Schlussgong: Anlage-Notstand – Versicherungen und Pensionsfonds laufen ins offene Messer

Die Aktienmärkte können sich auch heute nicht für eine Richtung entscheiden und treten auf der Stelle. Spektakuläre Ausnahme im DAX: Die VW-Vorzüge gewinnen im Tagesverlauf über 7%.

Es gab heute einige offizielle Meldungen aus Wolfsburg, aber die reichen nicht, um den Aktienkurs so stark zu bewegen. Wichtiger ist ein Gerücht, das im Laufe des Tages die Runde machte: Die angekündigte Kapitalerhöhung soll wesentlich geringer ausfallen als erwartet.

Gerüchte über eine riesige Kapitalerhöhung hatten den Aktienkurs von 80 auf unter 60 Euro gedrückt. Heute reichte dann ebenfalls ein Gerücht, um den Aktienkurs wieder Richtung 70 Euro zu treiben. Ein Teil der Unterbewertung wurde damit abgebaut.

Spektakuläre neue Anleihe aus Frankreich

Die Medien werden sich sicherlich auf die VW-Geschichte stürzen – VW ist immer für Schlagzeilen gut – aber die langfristig wichtige Nachricht kommt aus Frankreich.

Da auch Frankreich unter der Finanz- und Konjunkturkrise leidet, braucht der Staat ständig frisches Kapital. In dieser Woche wollte Frankreich am Anleihenmarkt 3 bis 5 Mrd. Euro einsammeln. Da die Nachfrage schon nach kurzer Zeit bei über 8 Mrd. Euro lag, ging Frankreich bis zur oberen Grenze und sammelte 5 Mrd. Euro ein.

Das hört sich nicht sonderlich spektakulär an, aber 2 „kleine Details“ fehlen auch noch: Bei der Staatsanleihe handelt es sich um einen Ultra-Langläufer mit Fälligkeit im Jahr 2060! In der Kombination mit der Mini-Rendite von 4,175% ist das eine Hammermeldung.

Sie müssen sich das vorstellen: Investoren leihen dem französischen Staat für 50 Jahre 5 Mrd. Euro und geben sich mit einer lächerlichen Rendite von gut 4% zufrieden.

Die Mini-Rendite passt nicht zu den möglichen Risiken

Die Rendite passt auf keinen Fall zu den Risiken. Ich möchte hier nur 3 Punkte nennen: Kann Frankreich auch noch in 50 Jahren alle Schulden tilgen? Gibt es in 50 Jahren den Euro noch? Wie hoch sind die Inflationsraten in den nächsten 50 Jahren?

Ich picke mir heute hier im Schlussgong nur den letzten Punkt raus. Die Inflation. Selbst, wenn die Inflationsrate in den nächsten 50 Jahren durchschnittlich bei nur 3% liegt, folgt bei der Rückzahlung im Jahr 2060 das böse Erwachen. 1.000 Euro besitzen nach 50 Jahren und durchschnittlich 3% Inflation nur noch eine Kaufkraft von gut 200 Euro.

Steigt die Inflation, drohen gewaltige Verluste

Das heißt: Selbst wenn Frankreich in 50 Jahren die 5 Mrd. Euro zurückzahlen kann, werden die Investoren dafür dann nur noch Waren und Dienstleistungen kaufen können, die heute umgerechnet 1 Mrd. Euro kosten. Ein verdammt schlechtes Geschäft!

Hinzu kommt: Ich erwarte nicht, dass es bei 3% Inflation bleibt. Wir werden mit Sicherheit Inflationsphasen mit einer Geldentwertung von 5 bis 10% pro Jahr bekommen. Dann sieht die Rechnung für die Besitzer der Staatsanleihen am Laufzeitende noch viel schlechter aus.

Wie gesagt: Die Inflation ist nur ein Risiko. Die ausufernde Staatsverschuldung und die langfristige Schwäche der Papierwährungen kommen noch hinzu.

Privatanleger laufen nicht in die Zins-Falle

Daher die Frage an Sie: Hätten Sie dem französischen Staat für 50 Jahre Geld geliehen und dann nur 4,175% Rendite verlangt? Ich bin ganz ehrlich: Bei Renditen unter 6 bis 8% würde ich nicht einmal eine Sekunde überlegen.

Wenn man mit den Renten-Händlern in Frankfurt spricht, wird diese Einschätzung auch bestätigt. Private Anleger sollen erst gar nicht angesprochen werden. Es geht nur um eine ganz spezielle Zielgruppe: Versicherungen und Pensionsfonds.

Frankreich nutzt Notlage aus

Diese institutionellen Anleger leiden besonders stark unter der Niedrig-Zins-Politik der Notenbanken. Die Umlaufrendite für deutsche Staatsanleihen liegt aktuell bei 2,8%. Eine solche Rendite reicht schlicht und einfach nicht für das Geschäftsmodell der Versicherungen und Pensionsfonds. Die brauchen mindestens 3 bis 5% Rendite, um ihre Zahlungsversprechen einhalten zu können.

Und genau diesen Anlage-Notstand hat Frankreich in dieser Woche ausgenutzt. Wie ich von den Renten-Händlern gehört habe, ging ein Großteil der Anleihe direkt an die Versicherungen und Pensionsfonds.

Die Rendite von gut 4% reicht, um aktuell die Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können, aber langfristig sind das „Bomben“ in den Bilanzen. Wenn die Inflationsrate in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten auf 10% steigt, werden die Kurse dieser Anleihen implodieren. Selbst wenn das alles noch verdaut wird, bleibt der geringe inflationsbereinigte Rückzahlungswert am Laufzeitende.

Aktien und Immobilien sind die bessere Wahl

Fazit: Wer jetzt 20 Jahre alt ist und sich in diesen Tagen für eine Lebensversicherung mit einem hohen Renten-Anteil entscheidet, investiert nicht konservativ, sondern geht eine riesige Wette darauf ein, dass wir bis 2060 kein Inflations-, kein Währungs- und kein Staatsbankrott-Problem bekommen. Eine mutige Wette.

Ich persönlich setze daher lieber auf die eigene Immobilie und ein Aktiendepot als Altersvorsorge – trotz Immobilien-Blase in den USA und trotz der Crash-Phasen am Aktienmarkt.