Und ich sach noch: Investier in Gold(minen) – denn eine Kursverdoppelung ist möglich…

Hallo Leute, lange nichts mehr von mir hören lassen. Aber deshalb komme ich nun auch gleich mit nem super informativen Interview um die Ecke.Das Interview habe ich mit Erlaubnis von Trendresearch hier einbauen dürfen. Einfach lesen und wissen, was mit Gold passiert. Lesenswert

Chartgespräch mit Michael Riesner (UBS) (MR) zum Thema “Goldminen vor Kursverdopplung? Warum nicht!” mit Daniel Haase (DH) von Trendresearch.

DH: Wie beurteilst Du die aktuelle, charttechnische Lage von Gold?

MR: Da sollten Anleger zwischen den verschiedenen Zeitebenen unterscheiden. Im mittelfristigen Bild hat der Edelmetallsektor im Frühjahr/Sommer einen wichtigen Vier-Jahres-Boden ausgebildet und nun nach oben gedreht. Es sollte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis das Allzeithoch bei 1920 Dollar vom September 2011 übertroffen wird. Gold in Euro befindet sich übrigens ja bereits recht nah am Hoch. Kurzfristig sind Edelmetalle nach der starken Rally der vergangenen Wochen hingegen sicher überkauft und korrekturgefährdet. In meinem Team erwarten wir so etwas auch fürs vierte Quartal.

DH: Was verstehst Du unter einem Vier-Jahres-Boden?

MR: Finanzmärkte ganz allgemein und eben auch der Goldpreis verläuft in Zyklen. Der Vier-Jahres-Zyklus ist z.B. beim Dollar ein wichtiger, mittelfristiger Zyklus. Im Juli dürften wir beim Dollar das Vier-Jahres-Zyklus-Hoch gesehen haben. In der anschließenden, sehr scharfen Korrektur hat der Dollar sowohl seinen 200-Tage-Durchschnitt als auch den 2011er-Aufwärtstrend gebrochen. Im Gegenzug vollzog sich bei Gold und auch Silber eine markante Bodenbildung. Da kann man eins und eins zusammenzählen.

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DH: Wofür ist diese Betrachtung wichtig?

MR: Zu allererst können wir an diesen Marken unser Risikomanagement ausrichten. Sollte Gold vollkommen wider Erwarten deutlich fallen und letztlich sogar diesen Boden bei 1522 Dollar durchbrechen, dann wäre das technisch ein erstes großes Signal für das Ende des strukturellen Bullenmarktes. Sehr wahrscheinlich ist dies allerdings nicht. Für mich ist der strukturelle Bullenmarkt für Gold weiterhin intakt. Wenn wir jetzt das Vier-Jahres-Tief gesehen haben, dann sollte das nächste markante Tief 2016 kommen. In Bullenmärkten sind die Tops in der Regel etwas nach rechts verschoben. Das nächste größere Top im Gold erwarten wir daher für 2015.

DH: Die Hausse ist also intakt und Rückschläge sind auch Deiner Meinung nach Einstiegs- bzw. Nachkaufgelegenheiten. Wie groß ist denn das kurzfristige Korrekturpotenzial?

MR: Ich habe gerade mit einem Goldfondsmanager aus London darüber diskutiert. Er meinte, das mit der Korrektur erzähle ihm gerade jeder. Selbst viele Goldbullen wurden von der Schärfe der jüngsten Aufwärtsbewegung überrascht und haben einen Großteil dieser Rally verpasst. Gleichzeitig kenne ich eine Menge Leute, die zumindest teilweise ihre Gewinne schon wieder realisiert haben. Das Warten auf günstigere Kurse ist allerdings eine recht riskante Angelegenheit. Es kann gut sein, dass die von mir erwartete Korrektur erst von deutlich höheren Kursen aus im späteren Verlauf des vierten Quartals startet. Und dann sprechen wir davon, dass nach Fibonacci klassischer Weise 23% bzw. maximal 38% des bisherigen Anstiegs korrigiert werden. Aufgrund der aktuell hohen Trendstärke sowie gewisser Sentimentfaktoren favorisiere ich die kleinere Korrekturvariante (23%).

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DH: Der Goldminenindex HUI läuft seit Jahren der Goldpreisentwicklung hinterher. Im Frühjahr gab es einen regelrechten Ausverkauf. In unserem Pfadfinder-Brief haben Gerd Ewert und ich mehrfach auf Contrarian-Kaufchancen hingewiesen, die sich bisher sehr schön entwickelt haben. Siehst auch Du hier eine größere Trendwende zu Gunsten der Minen?

MR: Ja, rein charttechnisch steht diese Trendwende bereits. Goldminen haben gegenüber allen Anlagevehikeln ins Positive gedreht, nicht nur gegenüber Gold, sondern beispielsweise auch gegenüber dem S&P 500. Wir haben große, vollendete Bodenbildungsformationen, so genannte Doppelböden. Anschließend kam es bereits zu massiven Ausbrüchen nach oben. Wir bekommen jetzt die spiegelbildliche Reaktion auf die übertriebene Abwärtsbewegung vom Frühjahr. Viele Goldfonds mussten damals aufgrund von Anteilsrückgaben in die ohnehin schwachen Kurse hinein Positionen abverkaufen. Fundamentale Betrachtungen gehören eigentlich nicht zu meinen originären Aufgaben, aber auch aus dieser Sicht waren Goldminen im Frühjahr so preiswert wie ganz zu Beginn des strukturellen Bullenmarktes. Die Minen verfügen meines Erachtens über ziemlich viel Potenzial.

