„Corona-Profiteure“ zurück im Alltag

Dies vier Unternehmen haben gezeigt, dass sie nicht auf eine durch COVID-19 angekurbelte Nachfrage angewiesen sind.

(Bildquelle: Pixabay / geralt)

Die Corona-Pandemie hat auch an den Aktienmärkten für reichlich durcheinander gesorgt. Viele sogenannte Corona-Profiteure entpuppten sich als Eintagsfliegen. Andere Unternehmen zeigten, dass sie auch in einer Welt ohne eine COVID-19-bedingte Sonderkonjunktur weiter erfolgreich sein können.

Nicht jeder hat den Post-COVID-19-Kater gut überstanden

COVID-19 hatte am Aktienmarkt vielen Unternehmen zu neuem Ruhm verholfen. Dazu gehörten beispielsweise die bis dahin kaum bekannten Impfstoffhersteller Moderna und BioNTech. Selbst um diese ist es nach dem Ende der Pandemie deutlich ruhiger geworden, genauso wie um Unternehmen wie Peloton oder Zoom Video Communications. Als die Menschen plötzlich Lockdown-bedingt in ihren Homeoffices arbeiten mussten, erfuhren sie von Zoom-Konferenzen. Diese gibt es immer noch, allerdings kehren in vielen Betrieben die Mitarbeiter auch schon wieder in großen Zahlen in die Konzernzentralen zurück.

Auch in Bezug auf die Home-Fitness-Geräte von Peloton wurden die während der Pandemie geweckten Erwartungen nicht erfüllt. Nach Auslaufen der Lockdowns gehen Viele dann doch lieber wieder in ihre Fitness-Center zurück, anstatt sich die entsprechenden Trainingsgeräte zu Hause hinzustellen. Daher lässt sich bei einigen dieser sogenannten Corona-Profiteure beobachten, wie die Aktienkurse während der Pandemie zeitweise in die Höhe schossen, nur um kurze Zeit später regelrecht abzustürzen. Viele, wie im Fall von Peloton oder Zoom, haben sich bisher kaum erholen können und Anlegern, die spät eingestiegen sind, enorme Verluste beschert.

Nicht jeder Corona-Profiteur erlebte das gleiche Schicksal. Nachdem die starke Corona-bedingte Nachfrage abgeflacht war und die Aktienkurse einen Rückschlag erlebt hatten, konnten sich viele Titel bereits wieder berappeln und sogar neue Allzeithochs erreichen. Solche Unternehmen haben gezeigt, dass Kunden ihre Produkte vor, während und auch nach COVID-19 schätzen und nachfragen. Im Folgenden soll auf einige dieser Fälle eingegangen werden. Zu ihnen gehören der Streaming-Dienst Netflix, der deutsche Verpackungsspezialist Gerresheimer, der E-Commerce-Riese Amazon oder der deutsche Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers.

Netflix setzt auf das richtige Pferd

Als Pandemie-bedingt in vielen Teilen dieser Welt Lockdowns verhängt wurden, mussten die Menschen zu Hause bleiben. Dabei ging es darum, sich interessante Beschäftigungen zu suchen, um sich abzulenken. Viele entdeckten das Online-Streaming von Serien, Filmen und Dokumentationen. Die meisten dachten dabei sofort an den Branchenpionier und Marktführer Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061). Die Kunden strömten regelrecht zu dem Konzern. Im gesamten, von der Corona-Krise und Lockdowns beherrschten Jahr 2020, konnte Netflix 36,57 Millionen neue User begrüßen.

(Bildquelle: Pressefoto Netflix)

Als die Menschen wieder ihre Häuser und Wohnungen verlassen durften, wurde es schwieriger neue Abonnenten zu gewinnen, zumal die Konkurrenz im Bereich Streaming mitspielen wollte. Zahlungskräftige Wettbewerber wie Disney, Amazon oder Apple machten Netflix verstärkt Druck. So musste das Unternehmen im ersten Quartal 2022 zum ersten Mal seit zehn Jahren Rückgänge bei den Abonnentenzahlen verzeichnen. Inzwischen schreibt Netflix allerdings wieder positivere Schlagzeilen.

