Goldener Herbst – Auftakt zur großen Goldblase?

Starke, mehrjährige Bullenmärkte enden oftmals in spektakulären Kursexzessen, so genannten Blasen. Die Goldhausse läuft nun schon seit 1999/2001. Der zermürbenden 2011/12er-Korrektur dürfte nun ein mehrmonatiger Hausse-Schub folgen. Wie hoch ist das Risiko eines finalen Exzesses?

Am 21. Juli 1999 beendete Gold bei 252 Dollar je Unze seinen fast 20jährigen Bärenmarkt. Acht Tage später folgte das Euro-Tief (236). Einem ersten, rasanten Anstieg auf 325 Dollar (304 Euro) folgte eine nochmalige fast zwei­jährige, zermürbende Korrektur zurück bis auf 256 Dollar im April 2001.

In 17 Auktionen verkaufte die Bank von England seinerzeit auf Drängen des damaligen Finanz­ministers und späteren Regie­rungschefs Gordon Brown einen Großteil der britischen Goldreser­ven (ca. 400 Tonnen zum lächerlichen Durch­schnittspreis von 275 Dollar je Unze). Aktuell (1.775 Dollar) beträgt der Scha­den für Großbritanniens Steuer­zahler etwa 19 Milliarden US-Dollar oder 300 Dollar pro Ein­wohner. In Anspielung auf Browns grandiose Fehlentschei­dung wird das Goldpreis-Doppel­tief (bzw. Doppel-Boden) von 1999/2001 ebenso sar­kastisch wie treffend gern auch als „Brown’s Bottom“ bezeichnet.

Seit dem 2001er-Frühjahr kennt Gold nur eine Richtung: Aufwärts. Mittlerweile hat sich der Preis des gelb glänzenden Metalls verviel­facht (Euro: x6 auf aktuell 1.382, US-Dollar: x7 auf 1.775). Während der jüngsten Korrektur war in verschiedenen Medien von einer spekulativen Goldblase die Rede. Vor ih­rem Platzen wurde gleich mehr­fach gewarnt, so zum Beispiel im Februar in der Frankfurter Allge­meinen Zeitung FAZ, im April folgte das Handelsblatt, die ARD im Mai und ein „Euro am Sonn­tag“ – Redakteur im Juni. Um es vorweg zu nehmen: Trotz seit Jahren massiv steigender Preise sehe ich bisher kaum Anzeichen für die Ausbildung einer gefährlichen Blase (engl. Bubble).

Gleichzeitig erscheint mir eine nähere Beschäftigung mit dem Bubble-Thema auch für Gold-Optimisten bzw. Papiergeld-Pessimisten ange­bracht, denn die Wahrscheinlich­keit einer finalen Spekulationsblase am Ende der seit 1999/2001 laufen­den Edelmetall-Hausse ist recht hoch. Umso wichtiger wird es, diese Blase dereinst rechtzeitig erkennen zu können. Die im Haase & Ewert Trendfolgesystem verwendeten Bollinger-Bänder sind auf Monatsbasis hierbei ein hervorragend nutzbarer Indikato

Rationaler Aufwärtstrend

Zu Ma­nien kommt es typischerweise erst im Anschluss an einen bereits bestehenden (oftmals mehrjährigeren) Aufwärtstrend. Für diesen gibt es – zumindest an­fangs – vernünftig anmutende Gründe. So vollzog sich bspw. in den 90er-Jahren eine für immer mehr Menschen sowohl im beruflichen wie auch privaten Umfeld wahr­nehmbare, technologische Revo­lution (Computer, Mobilfunk, In­ternet). Die rasant wachsenden Protagonisten dieses Wandels waren am Aktienmarkt entspre­chend heiß begehrt und hoch be­wertet.

Warnungen lange vor dem eigentlichen Kursexzess

Vor einer Blase an der US-Tech­nologiebörse Nasdaq warnte bei­spielsweise Prof. Robert Shiller die Führung der amerikanischen Zentralbank bereits am 3. De­zember 1996. Federal Reserve Präsident Alan Greenspan war von Shillers Vortrag offensichtlich beeindruckt, denn er übernahm dessen Begriff „Irrationaler Überschwang“ bereits zwei Tage später in eine seiner eigenen Reden und machte ihn damit publik.

