Aktienrückkauf: Das Wundermittel mit Nebenwirkungen

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Sobald ein Unternehmen einen Aktienrückkauf ankündigt, zündet der Kurs ein Feuerwerk. Und das ist verständlich, bildet doch ein Aktienkurs das Ergebnis des Aufeinandertreffens von Angebot und Nachfrage und wenn das Unternehmen seine eigenen Aktien über die Börse zurückkauft, stellt dies zusätzliche Nachfrage dar. Außerdem gehen viele Anleger davon aus, dass das Unternehmen den besten Überblick hat, bei welchem Kurs die eigenen Aktien unter ihrem fairen Wert zu haben sind. Also sind Aktienrückkäufe für die Aktionäre immer eine gute Sache. Oder nicht?

Es gibt allerdings einiges zu beachten. Grundsätzlich verfügt das Unternehmen über Geldmittel, um damit Investitionen zu tätigen und neue Produkte zu entwerfen und zu vermarkten. Das ist der Daseinszweck des Unternehmens und wenn das Unternehmen nun dieses Geld für den Rückkauf eigener Aktien oder für Dividendenausschüttungen an die Aktionäre verwendet, ist das nur dann eine gute Idee, wenn es das Geld nicht besser für sein (operatives) Geschäft einsetzen könnte. Wenn also das Unternehmen selbst eine Rendite von 8% erwirtschaftet und mehrere Übernahmeziele ins Auge gefasst hat, die nur 5% erreichen, dann ist aus Sicht der Aktionäre ein Aktienrückkauf rentierlicher. Sollten neue Investitionen in den Maschinenpark die Rendite im Unternehmen heben, kann dies lohnender sein, als Aktien zurückzukaufen oder Dividenden auszuschütten. Es kommt eben auf den Einzelfall an.

Gehen wir also davon aus, dass das Unternehmen keine lukrativeren Ideen verfolgen kann, als das Geld den Aktionären zukommen zu lassen. Dann stehen sowohl eine Dividendenzahlung als auch ein Aktienrückkauf als Maßnahmen zur Verfügung. Wobei die Dividendenausschüttung der 25-prozentigen Abgeltungssteuer unterliegt, während der Aktienrückkauf keine Steuerpflicht auslöst. Durch den Rückkauf der eigenen Aktien verringert sich die Gesamtzahl der Aktien nicht automatisch. Sie werden zunächst im Bestand der AG gehalten und bleiben bei Dividendenausschüttungen unberücksichtigt. Der Gewinn je Aktie für den einzelnen Aktionär steigt also durch Aktienrückkäufe. Und sollte das Unternehmen die Aktien dann einziehen, also vernichten, verringert sich die Anzahl aller Aktien und jede einzelne Aktie stellt einen größeren Anteil am Unternehmen dar. Ihr Wert steigt also (was nicht zwangsläufig bedeutet, dass auch ihr Preis, der Aktienkurs, entsprechend steigt).

Doch es gibt auch Beispiele, wo Unternehmen mit dem Rückkauf eigener Aktien das Geld ihrer Aktionäre zum Fenster hinauswerfen. Denn eigene Aktien werden gerne auch als Akquisitionswährung eingesetzt, um andere Firmen zu übernehmen und (teilweise) mit eigenen Aktien zu bezahlen. Hier muss man ganz genau hinsehen! Denn diese Aktien werden nun nicht eingezogen, sondern gelangen wieder in den Börsenverkehr und für den Aktionär bringt dies nur einen Vorteil, wenn die Aktien vom Unternehmen zu niedrigeren Kursen gekauft wurden, als sie nun bei der Akquise angerechnet werden. Wurden die Aktien durchschnittlich zu 11 EUR gekauft und nun bei der Übernahme nur mit 8 EUR angerechnet, dann ergibt dies einen Verlust von 3 EUR – unabhängig davon, ob das andere Unternehmen zu einem überteuerten Kaufpreis erworben wird oder ein Schnäppchen darstellt. Und Geldvernichtung in Perfektion stellt ein Aktienrückkauf dar, wenn diese Aktien anschließend für Aktienoptionen für den Vorstand herhalten müssen. Dann kann man grundsätzlich von einem deutlichen finanziellen Verlustgeschäft für das Unternehmen – und die Aktionäre – ausgehen…

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Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

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