Die Welt ist handelskriegerischer geworden und die „Kriegsschäden“ bleiben nicht aus. Überall schmelzen die Wachstumsprognosen wie Vanilleeis in der Sommerhitze. Besonders tiefe Wunden reißt Trumps Handels-Feldzug bei asiatischen und europäischen Exportnationen.
Je länger der selbstverschuldete Handelskonflikt auf die Unternehmens- und Verbraucherstimmung drückt, umso gravierender fallen Investitions- und Konsumzurückhaltung aus. Die fundamentalen Kollateralschäden an den Aktienbörsen sind unverkennbar. Doch wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von der Geldpolitik ein Lichtlein her.
Im Zollstreit habe ich Trump insofern in Schutz genommen, als dass Peking alles andere als ein handelspolitischer Friedensengel ist. Doch führt der US-Präsident diesen Kampf ideologisch und stur, nicht weise und taktisch klug. Denn selbst mit den härtesten Bandagen wird Trump die Chinesen nie dazu bringen, so zu Kreuze zu kriechen, wie er das als Immobilienmagnat von seinen Kreditgebern und Handwerkern gewohnt war.
Bei der Europawahl haben EU-skeptische Parteien weniger zugelegt als befürchtet. Für Entspannung haben Politiker aber keinen Grund. Europa hat nur eine Schlacht gewonnen, nicht den Krieg. So etwas nennt man Pyrrhus-Sieg. Denn die Wahlergebnisse in den großen EU- und Euro-Ländern Frankreich und Italien zeigen, dass die europäische Idee vielfach auf dem Rückzug ist.
Der Glaube an ein absehbares Ende des Handelskonflikts schwindet von Tag zu Tag. Auf die amerikanische Totalverzollung chinesischer Importwaren hat China mit einem Boykott von US-Agrargütern reagiert. Und dass Trump die deutliche Abwertung des Yuan gegen Dollar als Währungsmanipulation definiert, spricht für anhaltenden amerikanischen Handelsprotektionismus.
Am 26. Mai ist Europawahl. Dieses Jahr zieht sie deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich als in früheren Wahljahren. Grundsätzlich ist Europa in keiner guten Verfassung. Genau das muss der alte Kontinent aber dringend sein, um im geostrategischen und wirtschaftlichen Kampf mit Amerika und China nicht unterzugehen. Tatsächlich sprechen alle Politiker von Schicksalswahl.
Themen der aktuellen Presseschau sind u.a. die Lage in der Türkei, der Zollstreit zwischen China und den USA, die Brexit-Debatte, die Europawahl, die Ausgabenpolitik, sowie die Bankenuntersuchung seitens der BaFin. Unternehmensseitig richtet sich der Blick u.a. auf Siemens, Bayer, Munich Re, Deutsche Bank, Commerzbank, Steinhoff, Canopy Growth.
Die weitere Eskalation im US-chinesischen Handelskonflikt bleibt nicht ohne Folgen für Weltkonjunktur und Exportländer. Je länger die handelspolitische Verunsicherung anhält, umso nachhaltiger wird sich die internationale Investitions- und Konsumzurückhaltung zeigen. Während diese Fundamentalschwäche Aktien belastet, sorgt die lockere Geldpolitik für Unterstützung.
Der französische Präsident Emmanuel Macron scheint dafür prädestiniert zu sein, in das Machtvakuum zu stoßen, das Angela Merkel in der europäischen Politik hinterlassen wird. Vorausgesetzt natürlich, er übersteht die Gelbwesten-Proteste. Auch deshalb sollten Anleger nach Frankreich-Investments Ausschau halten.
Zum Wochenstart konnten nur europäische und US-Aktienindizes leichte Gewinne erzielen. Die Schätzungen einiger Juli-Einkaufsmanagerindizes am Mittwoch könnten - u.a. für Deutschland, die Eurozone und die USA - deutlichere Impulse bringen, wobei der neueste ifo-Geschäftsklimaindex, für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, die meiste Beachtung finden wird.
Der Handelskrieg und die zerrissene geopolitische Großwetterlage wirken auf die Investitionsbereitschaft der industrie- und exportstarken deutschen Unternehmen wie Streusalz auf Eis. Negativen Streueffekten kann sich mittlerweile auch die bislang so robuste Binnenwirtschaft nicht mehr entziehen. Und obwohl finanzpolitisch durchaus in der Lage, hat Berlin noch keine Maßnahmen ergriffen, um dem Rezessionskurs entgegenzuwirken.
Die Schuldenbremse hat es ins Grundgesetz geschafft. Demnach sollen Bund und Länder in normalen Zeiten ausgeglichene Haushalte vorlegen. Und in unnormalen Zeiten? Politiker wären keine Politiker, wenn sie nicht vorbeugend Elemente eingebaut hätten, die die heilige Finanzseriosität im Falle von Naturkatastrophen und außergewöhnlichen Notsituationen verweltlichen.