Unübersichtliche Gemengelage

Greifbare Nervosität wird Schwankungsbreite an den Märkten steigen lassen

(Bildquelle: unsplash / Christian Waske)

Die Gemengelage der potenziellen Belastungsfaktoren an den internationalen Kapitalmärkten verändert sich seit Wochen kaum: geopolitische Risiken, hartnäckig hohe Inflation und damit zusammenhängend vielfach steigende Leitzinsen sowie Sorgen um eine nur schwache Konjunkturdynamik in den Industriestaaten.

  • Zwar sind die geopolitischen Entwicklungen – allen voran der Ukrainekrieg – kein neues Thema und an den Börsen hat eine gewisse Gewöhnung stattgefunden, allerdings besteht zweifellos jederzeit die Gefahr einer weiteren Eskalation, bei derzeit geringen Chancen auf eine positive Entwicklung.
  • Hinzu kommen die offensichtlichen Spannungen zwischen China und den westlichen Staaten. Allein durch die schleichende Unsicherheit belasten diese bereits heute die wirtschaftliche Entwicklung bei allen Beteiligten sowie kurzfristig die noch nicht ausgestandene Angst vor einem politischen Unfall in Form einer fehlenden Zustimmung des US-Kongresses zur Anhebung des Staatsschuldenlimits.
  • Die konjunkturellen Perspektiven hinken den positiven Erwartungen vom Jahresanfang deutlich hinterher – vor allem im weltweiten Industriesektor, wie die aktuellen Veröffentlichungen der S&P Global Einkaufsmanagerindizes verdeutlichten.
  • In diesem Umfeld dürfte zumindest eine mögliche weitere Drosselung der Ölfördermengen durch die Staaten der OPEC+ am kommenden Wochenende nicht weiter ins Gewicht fallen und wären eher als Reaktion auf eine ohnehin sinkende Nachfrage zu interpretieren, um die Rohölnotierungen nicht noch weiter absinken zu lassen.

Damit rücken wieder die Notenbanken in den Fokus

Aufseiten der EZB stehen in dieser Woche vor allem die neuesten Inflationsdaten für Mai im Fokus. Die überraschend deutlich auf 3,2 Prozent gesunkene Teuerungsrate in Spanien erzeugt Hoffnung auf ebenfalls nachgebende Inflationsraten in der Eurozone. Die US-Notenbank Fed hingegen wird auf den US-Arbeitsmarktbericht achten. Sollte dieser erneut unerwartet robust ausfallen, dürfte die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Leitzinsanhebung Mitte Juni doch wieder zunehmen und vorerst weitere Aktienkursgewinne deckeln.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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Bildquelle: Donner & Reuschel