Das vergangene Jahr war für die Baufinanzierungszinsen bemerkenswert, mit einem markanten Endspurt gegen Ende. Innerhalb von nur etwa acht Wochen fielen die Zinsen um fast einen Prozentpunkt und erreichten Ende Dezember Werte von unter drei Prozent.
„Wir haben einen sehr deutlichen Rückgang der Zinsen innerhalb kurzer Zeit gesehen, insbesondere aufgrund der Erwartungshaltung gegenüber der EZB, dass diese den Leitzins 2024 deutlich senken wird“, erklärt Michael Neumann von Dr. Klein.
Jedoch geriet die Abwärtsbewegung der Bauzinsen über den Jahreswechsel ins Stocken. Obwohl für sehr gute Beleihungsausläufe weiterhin Konditionen von knapp unter drei Prozent zu finden sind, zeigt sich eine leichte Tendenz zu steigenden Bauzinsen zu Beginn des neuen Jahres.
Neumann erklärt diesen Richtungswechsel: „Vielleicht war der starke Rückgang in den Wochen davor doch etwas übertrieben. Meiner Meinung nach hat sich am Markt die Erwartung durchgesetzt, dass die Notenbanken möglicherweise nicht schon im ersten Halbjahr 2024 die Zinsen mehrfach senken werden, sondern erst in der zweiten Jahreshälfte.“
Seitwärtsbewegung der Zinsen erwartet
Für die kommenden Wochen erwartet Neumann weniger Bewegung an der Zinsfront als Ende 2023. Er prognostiziert eine Seitwärtsbewegung auf dem aktuellen Niveau, mit Zinssätzen von drei bis 3,5 Prozent für Darlehen mit einer zehnjährigen Zinsfestschreibung. Diese Annahme basiert vor allem auf der aktuellen Inflationsentwicklung.
Die Teuerungsrate ist nach einer Abwärtsbewegung wieder gestiegen, sowohl im Euro-Raum als auch in Deutschland. Neumann erläutert: „Der Anstieg der Inflation war zu erwarten und erklärt sich insbesondere durch den Wegfall von Subventionen.“
Hinsichtlich der Zinsstruktur bei unterschiedlich langen Festschreibungen gibt Neumann eine Prognose ab. Nachdem im letzten Jahr eine inverse Zinskurve zu beobachten war, deutet sich nun eine Normalisierung an. Neumann erwartet, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird, insbesondere wenn die Zentralbanken den Leitzins senken.
In Bezug auf die Immobilienpreise zeigt sich ein anhaltender Trend der Stabilisierung, mit regionalen Unterschieden. Interessant ist derzeit das günstige Fenster für Kaufinteressierte, bedingt durch das Angebot auf dem Markt, die Möglichkeit für Preisverhandlungen und die gesunkenen Zinsen. Diese Faktoren machen den Kauf einer Immobilie derzeit attraktiv.
Günstiges Fenster für Kaufinteressierte
„Wer sich für den Kauf einer Immobilie interessiert, für den ist die Gelegenheit aktuell so günstig wie seit vielen Monaten nicht mehr“, bestätigt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. „Grund dafür sind vor allem das nach wie vor große Angebot an Immobilien auf dem Markt, die Möglichkeit für Preisverhandlungen und der zuletzt gesunkene Zins“.
Besonders der Zins-Unterschied macht sich sofort in der monatlichen Rate bemerkbar. Lagen die Bauzinsen für 10-jährige Darlehen zu ihrem Höhepunkt Ende November 2023 noch bei 4,23 Prozent, sind sie seitdem auf rund 3,2 Prozent – und damit um knapp 1 Prozentpunkt – gefallen.
Größere Auswahl an Objekten
Gleichzeitig haben Kaufinteressierte heute ein deutlich größeres Angebot als in der Niedrigzinsphase. Waren vor Beginn der Zinswende Anfang 2022 noch ca. 200.000 Objekte auf den gängigen Immobilienportalen eingestellt, sind es aktuell mehr als 400.000 – die Anzahl hat sich also verdoppelt. Das zeigen Daten der Interhyp-Tochterfirma ThinkImmo.