Um 10: DAX im Takt der Geldpolitik – Aber Rhetorik allein reicht nicht!

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Worauf die Marktteilnehmer bei der gestrigen Rede gehofft hatten, nämlich Worte zur weiteren Geldpolitik, lieferte EZB-Präsident Draghi dann heute vor dem EU-Parlament. Die EZB werde alle verfügbaren Instrumente nutzen, wenn das Inflationsziel in Gefahr ist. Im Dezember werde der Grad des Ausmaßes des Stimuli-Programmes noch einmal überprüft und das Quantitative Easing könnte über September 2016 hinaus verlängert werden. Das Problem: Es war nichts Neues dabei, wohingegen die Anleger angesichts des Tages der EZB-Entscheidung bereits in drei Wochen nun konkrete Hinweise wollen. Von anderer Seite der Notenbank wird bereits rhetorisch zurückgerudert, möglicherweise ein Indiz dafür, dass die EZB ihr Pulver noch trocken halten könnte, da eine restriktive Fed bereits für einen niedrigen Euro sorgt.

Die Reaktionen an den Märkten sind ein klares Indiz dafür, dass in diesen Tagen der Taktstock für die Börsen allein in den Notenbanken geschwungen wird. Der Euro fiel zunächst wieder unter 1,07 US-Dollar und der Deutsche Aktienindex holte gut 150 Punkte in nur wenigen Minuten wieder auf. Aber gut 40 Punkte vor der scheinbar unüberwindbaren Hürde von 11.000 Punkten war dann erst einmal Schluss und der Draghi-Effekt verpuffte schon wieder. Für den Kraftakt 11.000 wird bloße Rhetorik nicht ausreichen, dafür müssen Taten folgen. Bis es aber soweit ist, müssen sich die Investoren wohl noch in jeder Menge Geduld üben.

Und auch der gesamte heutige Handelstag wird wohl von sehr viel Rhetorik seitens der Geldpolitik bestimmt werden. Neben Zahlen zur Industrieproduktion aus der Eurozone, den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe werden die Ohren der Börsianer vor allem an den Lippen zahlreicher Notenbanker kleben. Denn neben Draghi sprechen auch zahlreiche Fed-Mitglieder, unter anderem Yellen, Bullard, Lacker, Evans und Dudley. Je nachdem, wohin die Geldpolitik der beiden Notenbanken EZB und Fed tendiert, dürfte dies für ordentlich Volatilität sorgen.

Aus charttechnischer Sicht ist ein Ausbruch über die Marke von 11.000 Punkten notwendig, um endlich die 200-Tage-Linie um 11.070 Zähler ansteuern zu können. Auf der Unterseite rückt die 200-Stunden-Linie in den Fokus, da ein Bruch dieser Marke den Test der 10.680 ermöglichen würde.

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Andreas PaciorekEin Beitrag von Andreas Paciorek

Er ist Market Analyst Germany & Austria bei CMC Markets, Frankfurt.
Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. Paciorek hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft.

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