China vor nächster Yuan-Abwertung – Serie schwacher Wirtschaftsdaten hält an

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Nach dem IWF-Treffen könnten die Chinesen in den Abwertungswettlauf einsteigen

Die heute veröffentlichten Zahlen zur chinesischen Industrieproduktion reihen sich geradewegs in die Serie schwacher Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte ein. Auch diese Daten erhöhen bei der chinesischen Regierung den Handlungsdruck, mehr zu tun, um den Motor der einstigen Konjunkturlokomotive wieder in Fahrt zu bekommen. Auch nach den Zahlen zur Handelsbilanz im Oktober dürften bei den chinesischen Machthabern die Warnlampen angegangen sein. Denn der vierte Monat eines Rückgangs der Exporte in Folge, zudem noch ein stärkerer als erwartet, spricht für einen schlechten Einstieg ins letzte Quartal des Jahres. Dabei spielte die Aufwertung des Yuan seit den starken US-Arbeitsmarktdaten noch nicht mal eine Rolle.

Inflation in China bleibt schwach

Trotz der sechsten Leitzinssenkung allein seit Ende letzten Jahres verbleibt die Inflation in China niedrig, im Oktober unterschritt die Verbraucherpreisentwicklung sogar die pessimistische Prognose von 1,5 Prozent um 0,2 Prozentpunkte. Die Rohstoffpreise reagierten mit Abgaben auf die schwache Binnennachfrage aus dem Reich der Mitte. Eine nächste Yuan-Abwertung stellt für die chinesische Regierung nun eine naheliegende Alternative dar, hier etwas auszurichten. Nach den enttäuschenden Zahlen zur Industrieproduktion dürfte die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schrittes noch einmal zugenommen haben.

Ein Blick zurück

Als die chinesische Regierung Anfang August überraschend ihre Währung abgewertet hat, führte das an den Märkten zusammen mit den Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten zu großer Unsicherheit, ob China nun im ganz großen Stil am Währungsabwertungswettlauf teilnehmen wird. Allerdings blieb das Land vorerst bei seinem Versprechen, dass diesem Schritt erstmal keine weiteren folgen. Im Gegenteil, man stabilisierte die Währung durch Interventionen und gleichzeitig orientierte man seither das Fixing am Schlusskurs des Vortages, was eine stärkere Kursflexibilität ermöglichte.

Zurückhaltung vor IWF-Treffen könnte danach aufgegeben werden

Ein Grund für die Zurückhaltung dürfte vor allem auch an dem für diesen Monat anstehenden Treffen des internationalen Währungsfonds (IWF) zu den Sonderziehungsrechten liegen. Mit den genannten Maßnahmen will man den Bedingungen entgegenkommen, die für eine Aufnahme des Yuan in den Korb der Reservewährungen nötig sind. Nach dem Treffen allerdings könnte die chinesische Regierung geneigt sein, ihre Zurückhaltung aufzugeben und wieder in den globalen Währungsabwertungswettlauf einzusteigen.

US-Zinswende im Dezember so wahrscheinlich wie lange nicht

Eine gute Erklärung für den damaligen Abwertungsschritt war die schlichte Antizipation der chinesischen Regierung einer Zinserhöhung in den USA im September, die durch die Kopplung des Yuan an den US-Dollar, diesen noch weiter gegen Yen und Euro hätte aufwerten lassen. Nun aber hat die Fed bislang von einer Zinswende abgesehen und so auch den Aufwertungsdruck vom Yuan genommen. Damit war das Thema Abwertung erstmal vom Tisch. Bis jetzt, denn eine US-Zinswende im Dezember erscheint so wahrscheinlich wie vor noch keinem anderen Termin in diesem Jahr.

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Yuan wertet wegen Dollar-Bindung gegen Yen und Euro immer weiter auf

Einige Argumente sprechen dafür, dass China eine erneute Abwertung in den nächsten Wochen in Erwägung ziehen könnte. Das Hauptargument liefert der einfache Blick auf den Kursverlauf des Euro gegen den Yuan. Mit der jüngsten Rally des US-Dollars wurde auch der Yuan stark gegen seine Counterparts verteuert. Die komplette Abschwächung des Yuan gegen den Euro seit der Abwertung im August ist neutralisiert, gegenüber dem Yen knapp die Hälfte. Gerade in den vergangenen Jahren hat der chinesische Yuan in kurzer Zeit beträchtlich gegen den Yen, Euro und anderen Währungen zugelegt und damit den chinesischen Exporteuren erheblichen Gegenwind bereitet.

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Andreas PaciorekEin Beitrag von Andreas Paciorek

Er ist Market Analyst Germany & Austria bei CMC Markets, Frankfurt.
Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. Paciorek hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft.

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