Lohnt sich eine energetische Sanierung?

Energetische Sanierungen sind teuer und daher schrecken viele Besitzer einer Immobilie davor zurück.

(Bildquelle: pixabay / MonikaP)

Wer sich heute für den Kauf eines Hauses oder einer Eigentumswohnung interessiert, legt Wert auf eine gute Energiebilanz des Gebäudes. Das belegt eine aktuelle Umfrage. Viele Verkäufer ziehen deshalb Modernisierungsmaßnahmen in Betracht, um ihr Wohneigentum attraktiver zu machen.

Dreifach verglaste Fenster, gut gedämmte Außenwände, eine sparsame Heizanlage – im Idealfall betrieben mit regenerativer Energie: Eine moderne energetische Ausstattung ist ein unschlagbares Argument beim Verkauf eines Hauses. Laut einer aktuellen Umfrage ist 92 Prozent der Befragten, die in den nächsten Jahren Wohneigentum erwerben wollen, ein guter energetischer Zustand des Kaufobjekts wichtig.

Energieeffiziente Wohngebäude sind heute aus Käufersicht deutlich attraktiver als noch vor einigen Jahren. Das ist sicher eine Folge der Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurde.

erklärt Florian Schüler von Postbank Immobilien. Aber auch die Lieferengpässe bei Bauteilen, der Handwerkermangel und nicht zuletzt das wachsende ökologische Bewusstsein vieler Menschen haben laut Schüler energetisch bereits gut ausgestattete Häuser für Käufer spürbar interessanter gemacht.

Der energetische Zustand wird unterschätzt

Allerdings verkennen zahlreiche potenzielle Immobilienverkäufer die gewachsenen Ansprüche der Interessenten: Laut Umfrage meinen 14 Prozent der Befragten mit Verkaufsplänen, dass Immobilienkäufern ein guter energetischer Zustand des Kaufobjekts eher unwichtig sei, knapp vier Prozent davon halten ihn sogar für sehr unwichtig.

Die Wirkung einer guten Energiebilanz auf den Verkaufspreis, wird von vielen unterschätzt. (Bildquelle: pixabay / Antranias)

„Diese Fehleinschätzung entspringt wohl dem Wunsch, die eigenen vier Wände trotz mäßiger Energiebilanz ohne Abschlag verkaufen zu können. Das ist jedoch häufig nicht realisierbar“, ergänzt Florian Schüler. „Eine gute energetische Ausstattung ist heute ein wichtiges Argument bei der Vermarktung einer Immobilie; das sollten Verkäufer nicht unterschätzen. Es kann sich auszahlen, das Objekt vor dem Verkauf zu modernisieren“, meint Florian Schüler.

Nutzt die Investition?

Immerhin wäre fast jeder zweite Immobilienverkäufer (46 Prozent) dazu bereit, in die energetische Ausstattung seiner Immobilie zu investieren, um die Verkaufschancen zu erhöhen oder einen höheren Verkaufspreis zu erzielen. Davon ziehen knapp 30 Prozent eine Modernisierung in Betracht, rund 16 Prozent planen das „auf jeden Fall“.

Der marktEINBLICKE-Tipp: Hausbesitzer, die einen Energieausweis für ihr Gebäude erstellen lassen, erhalten vom Aussteller immer auch Empfehlungen für energieeffiziente Modernisierungsmaßnahmen – das ist gesetzlich vorgeschrieben. Ob und wie sehr die Investition die Verkaufschancen erhöhen könnte, sollten Verkäufer mit einem Immobilienprofi besprechen.

