-Kommission offenbar das umstrittene deutsche Rabattverbot für Online-Apotheken billigen.

Dem vorausgegangen war ein seit Ende 2020 geltendes Gesetz, mit dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn von der CDU Online-Apotheken aus dem EU-Ausland verboten hatte, den Kunden hierzulande Rabatte bei rezeptpflichtigen Medikamenten zu gewähren. Doch dagegen gab es große europarechtliche Bedenken.
In Brüssel wurde nämlich vermutet, dass Jens Spahn das Ziel verfolgt, die deutschen Apotheken vor ungewollter Online-Konkurrenz zu schützen. Wegen der Sonderbehandlung der Online-Apotheken ist gegen Deutschland bereits seit Jahren ein Vertragsverletzungsverfahren im Gange.

Jens Spahn ließ nicht locker

Spahn kämpfte hartnäckig dafür, den zuständigen EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton für den Sonderweg der Bundesrepublik einzunehmen und scheint jetzt den Durchbruch geschafft zu haben. Wie das „Handelsblatt“ berichtete, beabsichtigt die Kommission, das Verfahren gegen die Bundesrepublik einzustellen. Als Grund hierfür wurde die Corona-Pandemie angeführt. Dem Handelsblatt zufolge sehen die deutschen Apotheken durch die E-Commerce-Konkurrenz die flächendeckende Versorgung mit Medikamenten durch die stationären Apotheken in Gefahr.

Die EU-Kommission wird offenbar das umstrittene deutsche Rabattverbot für Online-Apotheken billigen. Für Shop Apotheke Europe würde das einen weiteren Rückschlag bedeuten. Hier sorgten zuletzt bereits die Quartalszahlen für große Enttäuschung bei den Anlegern. (Bildquelle: Pressefoto Shop Apotheke Europe)

Die Corona-Krise als Erklärung für das Verbot

Die EU-Kommission soll sich dabei auf ihren Ermessensspielraum berufen. Demnach stehen die deutschen stationären Apotheken durch den digitalen Wandel vor Herausforderungen. Eine Anfechtung der nationalen Preispolitik würde gerade jetzt und vor dem Hintergrund der Pandemie nicht unbedingt zu diesem Umstellungsprozess beitragen. Gemutmaßt wird jetzt von vielen, dass Deutschland wegen seiner Position als größte europäische Volkswirtschaft diese Sonderstellung eingeräumt wird.

Enttäuschendes Quartalsergebnis

Für die Online-Apotheken wie auch die niederländische Shop Apotheke Europe würde das einen erneuten Rückschlag bedeuten. Einen solchen gab es hier bereits kurz zuvor am 5. August zu vermelden. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verringerte sich vom zweiten Quartal 2020 zum zweiten Quartal 2021 von 6,3 auf 1,2 Mio. Euro. Das MDAX-Unternehmen begründete das mit Problemen in der Logistik. Ein gegenwärtig angespannter Arbeitsmarkt und der Umzug an den neuen Standort im niederländischen Sevenum sollen zuletzt zu Logistikproblemen geführt haben.

Außerdem nahm die Wachstumsdynamik im zweiten Quartal ab. Der Umsatzgewinn lag bei 7,6 Prozent (250 Mio. Euro). Die Logistikprobleme sollen laut Shop Apotheke Europe aber nur temporär sein. Die langfristigen Aussichten bleiben unverändert. Der neuen Prognose zufolge soll das Umsatzplus im Gesamtjahr 2021 bei 10 bis 15 Prozent liegen.

Aktie im Sinkflug

Die anhaltenden Stolpersteine wie auch die Verzögerungen bei der Einführung des E-Rezepts haben auch den Aktienkurs von Shop Apotheke Europe zuletzt schwer belastet. Nach einem steilen Höhenflug im vergangenen Jahr und einem neuen Allzeithoch im Februar dieses Jahres bei 249 Euro brachen die Notierungen bis Anfang August auf zeitweise knapp über 120 Euro ein. Kurzfristig könnte sich die Abwärtsbewegung noch fortsetzen.

Das E-Rezept eröffnet weiteres Wachstumspotenzial

Mittel- und langfristig dürfte die Aktie trotzdem aussichtsreich sein, denn Shop Apotheke Europe bleibt, trotz nachlassender Umsatzdynamik, auf Expansionskurs. Das weitere Wachstumspotenzial ist auch mit Blick auf das E-Rezept groß. Gut möglich ist deshalb, dass die Aktie schon bald zum Turnaround ansetzt.

Die Analysten bleiben zuversichtlich

Optimistisch sind auch weiterhin die meisten Analysten. Die Baader Bank (Kursziel: 155 Euro) und Jefferies & Company (Kursziel: 201 Euro) raten beispielsweise zum Kauf der Aktie von Shop Apotheke Europe und sehen kräftiges Gewinnpotenzial. Wie die Baader Bank am 5. August erklärte, hat der Online-Apotheker ein schwaches Quartal hinter sich, mittel- und langfristig habe das Unternehmen aber Wachstumspotenzial.

Anleger, die mit einem Turnaround bei der Shop-Apotheke-Europe-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MF4X0G / ISIN: DE000MF4X0G4) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MA4PZY / ISIN: DE000MA4PZY0).

Bildquelle: Pressefoto Shop Apotheke Europe