Schlussgong: Im Fokus VW – Am Hexensabbat wird es spannend

Ich hatte es gestern im Schlussgong bereits befürchtet: Der Jubel über das neue Jahreshoch beim DAX kam zu früh. Der Aufwärtstrend wurde von der schwachen Entwicklung an der US-Börse abgewürgt. So überrascht es nicht, dass der DAX 1% verloren hat. Da die US-Indizes heute im Späthandel sogar noch etwas mehr verloren haben, könnte die Börsenwoche mit weiteren Verlusten schließen.

Starke Quartalszahlen von Oracle, RIM und Nike nach Börsenschluss

Allerdings wurden nach dem Schlussgong an der Wall Street die Karten neu gemischt. Einige wichtige Unternehmen, die ihr Quartalsende am 30. November hatten, veröffentlichten nachbörslich Zahlen. Und diese Zahlen können durchaus für einen positiven Schub sorgen.

Frohe Botschaft für die wichtige Softwareindustrie: Der US-Gigant Oracle konnte Umsatz und Gewinn wieder steigern und die Erwartungen der Analysten übertreffen. Das Börsenschwergewicht legte in einer ersten Reaktion nachbörslich um gut 3% zu. Den Vogel schoss jedoch der BlackBerry-Hersteller RIM ab: Der Umsatz stieg um 41%, der Gewinn sogar um 58%. Die Erwartungen wurden klar übertroffen. Nachbörslich schoss die RIM-Aktie über 10% in die Höhe. Die Rückkehr auf den Wachstumspfad hat der Sportartikelhersteller Nike noch nicht geschafft. Umsatz und Gewinn schrumpften jeweils um 4%. Allerdings hatten die Analysten noch schlechtere Zahlen erwartet. Hinzu kommt: Der Auftragsbestand ist wieder gestiegen. Das ist positiv für die Branche und sollte in Deutschland auch die Adidas-Aktie beflügeln.

Der Hexensabbat ist immer für Überraschungen gut

Die 3 genannten Großkonzerne haben also durch die Bank die Erwartungen geschlagen und wurden nachbörslich mit Kursaufschlägen belohnt. Das ist eine gute Basis für einen doch noch erfreulichen Wochenabschluss. Allerdings: Am heutigen Freitag ist an der Börse “Hexensabbat”. An 4 Terminen im Jahr (jeweils am dritten Freitag im dritten Monat des Quartals) werden an den Börsen zahlreiche Terminkontrakte fällig. Die großen Marktteilnehmer versuchen dann, bestimmte Indizes oder Einzelwerte in die gewünschte Richtung zu drehen. So kommt es an diesen Tagen oft zu überraschenden Kursausschlägen.

Müssen sich am Freitag die VW-Stämme aus dem DAX verabschieden?

In Deutschland steht besonders eine Aktie aus dem DAX im Blickpunkt: Die Stammaktie von VW. Der Großaktionär Katar besitzt Optionen auf VW Stammaktien, die am Freitag fällig werden. Wandelt Katar alle Optionen in Aktien, kann es passieren, dass der Anteil der frei handelbaren VW Stammaktien unter die 10%-Marke fällt. Die Aktie müsste dann nächste Woche automatisch aus dem DAX ausscheiden. Nachrückkandidaten wären die Vorzugsaktien von VW und die Aktie des Baustoffkonzerns HeidelbergCement, wobei die VW-Vorzüge aktuell die besseren Chancen besitzen. Durch große Kurssprünge kann sich am Freitag aber noch einiges verändern. Möglich ist auch, dass Katar neue Optionen auf VW Stammaktien wählt und die Hängepartie um einige Monate verlängert.

Die taktischen Spielchen mit der VW-Aktie beschädigen den Ruf des DAX: Hoffen auf eine klare Entscheidung

Die Deutsche Börse als “DAX-Chef” muss aufpassen, dass der Ruf nicht ruiniert wird. Der kurzzeitige Kurssprung der VW Stammaktie auf 1.000 Euro hat bereits für sehr viel Ärger gesorgt, weil viele Investoren, die den DAX 1:1 abbilden, diese Entwicklung nicht mitmachen konnten. Wenn diese Investoren jetzt über Monate nicht wissen, ob die VW-Stämme, die VW-Vorzüge oder die Aktien der HeidelbergCement AG in den DAX gehören, würde das erneut für Ärger sorgen. Es wäre sehr negativ für den deutschen Aktienmarkt, wenn sich große Investoren aufgrund der Unberechenbarkeit aus dem DAX verabschieden. Daher können wir nur hoffen, dass es in den nächsten Tagen eine klare und transparente Lösung gibt. Vielleicht kann ich Ihnen im nächsten Schlussgong schon die Auflösung mitteilen.