Hält Tencent dem Druck stand?

Bildquelle: Pressefoto Tencent

Während in Deutschland die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen immer noch allgegenwärtig sind, ist die Krise in China schon lange abgehakt. Trotz des heftigen Wirtschaftseinbruchs im ersten Quartal 2020 war die Volksrepublik die einzige große Volkswirtschaft, die das Gesamtjahr 2020 mit einem Wachstum (plus zwei Prozent) abschloss.

Und auch das laufende Jahr 2021 verläuft für China mehr als rund, wie die jüngsten Zahlen des Zolls in Peking zeigen. So verzeichnete der Außenhandel im April auf Jahressicht einen Zuwachs von 37 Prozent. Wegen der starken Exporte erreichte der chinesische Handelsüberschuss im April rund 43 Mrd. US-Dollar, nach 13,8 Mrd. US-Dollar im Vormonat März.

Tencent: Der Internet-Marktführer in China

Wegen der beeindruckenden Stärke der chinesischen Wirtschaft dürfte es sich für Anleger lohnen, einen Blick auf besonders aussichtsreiche Unternehmen des Staates zu werfen, die auch an den Börsen hierzulande gehandelt werden. Dazu gehört beispielsweise Tencent (WKN: A1138D / ISIN: KYG875721634). Der Konzern ist der unangefochtene Internet-Marktführer in China.

Zu den breit gestreuten Geschäftsaktivitäten des in Shenzhen ansässigen Konglomerats zählen vor allem die Bereiche Sofortnachrichtendienste, Soziale Netzwerke, Web-Portale, interaktive Unterhaltung (u.a. Mehrspieler-Online-Games), Internet-Handel und Online-Werbung.

Starke Zahlen zum ersten Quartal

Die marktbeherrschende Stellung in gleich mehreren dieser Bereiche spiegelte sich wieder einmal in den neuesten Geschäftszahlen wider. So erhöhten sich die Erlöse im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 25 Prozent auf 135,3 Mrd. Yuan (rund 21 Mrd. US-Dollar). Der Nettogewinn machte sogar einen Sprung von 65 Prozent auf 47,8 Mrd. Yuan (7,3 Mrd. US-Dollar) nach oben.

Mit dem starken Auftaktquartal 2021 knüpfte Tencent nahtlos an den Wachstumskurs der Vorjahre an, in denen die Erlöse im Schnitt um über 30 Prozent jährlich gesteigert werden konnten. Trotzdem warnte der Vorstand für den Rest des Jahres 2021 vor Branchenunsicherheiten, möglichen Verzögerungen beim Veröffentlichungszeitplan von Video-Inhalten und potenziellem regulatorischen Gegenwind.

Marktmacht ist Chinas Regierung ein Dorn im Auge

Der chinesischen Regierung ist die Marktmacht der großen Internet-Konzerne schon länger ein Dorn im Auge. Möglicherweise muss Tencent deshalb seine Finanztechnologiesparte so umstrukturieren, dass diese wie eine Bank reguliert werden kann.

Der Druck auf Tencent von Seiten der chinesischen Regierung nimmt weiter zu. Der Erfolgskurs des Internet-Giganten dürfte sich trotzdem weiter fortsetzen. (Bildquelle: Pressefoto Tencent)

Tencent zufolge wickelte WeChat (das chinesische Pendant zu WhatApp) im vergangenen Jahr mit 400 Millionen täglichen Nutzern über Mini-Spiele Geld-Transaktionen im Volumen von umgerechnet rund 202 Mrd. Euro ab. Neue Regulierungsmaßnahmen könnten die Wachstumsaussichten in dieser Sparte belasten. Außerdem wird befürchtet, dass mögliche strengere Regeln bei der Datensammlung das Werbegeschäft beeinträchtigen könnten. Zuletzt geriet auch Tencent Music wegen seiner exklusiven Musikrechte ins Visier.

Milliardenstrafe droht – Gewaltige Finanzkraft

Gerüchten zufolge könnte Tencent in Kürze eine Strafzahlung in Höhe von umgerechnet mindestens 1,5 Mrd. US-Dollar blühen, die auf Druck der Wettbewerbshüter wegen angeblich nicht ordnungsgemäß angemeldeter Zukäufe und wettbewerbswidriger Praktiken fällig werden könnte.

Der Druck dürfte also weiter zunehmen. Allerdings dürfte Tencent drohende Strafzahlungen angesichts der gewaltigen Finanzkraft gut wegstecken können. Allein im Jahr 2020 wurde ein Nettogewinn von rund 20 Mrd. US-Dollar erzielt. Zudem ist Tencent so breit aufgestellt, dass regulatorische Rückschläge in einzelnen Bereichen den Expansionskurs des Konzerns nicht stoppen dürften.

Aktie unter Druck

An der Börse geriet die Tencent-Aktie zuletzt stark unter Druck. Nachdem im Februar dieses Jahres ein neues Allzeithoch bei 82,84 Euro markiert wurde, setzten die Papiere bis Mitte Mai auf zeitweise knapp über die 60er-Marke zurück.

Sobald sich hier ein Boden ausgebildet hat, gilt es, die 200-Tage-Linie (65 Euro) zurückzuerobern, um ein neues Kaufsignal zu generieren. Gut möglich wäre dann, dass in den kommenden Monaten wieder das Februar-Rekordhoch in Angriff genommen wird.

Langfristige Börsen-Performance überzeugt

Trotz des Rückschlags der vergangenen Monate kann die langfristige Börsen-Performance weiterhin überzeugen. Auf Zehnjahressicht legte der Aktienkurs im Schnitt um über 30 Prozent jährlich zu. Tencent ist damit weiterhin einer der spannendsten Titel aus dem Reich der Mitte.

Anleger, die mit einer Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends bei der Tencent-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA2DYS / ISIN: DE000MA2DYS5) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MA54FV / ISIN: DE000MA54FV2).

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