Chinas Scheideweg für Anleger

Bildquelle: Pixabay / hyungname

Anfang Juli feierte die Kommunistische Partei (KP) Chinas ihr 100. Jubiläum. Bei dieser Gelegenheit unterstrich Staats- und Parteichef Xi Jinping Chinas globalen Führungsanspruch. Die Unternehmen des Landes sind bereits global präsent und unter Anlegern hierzulande längst keine Unbekannten.

Ein neuer Plan für China

Während die pompösen Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum der KP dem Rest der Welt Chinas Stärke zeigen sollten, hat die Pekinger Regierung unlängst konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht, die Chinas Rolle als führende Wirtschaftsmacht festigen sollen. Inzwischen wurde der 14. Fünfjahresplan verabschiedet. Dieser gilt bis 2025. Er enthält, anders als in der Vergangenheit, keine verbindlichen Ziele, sondern eher Richtlinien. Im Fokus steht der technologische Fortschritt.

China möchte Innovationen mithilfe von Investitionen in Forschungseinrichtungen und die Förderung der besten Wissenschaftler des Landes voranbringen. Dabei hat man Bereiche wie die Künstliche Intelligenz, 5G, Cloud Computing, Quantentechnologie oder die Luft- und Raumfahrt als besonders interessante Betätigungsfelder ausgemacht. Enthalten ist erneut auch ein Bekenntnis zu einer konstanten Steigerung des Bruttoinlandsproduktes (BIP), gleichzeitig soll jedoch die Abhängigkeit vom Ausland und von Importen verringert werden. Stattdessen sollen der Binnenkonsum weiter gestärkt und die Lebensqualität der Menschen verbessert werden, während die Exporte gefördert werden sollen.

Bildquelle: Pixabay / skeeze

Chinas Wirtschaft trotzt Corona

Auf dem Weg dahin bleibt der Handelsstreit mit den USA eine Herausforderung. Die Herausforderung Corona scheint das Land dagegen relativ gut zu meistern. Das Virus hatte seinen Ursprung in China. Dieser Umstand und die rigorosen Lockdown-Maßnahmen der Zentralregierung sowie die Stützungsmaßnahmen der Notenbank und die Regierungsprogramme gaben der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt die Möglichkeit, schnell die Corona-bedingte Konjunkturdelle hinter sich zu lassen. Die chinesische Wirtschaft konnte im Krisenjahr 2020 um 2,3 wachsen, während andere wichtige Volkswirtschaften in die Rezession abrutschten. Zudem war das Land im Vorjahr in der Lage, das größte Freihandelsabkommen der Geschichte auf die Beine zu stellen.

Für das Erreichen der neuen mittelfristigen Ziele sind jedoch die chinesischen Unternehmen unerlässlich. Insbesondere im Technologiebereich haben sich diese in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Einige Fälle wie Alibaba zeigen aber auch den Spagat, den die Pekinger Regierung vollziehen muss. Der E-Commerce-Riese soll nach Möglichkeit international erfolgreich sein und das Land repräsentieren, gleichzeitig gehen die heimischen Wettbewerbsbehörden gegen Alibaba (WKN: A117ME / ISIN: US01609W1027) vor, weil das Unternehmen in China in vielen Bereichen eine Monopolstellung hat.

Bildquelle: Pressefoto Alibaba – Source: www.alibabagroup.com

Daumenschrauben für Alibaba & Co?

Welche Ausmaße der Gegenwind vonseiten der Regulierungsbehörden annehmen kann, wurde im Vorjahr deutlich, als der Börsengang der Alibaba-Fintech-Tochter Ant Financial kurzfristig abgesagt worden war. Ant Financial sollte das größte IPO aller Zeiten auf das Börsenparkett zaubern. Die chinesischen Behörden verhinderten dies. Unter anderem, weil ihnen das Geschäft mit Kleinkrediten ein Dorn im Auge war und sie auch andere Änderungen der Geschäftspraktiken bei Ant Financial sehen wollten.

Dem Willen der chinesischen Zentralbank nach muss die Ant Group, die neben dem mobilen Bezahldienst Alipay auch Verbraucherkredite, Vermögensverwaltung und Versicherungen anbietet, in Zukunft unter anderem „unfairen Wettbewerb“ in seinen Diensten beseitigen, Darlehen nach den behördlichen Vorschriften für Kreditvergabe und Datenschutz anbieten und „illegale“ Aktivitäten bei Krediten, Versicherungen und in der Vermögensverwaltung einstellen.

In diesem Zusammenhang ist auch das rund dreieinhalb Monate dauernde mysteriöse Verschwinden von Jack Ma, dem Alibaba-Gründer, zu nennen. Dieses wurde mit seiner ungewöhnlich scharfen Kritik an den chinesischen Regulierungsbehörden sowie dem abgesagten Rekordbörsengang von Ant Financial in Verbindung gebracht. Darüber hinaus nahmen die chinesischen Kartellwächter Alibaba selbst ins Visier und verhängten eine Rekordstrafe in Höhe von 18 Mrd. Yuan (umgerechnet 2,3 Mrd. Euro) gegen die Online-Handelsplattform. Die Marktaufsicht erklärte die Maßnahme damit, dass Alibaba die marktbeherrschende Position ausgenutzt hat, um Händler zu zwingen, ihre Waren exklusiv über Alibaba anzubieten.

FAZIT

Die Entwicklungen rund um Alibaba, Ant Financial und zuletzt den UBER-Rivalen DiDi Chuxing haben viele Frage aufgeworfen. Insbesondere, wie die Pekinger Regierung im Ausland börsennotierte chinesische Unternehmen behandeln wird. Zumal diese auch noch im Zuge des Handelsstreits mit den USA auch vonseiten der US-Regulierungsbehörden unter Beobachtung stehen und vielen von ihnen sogar ein Delisting in den USA drohen könnte. Dies ändert jedoch wenig an den Aussichten für die weiterhin stark wachsende chinesische Wirtschaft. Zudem sollten zumindest die chinesischen Behörden ihre heimischen Champions nicht allzu hart anpacken, da sie sie auf dem Weg zur internationalen Spitze, insbesondere im Technologiebereich, dringend benötigen.

Strategie-Zertifikat auf Vontobel China New Vision Index
WKN VQ8SFS
ISIN DE000VQ8SFS0
Emissionstag 5. Juli 2021
Produkttyp Index-/Partizipationszertifikat
Emittent Vontobel

 

Bildquelle: Pixabay / hyungname