Um 5: DAX am Ende wieder im Minus – Notenbanker-Tag an der Börse

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Es war ein Tag der Notenbanker – ohne Entscheidungen, aber mit vielen Worten und einem Deutschen Aktienindex, der nach allen rhetorischen Impulsen und einer Achterbahnfahrt kurz vor Handelsschluss nur noch leicht im Minus notiert. Mit zahlreichen Reden diverser Geldpolitiker diesseits und jenseits des Atlantiks, unter anderem Mario Draghi, Janet Yellen und anderen Fed-Vertretern, wurde der heutige Handel damit fast ausnahmslos von der Geldpolitik bestimmt.

Heute Morgen stieg der DAX zunächst wieder in Richtung 11.000 Punkte, als EZB-Chef Draghi die Aussicht auf zusätzliche Stimuli im Dezember wiederholte. Schnell kehrte allerdings wieder Ernüchterung ein, da letztendlich nichts Neues zu vernehmen war, und das nur drei Wochen vor der entscheidenden Sitzung. Da zuletzt auch gegensätzliche Stimmen aus dem EZB-Umfeld verlauteten, werden die Marktteilnehmer hier langsam vorsichtig.

Etwas klarer war die Tendenz zugunsten einer Zinsanhebung in den USA von Seiten der US-Geldpolitiker. Während Janet Yellen sich zu dieser Frage bedeckt hielt, äußerte sich St. Louis-Fed-Präsident James Bullard deutlicher pro Zinserhöhung. Die US-Notenbank solle die Zinsen anheben, da die Notfall-Maßnahmen angesichts eines Arbeitsmarktes und Inflation nahe der Zielrate nicht mehr gebraucht würden.

Der Euro reagierte mit hoher Volatilität in beide Richtungen, die Aktienindizes in den USA und Europa entschieden sich am Ende wiederum für den Rückwärtsgang. Mit dem Dow Jones und S&P 500 sind nun auch wieder die Weltleitindizes unter ihre 200-Tages-Durchschnitte gefallen, während dem DAX und EuroStoxx50 ein Sprung über diese Hürde noch gar nicht gelang. Damit dürfte der Abgabedruck auf die Börsen zunächst zunehmen.

Allerdings befinden sich morgen mit den BIP-Zahlen zum dritten Quartal aus Deutschland, Frankreich und der Eurozone sowie den Einzelhandelsumsätzen und der Konsumentenstimmung aus den USA, erhebliche Impulsträger in der Pipeline, die die Kraft haben, das Blatt noch einmal zu wenden oder aber den Abwärtsimpuls noch zu verstärken.

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Aus charttechnischer Sicht konnten die Bullen heute die 10.725-Punkte-Marke vorerst verteidigen. Damit bleibt jederzeit ein erneuter Run auf die 11.000 Punkte möglich. Allerdings scheint sich aus Tageschart-Sicht langsam ein Rounded Top zu bilden, was ein weiteres Warnsignal liefert, dass es noch einmal zu einem Rücksetzer in Richtung der 10.500 kommen kann.

Andreas PaciorekEin Beitrag von Andreas Paciorek

Er ist Market Analyst Germany & Austria bei CMC Markets, Frankfurt.
Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. Paciorek hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft.

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