DH: Während der Goldpreishochs aus 2004, 2006 und 2008 entsprach der HUI jeweils gut einer halben Unze. Wenn wir für den aktuellen Hausse-Schub vorsichtig eine Reichweite bis 2100 Dollar je Unze unterstellen, wäre für den Minenindex rein rechnerisch eine glatte Verdopplung von aktuell 525 auf 1050 drin. Derartige Prognosen wirken eigentlich geradezu unseriös. Was denkst Du?

MR: Die HUI-Gold-Ratio verwende ich zu selten, um da sofort eine Antwort liefern zu können, aber nach dem Kollaps der Minenkurse im Frühjahr, der niedrigen, fundamentalen Bewertungen, der abgeschlossenen Bodenbildung und der aktuell beeindruckenden Trenddynamik kann ich nur sagen: Warum denn nicht?

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DH: Für die Aktienmärkte warst Du in diesem Jahr relativ lange skeptisch, bist aber dann Ende August / Anfang September ins Bullenlager gewechselt. Was waren Deine Gründe dafür?

MR: Unsere Erwartungen für dieses Jahr waren, dass wir im Sommer, spätestens im zweiten Halbjahr auf der einen Seite ein bedeutendes Hoch für den Dollar und auf der anderen Seite ein bedeutendes Tief für Aktien, Edelmetalle und Rohstoffe sehen werden. Als das Tief im Juni/Juli da war, glaubten wir aus verschiedenen Gründen nicht daran, dass dieses Tief bereits das Ende der Abwärtsbewegung markieren sollte. Unserer Meinung nach waren die Kursrückgänge insbesondere in Amerika für ein bedeutendes Tief einfach zu klein. Uns fehlte ein panikartiger Ausverkauf. Auch von anderer Seite fehlten mir lange Bestätigungen dafür, dass das Juni-Low im Aktienmarkt ein bedeutendes Tief gewesen sein sollte. So fielen beispielsweise die Zinsen nach einem kurzen Luftholen weiter. Defensive übertrafen offensive Sektoren. Währungsseitig legte der Dollar unvermindert zu. Vieles sprach dafür, dass es auf der Aktienseite nach einer kurzen Erholung nochmals abwärts gehen sollte und wir erst im dritten Quartal das endgültige Tief sehen würden. Erst im August erhielten wir dann nach und nach mehr Signale für eine bereits vollzogene Trendwende. Insbesondere kam es zu einem Favoritenwechsel auf Sektorebene hin zu den offensiven Branchen und Dollar, Zinsen und Edelmetalle drehten ebenfalls. Da war es dann nur eine Frage der Zeit, bis wir die Erwartung nochmals tieferer Kurse fallen lassen und ins Bullenlager wechseln mussten.

DH: Für die Aktienmärkte gilt also auch, dass wir die Tiefs gesehen haben?

MR: Eigentlich schon. Die Risikobereitschaft der Investoren hat definitiv gedreht und daher heißt die Devise bisher als eher riskant angesehene Anlagen in Korrekturen aufzustocken und die vermeintlich sicheren Anlagen in Rallys zu verkaufen. Das Problem besteht darin, dass die eigentlichen Trends nicht in den Indizes sondern darunter in den Sektoren ablaufen. Selektivität bleibt daher Trumpf. Haussieren sollten vor allem die bisher als riskant wahrgenommenen, zyklischen Sektoren. Investoren mit Aktien aus den zuvor favorisierten, defensiven Sektoren werden hingegen bestenfalls ihr Kapital erhalten, vermutlich aber sogar Geld verlieren. Auf Indexebene kommt es daher auf die Zusammensetzung an. Der Schweizer SMI wird durch die Schwergewichte Nestle, Roche und Novartis eher Probleme bekommen, der Euro Stoxx sollte hingegen von dieser neuen Situation tendenziell eher profitieren.

DH: Der Euro ist endgültig gerettet – zumindest für ein oder zwei Jahre?

MR: (Lacht) Die jüngste Erholung war schon sehr eindrucksvoll. Für den Euro gilt Ähnliches wie auf der Aktienseite. Die vom Markt ausgesandten Kurssignale deuten auf eine größere, mittelfristige Trendwende zu Gunsten einer höheren Risikobereitschaft hin. Viele Investoren, beispielsweise Pensionskassen mit denen ich rede, können sich noch gar nicht vorstellen, dass ihre auf defensive Sektoren ausgerichteten Portfolios über einen längeren Zeitraum Verluste einfahren werden. An den Positionierungen hat sich bisher nur wenig geändert. Für den Euro gilt tendenziell das Gleiche. Spekulative Engagements auf einen fallenden Euro sind wohl in nennenswertem Umfang aufgelöst worden. Doch echte Euro-Käufe gab es bisher wohl kaum. Die Erholung wurde von vielen verpasst und dürfte daher weitergehen – zumindest mit Blickrichtung erstes Quartal 2013.

DH: Im Umkehrschluss müsste also selbst der angeblich stabile Franken zur Schwäche neigen?

MR: Ja, da tut sich auch etwas. Wie gesagt gehe ich davon aus, dass die aktuell laufende „Grünphase“ in Bezug auf die Risikobereitschaft der Investoren mindestens bis ins erste Quartal 2013 anhält. Und in diesem Zusammenhang sollte sich auch der Franken zumindest ein wenig abschwächen.

DH: Vielen Dank für das Gespräch.

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So, jetzt wissen wir wieder Bescheid..

Take care,
Euer Goldfinger  

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