Schlussgong: Versicherungs-Aktien – die Töchter sind noch schöner als die Mütter

In kleinen Trippelschritten marschiert der DAX weiter nach oben. Heute wurde die Marke von 5.900 Punkten überschritten. Der DAX schloss bei 5.936 Punkten, der X-DAX notiert aufgrund der durchwachsenen Vorgaben der Wall Street etwas tiefer.

Die Nachrichtenlage ist in dieser Woche noch dünn. Interessant waren heute die Zahlen der Münchener Rück. Der weltweit größte Rückversicherer hat 2009 rund 2,5 Mrd. Euro verdient und eindrucksvoll demonstriert, dass der Marktführer besser als die Konkurrenz mit der Finanzkrise fertig wird. Kein Wunder, dass Warren Buffett bei der Münchener Rück eingestiegen ist. Eine auf 5,75 Euro je Aktie erhöhte Dividende ist ein nettes Extra-Bonbon.

Münchener Rück: Prognose für 2010 zeigt Stärke

Während viele Finanzkonzerne keinen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr wagen, hat die Münchener Rück heute eine Gewinn-Prognose veröffentlicht. Der DAX-Konzern peilt einen Gewinn von 2 Mrd. Euro an.

Diese Prognose liegt zwar unter dem Wert von 2009, demonstriert aber dennoch Stärke: Zum einen nutzt die Münchener Rück die Finanzkrise nicht als Alibi-Grund, um sich vor einer Prognose zu drücken. Die Konkurrenten, die keine Prognose wagen, haben offensichtlich noch Bilanz-Leichen im Keller.

Zum anderen ist ein Gewinn-Ziel von 2 Mrd. Euro durchaus eine sportliche Vorgabe, da bereits in den ersten Wochen des Jahres einige Belastungen aufgetreten sind (Winterschäden, Sturm Xynthia, Erdbeben in Chile).

Krise verdaut: Blick geht in die Zukunft

Die Münchener Rück blickt aber nicht auf alte Belastungen, sondern schaut in die Zukunft. Der Vorstand plant ein organisches Wachstum und schließt auch Zukäufe nicht aus.

Außerdem wird die Struktur vereinfacht. Ein Schritt, der auch für Aktionäre interessant ist: Die Erstversicherungstochter Ergo wird von der Muttergesellschaft Münchener Rück vollständig übernommen.

Per Zwangsausschluss (Squeeze-out) erhalten die wenigen Anleger, die noch Ergo-Aktien (WKN: 841852) halten, 97,72 Euro je Aktie. Der Kurs der Ergo-Aktie ist jedoch deutlich höher auf 110 Euro gesprungen, weil es mit Sicherheit zu Klagen gegen den Zwangsausschluss kommen wird. Per Gutachten wird dann der „faire“ Wert der Ergo-Aktien ermittelt. Die Ergo-Aktionäre hoffen natürlich auf einen satten Nachschlag.

Allianz hat es mit der Tochter Allianz Leben vorgemacht

Die Münchener Rück geht jetzt den Weg, den die Allianz auch schon gegangen ist. Die Tochtergesellschaften werden zu 100% übernommen und können dann besser in den Gesamtkonzern eingebunden werden.

So hat die Allianz bereits im Jahr 2008 die Tochter Allianz Leben vollständig per Squeeze-out übernommen. Auch in diesem Fall wird der Abfindungspreis noch überprüft. Ich rechne mit einem deutlichen Nachschlag für die Alt-Aktionäre.


Allianz Leben ist schon von der Börse verschwunden, der Abschied von Ergo ist beschlossen. Die Reihen lichten sich. Zu den wenigen Kandidaten, die jetzt noch übernommen werden können, gehört die deutsche Tochter des italienischen Versicherungskonzerns Generali.

Aber auch bei der Aktie Generali Deutschland (WKN: 840002) deutet der Kursverlauf auf eine baldige Entscheidung hin: Seit Mitte 2009 läuft der Aktienkurs fast ohne Unterbrechung nach oben und ist von gut 50 auf 85 Euro gestiegen. Am Börsenparkett gibt es schon lange das Gerücht, dass der Generali-Konzern 90 bis 100 Euro für die restlichen Aktien der deutschen Tochter zahlen will.

Die Kursentwicklung der Versicherungsaktien zeigt: An der Börse sind die Töchter aktuell attraktiver als die Mütter.