Bilfinger und die ewig überraschenden negativen Nachrichten

Bildquelle: Pressefoto Bilfinger SE

Bilfinger (WKN: 590900 / ISIN: DE0005909006) ist eines dieser Unternehmen, die ich eigentlich „gern haben möchte“… doch immer wieder gibt es überraschend negative Nachrichten dazu. Konkret: Gewinnwarnungen/Umsatzwarnungen… sind fast schon zum Standard bei Bilfinger geworden. Zuletzt hieß es dazu von Seiten des Managements: „Für das Gesamtjahr 2017 erwartet Bilfinger anstelle des bisher prognostizierten Margenanstiegs um rund 100 Basispunkte nun ein ausgeglichenes bereinigtes EBITA.“

Also mal wieder nix mit der vorigen Prognose. Und Ebitda ist bekanntlich das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Wenn es „bereinigt“ ist, dann werden da diverse bilanzielle Spielräume genutzt. Und wenn dann trotzdem, sogar wenn Steuern, Zinsen und Abschreibungen rausgerechnet werden, nur eine „Null“ übrig bleibt, ist das gewiss kein Anlass zur Freude.

Bilfinger: Negative Auswirkungen von 55 Mio. Euro

Allerdings ist diese erneute Gewinnwarnung wohl nicht wegen negativer Entwicklung im operativen Geschäft zustande gekommen – denn der Ausblick im Hinblick auf Konzernleistung und Auftragseingang 2017 wurde vom Management ausdrücklich bestätigt. Die Belastung des Ergebnisses kommt Bilfinger zufolge wegen „Vorsorgen für Altprojekte in den USA“ zustande, die das Ebita in Höhe von 55 Mio. Euro belasten sollen. Warum das erst zum Zeitpunkt der Meldung bekannt war, dass für diese Altprojekte „bilanzielle Vorsorge“ getroffen werden muss, wurde nicht gesagt.

Bilfinger-Chart: boerse-frankfurt.de

Nun, bei Bilfinger habe ich den Eindruck, dass die Erwartungen der Aktionäre ohnehin nicht besonders hoch sind (nach dem Motto, ach wieder eine Gewinnwarnung) – was auch eine Chance sein kann. Denn hohe Erwartungen können leicht enttäuscht werden. Wenn die Erwartungen hingegen niedrig sind, sind im Gegenzug positive Überraschungen leichter drin. Eine positive Überraschung war die jüngste Gewinnwarnung aber dann doch nicht.

Michael VaupelEin Beitrag von Michael Vaupel

Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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