Auch für Vermieter interessant

„Eine energetische Sanierung bietet diverse Vorteile. Immobilien mit besserer Energieeffizienz reagieren weniger empfindlich auf die aktuelle Versorgungskrise und haben einen immer größer werdenden Einfluss auf die Wertentwicklung – das ist vielen Eigentümer noch nicht bewusst, wie eine Umfrage zeigt“, erklärt Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24. Die bessere Energieeffizienz und geringere Energiekosten sprechen für eine energetische Sanierung

Die Senkung der Energiekosten steht bei der energetischen Sanierung im Vordergrund. (Datenquelle: immoscout24)

Jeder Siebte (14 Prozent) gibt an, die eigene Immobilie bereits energetisch saniert zu haben. Rund die Hälfte der Befragten (47 Prozent) denkt zurzeit über eine energetische Sanierung nach. Für drei Viertel davon (74 Prozent) steht die Verbesserung der Energieeffizienz und die Einsparung der Energiekosten dabei im Mittelpunkt. 38 Prozent gehen davon aus, so den Wert ihrer Immobilie zu steigern.

Politische Vorgaben veranlassen etwa ein Fünftel (18 Prozent) der Befragten zur energetischen Sanierung ihrer Immobilie. Für rund 40 Prozent kommt eine energetische Sanierung aktuell nicht in Frage. Davon geben 22 Prozent an, dass ihre Immobilie in einem guten energetischen Zustand sei.

Hohe Investitionen nötig

Eine energetische Sanierung ist besonders für viele private Vermieter zu teuer. (Bildquelle: pixabay / PeterLinke)

Energetische Sanierungsmaßnahmen wie die Wärmedämmung von Fassaden, Dach und Keller sowie der Austausch von Heizung und Fenstern können kostspielig werden. Rund die Hälfte der Befragten (47 Prozent) rechnet dafür mit einer Investition zwischen 20.000 und 50.000 Euro. Etwa ein Drittel (30 Prozent) geht von über 100.000 Euro aus, die benötigt werden.

Das ist für viele private Vermieter zu viel: 75 Prozent der Befragten, für die eine energetische Sanierung aktuell nicht in Frage kommt, geben an, dass die Sanierung zu teuer sei bzw. sich für sie finanziell nicht lohnen würde. Weitere Gründe, die für einige der befragten Vermieter gegen eine energetische Sanierung sprechen, sind: Zu viel Aufwand (20 Prozent) und eine schwierige Auftragslage bzw. die fehlende Kapazität bei Sanierungsfirmen (19 Prozent). Manchen fehlt es an professioneller Beratung bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen (9 Prozent).

Deutliche Mieterhöhungen zur Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen nötig

Seit 2019 dürfen Vermieter die jährliche Miete um bis zu 8 Prozent der für die Sanierung aufgewendeten Kosten erhöhen. Bei Sanierungskosten von 10.000 Euro dürfen demnach 800 Euro auf die Jahresmiete aufgeschlagen werden. Betrug die Miete vor der Sanierung 800 Euro im Monat bzw. 9.600 Euro im Jahr, so läge sie nach der Umlage bei 10.400 Euro im Jahr bzw. 866,67 Euro im Monat. Das entspräche einer tatsächlichen Mieterhöhung von 8,3 Prozent.

Von den befragten Vermietern geben 21 Prozent an, dass sie die Miete um 10 Prozent erhöhen müsste, um die energetische Sanierung zu finanzieren. Ein Drittel der Befragten (36 Prozent) rechnet sogar mit einer nötigen Mieterhöhung von 20 Prozent und mehr. 12 Prozent der befragten privaten Vermieter könnten die energetische Sanierung ohne Mieterhöhung finanzieren.

„Seit Anfang des Jahres sind zahlreiche Änderungen bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude in Kraft getreten. Insbesondere für das Sanieren in Eigenleistung gibt es jetzt mehr Zuschüsse für die Materialkosten. Es kann sich also lohnen, sich stetig über aktuelle Förderungen zu informieren,“ ergänzt Dr. Gesa Crockford.

Wertsteigerung durch energetische Sanierung ist für viele unbekannt

Die Hälfte der Befragten (51 Prozent), für die eine energetische Sanierung aktuell nicht in Frage kommt, geht davon aus, dass eine mangelnde energetische Sanierung keine Wertminderung ihrer Immobilie bedeutet. Jeder fünfte Befragte (20 Prozent) sieht das anders. Eine Immobilie energetisch zu sanieren, ist zwar mit Kosten verbunden, kann sich jedoch lohnen.