Ignoranten werden belohnt

Amerikas Technologieaktienindex Nasdaq Composite notierte da erst bei 1.300 Punkten, Deutschlands T-Aktie knapp unter 33 Mark bzw. 17 Euro (siehe Charts). In den folgenden Jahren gab es zwar im­mer mal wieder Warnungen, doch die Kurse kletterten unbeein­druckt weiter. Wer die Warnungen ernst nahm und ausstieg, verpasste die gesamte, schöne Rally, wer sie konsequent in den Wind schlug, konnte von 1996 bis ins Frühjahr 2000 traumhafte Renditen erzielen: Nasdaq +295% auf 5.132, Telekom: +505% auf 103 Euro.

Ich hatte das unglaubliche Glück, von Shillers erstklassiger Argumenta­tion erst im Sommer 2000 zu erfahren. Damals kam sein überaus lesenswer­tes Buch auf den deutschen Markt („Irrationaler Über­schwang: Warum eine lange Baisse an der Börse unvermeid­lich ist“). Es war für mich der optimale Zeitpunkt. Zwar zerstörte Shiller meinen damali­gen geradezu kindlich naiven Glauben an „langfristig immer steigende Aktienkurse“ aber zum Glück eben erst kurz nach dem absoluten Hochpunkt der Technologieakti­enblase.

Langfristige Bollinger-Bänder zeigen Start & Platzen der Blase an

In nahezu allen Bubble-Charts wird deutlich: Die eigentliche Blase folgt auf einen bereits mehrere Jahre laufenden Hausse-Pfad. In den 20-Monats-Bollinger-Bändern zeigt sich die Bubble am Auseinanderdriften der obe­ren, grünen und unteren, roten Trendlinie (Telekom/Nasdaq jeweils ab zweitem Halbjahr 1999). Dies ist der eigentliche, de­finitive Start der spekulativen Ma­nie.

Nochmalige Kursverdopplung im spekulativen Exzess

Diesem folgt ein nochmaliger, ganz massiver Hausse-Schub, übli­cherweise mit Kursverdop­pelungen: im Nasdaq Com­posite von 2500 auf 5132, bei der Telekom von 45 auf 103. Sobald die Blase platzt, beendet die untere, rote Trendlinie ihren Sinkflug und zieht wieder nach oben: So bereits im April 2000 im Nasdaq Composite (3.860 Pkt.) und bei der Telekom (71 Euro). Aus heutiger Sicht waren das hervorragende Verkaufskurse!

Manien im Rohstoffmarkt zeigen ähnliche Charakteristika. Die fundamentale Begrün­dung für Hausse seit der Jahrtausendwende ist schnell zur Hand: dank des rasanten, industriellen Auf­stiegs vieler asiatischer und latein­amerikanischer Volkswirtschaften explodierte die Nachfrage. Der Aufbau von Produktionskapazi­täten konnte damit nicht Schritt halten. Im Energiesektor wurde zusätzlich über geologisch bedingte, dauerhafte Knappheiten spekuliert (Stich­wort: Peak-Oil).

Energie-Rohstoffe 2006-2008

Im Herbst 2007 hatte Erdöl be­reits eine neunjährige Haussephase von 10 Dollar je Faß (1998) auf über 70 Dollar absolviert, ohne dass eine spekulative Blase im Chart ablesbar gewesen wäre. Dies änderte sich ab Oktober 2007: die 20-Monats-Bänder begannen, sich markant zu dehnen (=Bubble-Start). In den folgenden Monaten ver­doppelte sich Nordsee-Öl der Marke Brent nochmals auf nahezu 145 Dollar (Juli 2008). Selbst im für Privatan­leger kaum zugänglichen Uran-Markt folgte einem lang anhalten­den, stetigen Aufwärts­trend von 7 Dollar (Nov. 2000) auf 60 Dollar je Pfund (Nov. 2006) ein nochmaliger, mehrmonatiger, spekulativer Exzess bis auf 136 Dollar im Juni 2007. Auch hier zeigten 20 – Monats – Bollinger – Bänder den Start der Manie sowie auch ihr Platzen im Juli 2007 (120 Dollar) korrekt an.

Goldblase 1979/80

Am Ende der Edelmetall-Hausse in den 70er-Jahren ist auch bei Gold die Ausbildung einer Preis­blase mit Hilfe der Monatsbänder ab September 1979 (Kurse zwi­schen 322 und 397 Dollar) her­vorragend ablesbar. Für echte Goldbugs gehört es praktisch zum historischen Mindestwissen, dass die Goldhausse erst im Ja­nuar 1980 bei 850 Dollar endete. Das Platzen der Goldblase zeig­ten die 20-Monats-Bänder ab März 1980 (Kurse zwischen 643 und 481 Dollar je Unze) korrekt an. Das nochmalige Aufbäumen der Goldnotierungen bis zum September 1980 war für die fol­genden 26 Jahre die letzte Gele­genheit Gold für mehr als 600 Dollar je Unze zu veräußern.

