Donar in Blitzlaune

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Der vergangene Donnerstag, der 27.02.2020, war der Tag mit dem höchsten Ein-Tages-Verlust (-1.191 Punkte nominal) in der Historie des Dow Jones Index. Es fühlte sich an wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Vor zehn Jahren – am Donnerstag, den 06.05.2010 – verlor der Dow Jones Index 348 Punkte. Jener Tag ging als „Flash Crash“ in die Börsenannalen ein. Damals betrug das Abwärtsvolumen satte 96 Prozent, nur wenige Börsianer hatten vorgesorgt (Put-Call-Ratio 1,02). Zwar beruhigte sich das Geschehen kurzzeitig, aber zwei Wochen später – am Donnerstag, den 20.05.2010 – crashte der Dow mit 377 Punkten erneut. Allerdings waren jetzt mehr Marktteilnehmer abgesichert (Put-Call-Ratio 1,53), das Gröbste war damit durch.

Der Donnerkeil fliegt herab
Mythen bringen starke Bilder. Die Germanen glaubten, dass ihr Gott Donar (nordisch: „Thor“) seinen steinernen Donnerkeil durch den Blitzstrahl vom Himmel zur Erde wirft. Der Namensgeber des Donnerstags kann die Märkte jahrelang in Ruhe lassen. Doch seine Ungeduld wuchs offenbar, der Donnerkeil begann vor gut einer Woche zu rotieren. Am Donnerstag, den 20.02.2020 stürzte der Dow Jones Index innerhalb von 40 Minuten um 350 Punkte mysteriös ab, erholte sich aber nochmals. Eine Erklärung dafür gab es nicht, am Freitag begann der Abverkauf, wichtige Unterstützungen brachen.

In der vergangenen Woche verlor das amerikanische Börsenbarometer 12,4 Prozent. Derartige Wochenveränderungen sind selten.

Vielfach in Erinnerung sind die Wochen der Finanzkrise (2008), von 9/11 (2001), und des Crashes von 1987. Zuvor sorgten der Einmarsch von Hitler in Paris (1940) und die Große Depression, beginnend im Jahr 1929, für entsprechende Verlustwochen.

McClellan-Oszillator so extrem wie 1987 und 2008
Der NYSE-McClellan-Oszillator endete am Freitag bei -136 Punkten. Dieser Indikator ist so etwas wie ein Relative-Stärke-Index auf die Marktbreite. Er zeigt einen stark überverkauften Zustand der US-Aktienmärkte an. Werte von -136 sind extrem selten. Sie traten lediglich Ende der 1970er Jahre, im Crash am 19.10.1987 sowie in und kurz nach der Finanzkrise (09.10.2008, 20.05.2010, 08.08.2011) auf.

Der 19.10.1987 – ein Montag – brachte das Crash-Tief. Es wurde eine Woche später und sechs Wochen später nochmals getestet, bevor ein Anstieg einsetzte.

Der 9.10.2008 war ein Donnerstag. Der anschließende Freitag brachte nochmals neue Tiefs, aber nicht mehr extrem. Am Montag stieg der Markt sehr stark an. Der Großteil der Bewegung war gelaufen, das Jahrestief 2008 wurde allerdings erst am 20.11. generiert und das finale Bärenmarkttief im März 2009.

Den 20.05.2010 nannten wir weiter oben. Er bedeutete nahezu das Tief, aber es brauchte noch sechs Wochen, bevor die Märkte wieder stiegen. Der 08.08.2011 (ein Montag) beendete den August-Crash 2011. Allerdings wurde das Tief zwei Monate später nochmals kurz unterboten, bevor die Märkte stiegen.

Die gute Nachricht ist, dass bei derartigen Werten im McClellan Oszillator der Großteil der Bewegung gelaufen ist. Die Indizes benötigen aber Zeit, um sich von einem derartigen Schock zu erholen. Das kann Wochen, manchmal Monate dauern. In der Finanzkrise vergingen noch vier Monate bis zum finalen Tief.

4-Jahres-GD wichtig
Der S&P 500 unterschritt am Donnerstag seine 200-Tage-Linie. Sollten zunächst alle Stricke reißen und die 200-Tage-Linie im S&P 500 nicht zurückerobert werden können, dann käme die historisch erprobte Unterstützung des 4-Jahres-GDs (siehe Pfeil folgender Chart) ins Spiel. Diese notiert im S&P 500 bei 2.609 Punkten, 11 Prozent wären bis dahin noch zurückzulegen. Dieser GD hatte den S&P 500 bereits im Dezember 2018 gestützt.

Blitzerholung a la 1990
Im Jahr 1990 kam es ab dem Herbst zu einer Blitzerholung des S&P 500, nachdem der 4-Jahres-GD standgehalten hatte.

Wir betonen den 4-Jahres-GD, weil er immer wieder seine Eigenschaft „als Killer des Donar`schen Donnerkeils“ bewiesen hat. Nicht nur 2018 und 1990, sondern auch im August 2011, im September 1990 sowie in den Crashes von 1987 und 1929 endeten dort Abwärtsbewegungen.

Auch wichtig: Die Zentralbanken werden unkonventionell agieren, Begriffe wie YCC („Yield Curve Control“) und auf der Fiskalseite MMT („Modern Monetary Theory“) machen die Runde. Im Falle einer drohenden Rezession dürfte es zu weltweit abgestimmten Aktionen kommen.

robert-rethfeldEin Beitrag von Robert Rethfeld.

Robert Rethfeld betreibt den Börsendienst Wellenreiter-Invest. Kernprodukt ist ein handelstäglich erscheinender, abonnementsbasierter Börsenbrief. Seit Ende der 80er Jahre lebt er im Vordertaunus, zunächst in Bad Homburg und seit dem Jahr 1999 in Oberursel. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und hält sich durch Laufen im Taunus sowie durch Golfspielen fit.

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