Öl: 50 Dollar oder 100 Dollar?

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Zu den größten Überraschungen des laufenden Börsenjahrs zählt der Preisverfall bei Rohöl. Seit Jahresanfang fiel die US-Sorte WTI um 33 Prozent, das Nordsee-Pendant Brent sogar um gut 34 Prozent. Die Gründe sind schnell abgehandelt. Zum einen spielt die nachlassende Nachfrage im Zuge der schwächeren Weltkonjunktur eine Rolle. Zum anderen ist Öl derzeit in Hülle und Fülle vorhanden. Die Wiederaufnahme der Produktion in Libyen und neue Fördermethoden – Stichwort „Fracking“ – lassen Öl reichlich sprudeln und die Preise purzeln.

Während sich die Verbraucher über gesunkene Benzin- und Heizölpreise freuen, kommen einige der ölproduzierenden Länder allmählich in Bedrängnis. Denn die Haushalte vieler Staaten sind auf Ölexporten aufgebaut. Das wohl prominenteste Beispiel ist Russland. „90 Mrd. bis 100 Mrd. Dollar verlieren wir, weil der Ölpreis um 30 Prozent gefallen ist“, hatte kürzlich der russische Finanzminister Anton Siluanow erklärt. Mit Spannung wurde daher das Treffen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) erwartet. Doch die Staaten konnten sich nicht auf eine Förderkürzung einigen. Saudi-Arabien, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar waren dagegen. Iran und Venezuela wollten dagegen am Förderhebel drehen. „Wir brauchen einen Preis, der für jeden gut ist“, sagte der venezolanische Außenminister Rafael Ramirez. Der liege bei rund 100 Dollar pro Barrel.

Der russische Ölkonzern Rosneft schließt nun ein weiteres Abrutschen auf unter 60 Dollar nicht aus. Ein solcher Preisverfall sei möglich, allerdings wohl nur gegen Ende der ersten Jahreshälfte 2015, sagte Rosneft-Chef Igor Setschin zu „Die Presse“. Auf dieses Szenario ausgelegt ist ein Brent Öl Discount-Put (ISIN DE000DG2G8V6) von der DZ BANK. Bei dem Papier kommt es darauf an, dass der Ölpreis im August 2015 bei 60 Dollar oder darunter steht, um die Maximalrendite von 102 Prozent zu erreichen. Bei 70 Dollar oder mehr verfällt das Papier allerdings wertlos.

Über weite Strecken des Jahres 2014 hielt sich der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent stabil zwischen 104 und 115 Dollar auf. Im Juni schien die Notiz sogar nach oben auszubrechen. Doch die Spekulanten wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Trotz der zahlreichen geopolitischen Krisen brach der Ölpreis ein. Während im Juli der Test der Unterstützung bei 104 Dollar noch erfolgreich verlief, kam es im August nach dem Bruch dieser Bastion zu einem regelrechten Ausverkauf. Ab September fielen die Marken von 100 Dollar, 90 Dollar und 80 Dollar im Monatstakt. Aktuell steuert der Ölpreis sogar die 70 Dollar an. Ein deutlicher Fall darunter ist wegen der überverkauften Lage eher unwahrscheinlich, zumal in diesem Bereich wichtige Unterstützungen aus dem Jahr 2010 liegen. Mittelfristig überwiegen die Chancen auf eine Bodenbildung.

Quelle: Guidants Rohstoff-Analysen
Quelle: Guidants Rohstoff-Analysen

Zu den Öl-Optimisten gehören die Analysten der DZ BANK: „Nach unserer Lesart ist die Stimmung bezüglich der Weltkonjunktur und damit auch für die eng damit verflochtene Rohölnachfrage derzeit derart negativ, dass der Markt sämtliche Preiseinflussfaktoren zu pessimistisch einpreist.“ So erscheine die fast vollständige Auspreisung einer geopolitischen Risikoprämie angesichts der innenpolitischen Gemengelagen im Irak und in Libyen äußerst kurzsichtig. „Zudem verwundert es, dass der von einigen Marktteilnehmern auf mehrere Hundert Mrd. Dollar geschätzte „Öl-Stimulus-Effekt“ keinen Marktwiderhall findet.“ Laut IWF führt ein zehnprozentiger Rückgang des Rohölpreises in der Regel zu einem zeitlich nachgelagerten Anstieg des Welt-BIP um 0,2 Prozent, was den Ölpreis wiederum stützen sollte.

Alles in allem erwartet die DZ BANK den Brent-Rohölpreis Ende 2015 bei 100 Dollar, wobei bei dieser Prognose noch eine Förderkürzung auf dem OPEC-Treffen zugrundelag. Für dieses Szenario ist ein bis Ende 2015 laufender Capped Call (ISIN DE000DG2G656) mit der Basispreis-Cap-Kombination 80/90 Dollar geeignet, der weit aus dem Geld notiert und daher eine Maximalrendite von mehr als 350 Prozent abwirft. Mit einem Inline Optionsschein (ISIN DE000SG6BW09) von Société Générale können Anleger hingegen darauf setzen, dass der Ölpreis in einen Seitwärtstrend übergeht.

Fazit: Sollte der Brent Future bis zum 11. Dezember 2015 stets zwischen 50 Dollar und 100 Dollar notieren, wird der Inliner zum Maximalbetrag von zehn Dollar je Stück zurückgezahlt. Auf Basis des aktuellen Briefkurses entspricht das einer satten Rendite von 52,0 Prozent. Der Abstand zur unteren Barriere beträgt 30,7 Prozent, nach oben sind 38,6 Prozent Platz. Der Kurs des Inliners dürfte bereits spürbar anziehen, wenn die Volatilität des Ölpreises abnimmt und sich die Notiz in der Mitte der Spanne von 50 bis 100 Dollar einpendelt.

Ein Beitrag von Christian Scheid. Er ist Chefredakteur von Zertifikate // Austria und freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Er schreibt für mehrere österreichische und deutsche Fachmagazine und -zeitungen. Sein Gratis-Newsletter ZERTIFIKATE // AUSTRIA ist mehr als lesenswert. Hier geht es zur Anmeldung.

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