Goldblase 2012/13?

Betrachten wir die nun seit 1999/2001 laufende Goldhausse. Liegt bereits eine Preisblase vor? Auf jeden Fall kann hinter die Vorbedingung „langfristiger fundamental begründbarer Aufwärtstrend“ ein Häkchen gemacht werden. Auch gab es 2006, 2008 und 2010 kleinere Ansätze zu gewissen Übertreibungen. Allerdings endeten diese jeweils ohne die für Manien typischen Kursverdoppelungen. Aktuell ist weder auf Dollar- noch auf Euro-Basis ein Auseinanderdriften der 20-Monats-Bänder zu erkennen. Die obere, grüne Trendlinie verläuft aktuell bei etwa 1450 Euro bzw. 1850 Dollar. Im Zuge einer spekulativen Manie sollte Gold diese Marken um wenigsten 80% übertreffen und somit auf mindestens 2.600 Euro bzw. 3.300 Dollar klettern.

Silberblase 2011

Während im Gold-Chart meines Erachtens also noch keine Blase erkennbar ist, sieht es bei Silber anders aus. Hier startete mit Überschreiten der 20-Dollar-Marke im vierten Quartal 2010 ganz klar ein mehrmonatiger spekulativer Exzess, welcher erst im April 2011 bei ziemlich genau 50 Dollar je Unze endete. Allerdings würde ich mich wundern, falls dies schon der finale Kursexzess in dieser Silberhausse gewesen sein sollte. Vielmehr dürfte dieser Hausse-Schub einen kleinen Vorgeschmack auf noch kommende Exzesse bei Gold, Silber sowie Minenaktien bieten. Die jüngste Silber-Aufwärtsbewegung von 25 auf 35 Dollar je Unze ist bisher jedenfalls keine neuerliche Blase sondern lediglich eine Rückkehr zum gleitenden 20-Monats-Durchschnitt. Gegen die These von der bald platzenden Goldblase sprechen auch die Entwicklungen bei Goldminenaktien.

+70% bis zum Beginn einer Bubble vorstellbar

Im obigen Chart ist die Entwicklung des Goldminenindex HUI nicht in US-Dollar-Punkten, sondern in Unzen Gold abgebildet (vor 1996 XAU angeglichen). Im Mittel der vergangenen 29 Jahre kostete der HUI etwa 0,39 Unzen Gold. Die Standard-Abweichung betrug rund eine 1/10 Unze. Von spekulativen Übertreibungen bei Minenaktien kann gesprochen werden, wenn der HUI mehr als eine halbe Unze Gold kostet (aktuell müsste er dafür um mindestens +70% steigen).

Goldminen: Trotz Kurserholung immer noch historisch billig

Von negativen Übertreibungen kann hingegen gesprochen werden, wenn der HUI weniger als 0,3 Unzen kostet. Derzeit steht Gold bei 1785 und der HUI bei 519, mithin bei 0,29 Unzen. Im Kontext der vergangenen drei Dekaden notieren Goldminen also etwa ein Viertel unter ihrer mittleren Bewertung und sind einfach billig. Das passt überhaupt nicht zu der Behauptung, wir hätten derzeit eine Blase am Goldmarkt!

Riesner (UBS): Goldminen können sich verdoppeln

Vor zwei Wochen führte ich mit Michael Riesner ein Gespräch über Gold & Minenaktien, nachzulesen auf www.HaaseEwert.de. Michael wurde sowohl 2010 als auch 2011 als bester, technischer Analyst im EXTEL Pan European Survey ausgezeichnet und leitet derzeit die technische Aktienanalyse bei der UBS Investmentbank in Zürich. Ich habe ihn auf der 2010er-ZfU Kapitalanlegertagung kennengelernt und gleich zur VTAD nach Hamburg eingeladen (Termin war der 27. September 2012). Falls Sie die Gelegenheit haben, einen Vortrag von Michael Riesner zu besuchen, nutzen Sie sie unbedingt, z.B. am 6. März 2013 bei der VTAD Frankfurt: www.vtad.de/Frankfurt

Risiko-Trendwende

In seinem Vortrag in Hamburg wies Michael darauf hin, dass die Finanzmärkte im Juni/Juli eine markante Trendwende vollzogen haben: weg von den bisher vermeintlich sicheren und hin zu vermeintlich riskanteren Anlagen. Auf der Verlierer-Seite befindet sich seither der US-Dollar, deutsche und US-Staatsanleihen sowie – zumindest relativ – auch die Aktien defensiver Sektoren & Länder (Versorger, nichtzyklische Konsumgüter, USA). Profiteure dieser Trendwende sind die Edelmetalle, der australische Dollar und der Euro, im Aktienbereich Europa und die Emerging Markets sowie eher offensive, konjunktursensitive Sektoren inkl. Rohstoff- und eben auch Goldminenaktien.

