Alcoa startet US-Berichtssaison – Hoffnung dank niedriger Erwartungen

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Heute startet mit Alcoa (WKN 850206) traditionell die Bilanzsaison in den USA. Und die Vorzeichen könnten nicht schlechter sein. Der Datendienst Factset erwartet einen Einbruch der Quartalsgewinne der Unternehmen im S&P 500 gegenüber dem Vorjahresquartal um 8,5 Prozent. Das klingt auf den ersten Blick nach einer drohenden kalten Dusche für die Wall Street. Es ist aber zeitgleich auch eine Chance, dass positive Überraschungen die Investoren dazu bringen, ihre Aktienbestände wieder aufzustocken. Diese haben sie zuletzt immer weiter reduziert. Nichtsdestotrotz hat die Wall Street Europas Börsen weiter abgehängt. Dieser Trend könnte sich auch nach der Berichtssaison fortsetzen.

Zunächst aber zu einem Warnsignal, das nicht außer Acht gelassen werden darf. Es besteht aktuell ein enormes Ungleichgewicht zwischen den Aktienrückkäufen der US-Unternehmen und den Kapitalzuflüssen in den S&P 500 über Investmentfonds und ETFs. Beide Werte liefen im ersten Quartal auf entgegengesetzte Rekordniveaus. Während die Unternehmen eigene Aktien im Volumen von 165 Milliarden US-Dollar zurückkauften, zogen private Investoren über 40 Milliarden US-Dollar aus dem Markt ab.

Mit einem erwarteten Rückgang der Unternehmensergebnisse um 8,5 Prozent könnte aber auch ein Tiefpunkt erreicht sein, was sowohl den Pessimismus der Investoren als auch die negative Dynamik in der Gewinnentwicklung der Unternehmen angeht. Ein Argument dafür ist die kräftige Erholung der Ölpreise von ihren Mehrjahrestiefs im Januar um über 35 Prozent. Knapp 10 Prozent der im S&P 500 gelisteten Unternehmen sind dem Energiesektor zuzuschreiben.

Hinzu kommt die jüngste Schwäche des US-Dollar. Es spricht einiges dafür, dass die Divergenz der europäischen und amerikanischen Geldpolitik mit den letzten Entscheidungen ihren Höhepunkt gesehen hat. Nach der eingeleiteten Zinswende im Dezember scheint die Federal Reserve nun nicht mehr gewillt, mit all zu schnellen Schritten die Zinsen weiter anzuheben. Die EZB wiederum dürfte ihr Pulver verschossen haben. Sollte mit steigenden Ölpreisen die Inflation nun wieder anziehen, sähe sie sich in ihrem Tun bestätigt.

Statt einem Euro zum US-Dollar auf Parität bliebe der Aufwärtsdruck dann für den Greenback gedämpft. Die US-Unternehmen dürften sich über eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit und steigende Gewinne freuen. Aktuell liegt die Bewertung der S&P 500-Unternehmen mit einem KGV des 17-fachen der erwarteten Gewinne pro Aktie nur knapp über dem langjährigen Durchschnitt von 16,5. Sollten die Unternehmen einen etwas besseren Ausblick liefern, könnte die Kaufbereitschaft also schnell wieder zunehmen.

Andreas PaciorekEin Beitrag von Andreas Paciorek

Er ist Market Analyst Germany & Austria bei CMC Markets, Frankfurt. Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. Paciorek hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft.

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