Mehrfach hohe Kursgewinne in wenigen Monaten

Werfen wir noch einmal einen Blick auf den HUI/Gold-Chart. Sowohl 1987 als auch 1993, 2002 und 2008 gelang dem Index der Ausbruch aus der grün markierten Billigzone. Es folgten sensationelle Kursexplosionen. 1987: +56% in drei Monaten, 1993: +57% in sechs Monaten, 2002: +50% in nur zwei Monaten (!) und 2008: +43% in zehn Monaten – jeweils in Gold. Da zeitgleich auch die Goldnotierungen kletterten, summieren sich die Zuwächse in Dollar auf +64% (2002) bis +89% (1993). Derzeit machen sich die Goldminenaktien auf den Weg, ihre grüne Billigzone zu verlassen. Natürlich gibt es niemals Garantien für spektakuläre Gewinne: Zwischen 1998 und 2000 misslang ein erster Ausbruchsversuch und aus bereits billigen wurden erst einmal spottbillige Goldminenaktien, bevor im Herbst 2000 eine phänomenale Erholung startete (+600% in drei Jahren). Das Chance-Risiko-Verhältnis ist derzeit allerdings hoch attraktiv.

Attraktive Goldminen im Pfadfinder-Brief vorgestellt

Deshalb haben wir bereits vor vier Wochen den Abonnenten unseres Pfadfinder-Briefes zehn aussichtsreiche Goldminenaktien vorgestellt, von denen wir uns für die kommenden Monate ansehnliche Erträge versprechen. Die Marktkapitalisierung beträgt im Mittel gut neun Milliarden Euro. Es handelt sich also um bereits etablierte, gut verdienende Unternehmen. Hierzulande wären neun der zehn Aktien Aufstiegskandidaten für den DAX. Seit der Empfehlung sind gerade einmal vier Wochen vergangen und die Kurszuwächse betragen bereits zwischen +7% und +22% (Durchschnitt: +13%).

Ausblick

Seit Anfang 2011 pendeln die Aktienmärkte ständig zwischen Hoffnung auf Inflation (Gelddrucken) und Angst vor deflationärem Kollaps hin und her. Das war für Trendfolger, die in der Regel mittelfristige Trends benötigen, eine recht schwierige Phase. Doch nach den jüngsten Entscheidungen der EZB und des Bundesverfassungsgerichts – systematischer Aufkauf von südeuropäischer Staatsanleihen via Notenpresse sowie verfassungsrechtliches „Durchwinken“ des „Rettungsfonds“ ESM – ist die politische Entscheidung so klar wie nur vorstellbar zu Gunsten des inflationären Szenarios gefallen. Ein zurück zur Unentschlossenheit ist kaum noch möglich. An den Börsen sollten die Trends nun klar aufwärts gerichtet sein, zumindest bis weit ins erste Quartal 2013. Temporäre Korrekturen (max. wenige Wochen) sind daher sowohl im Edelmetallsektor (Gold, Silber, Minen) als auch am Aktienmarkt und im Euro bis auf weiteres Nachkaufgelegenheiten.

Ein Gastkommentar von Daniel Haase

Aktuelle Markteinschätzungen (Kommentare, Trendsignale für Länder und Sektoren) von Daniel Haase und Gerd Ewert sowie Informationen zur oben erwähnten Sonderstudie finden Sie in unserem alle zwei Wochen erscheinenden, kostenfreien Trendfolger. Melden Sie sich hierzu einfach unter www.haaseewert.de an.

PS: Veranstaltungshinweis

Auf Einladung der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands e.V. (www.VTAD.de) halte ich am 17. Oktober in der Handelskammer Nürnberg sowie am 18. im Ibis-Hotel Regensburg den Vortrag „Krise & Zukunft der Euro-Zone“ und werde dabei auch auf die Situation am Goldmarkt näher eingehen. Interessenten können sich über die VTAD-Regionalgruppen anmelden.