Konkurrenten wie Disney haben festgestellt, wie schwierig das Streaming-Geschäft ist. Dort versucht man derzeit die Kosten zu senken und im Direct-to-Consumer-Bereich endlich profitabel zu werden. Daher können Disney & Co den Wettbewerbsdruck auf Netflix nicht aufrechterhalten. Netflix selbst hat wiederum mit der lange Zeit für undenkbar scheinenden Einführung günstigerer, werbefinanzierter Angebote auf das richtige Pferd gesetzt. Aktuell scheinen Marktteilnehmer überzeugt zu sein, dass auch das Vorgehen gegen illegales Password-Sharing ein Erfolg wird.

Gerresheimer: Der MDAX-Outperformer

Im Verlauf der Corona-Pandemie wurden allerhand Spezialverpackungen für die Entwicklung, Erforschung und Produktion von Impfstoffen und Medikamenten gegen das Virus benötigt. Dies sorgte auch beim deutschen Verpackungsspezialisten Gerresheimer für gute Geschäfte. Danach setzte jedoch der Kater ein. Die Aktie des im MDAX gelisteten Unternehmens rutschte zeitweise um mehr als 50 Prozent ab. Aktuell sieht die Sache wieder ganz anders aus. Mit einem Kursplus von knapp 75 Prozent ist die Gerresheimer-Aktie (WKN: A0LD6E / ISIN: DE000A0LD6E6) seit Jahresbeginn 2023 nach Redcare Pharmacy der zweitbeste Performer in der zweiten deutschen Börsenliga. Es wurden sogar neue Rekordstände erreicht. Auch dank neuer Wachstumsmöglichkeiten.

(Bildquelle: Pressefoto Gerresheimer AG)

Das Unternehmen will unter anderem im Bereich der verschiedenen GLP-1-verwandten Behandlungen neue Wachstumsmöglichkeiten entdecken. Gerresheimer profitiert unter anderem von den zuletzt beobachteten Wachstumstrends bei verschiedenen Diät-Mitteln. Dabei ist es nicht so, dass Gerresheimer derzeit ein Schneckentempo an den Tag legen würde. Das dynamische Wachstum wurde im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres fortgesetzt. Während die Umsätze organisch um 16,6 Prozent auf 957,4 Mio. Euro gesteigert wurden, kletterte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Adjusted EBITDA) organisch um 23,0 Prozent auf 185,2 Mio. Euro.

Amazon: Neuer Schub dank Prime Day

Seinen Rekordstand hatte die Aktie von Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) im Sommer 2021 bei rund 186 US-Dollar erreicht. Aktuell liegt der Kurs bei etwa 135 US-Dollar. Damit fehlt zu den in der Vergangenheit erreichten Höhen noch Einiges, obwohl die Anteilsscheine des E-Commerce-Riesen seit Anfang 2023 bereits rund 54 Prozent an Wert zulegen konnten. Die Begeisterung der Anleger hatte sich zeitweise in Grenzen gehalten, nachdem die Corona-bedingte Euphoriephase beendet war. Im Zuge der Pandemie mussten die Menschen zu Hause bleiben und dementsprechend Waren verstärkt online bestellen. Mit der Rückkehr in die Büros und der Wiedereröffnung der stationären Einzelhandelsgeschäfte normalisierte sich auch die Nachfrage im E-Commerce-Bereich.

(Bildquelle: Pressefoto Amazon)

Gleichzeitig trübte die hohe Inflation die Konsumentenstimmung ein. Diese kommt nun wieder in Schwung. Dazu trägt auch der diesjährige Prime Day bei. Citi-Analyst Ronald Josey ist „zunehmend zuversichtlich” für das E-Commerce-Geschäft von Amazon. Die Ergebnisse des diesjährigen Prime Day seien „relativ positiv” ausgefallen. Prime-Mitglieder hätten mehr als 375 Millionen Artikel gekauft und 2,5 Mrd. US-Dollar gespart. Bei Amazons E-Commerce-Geschäft würde sich die Effizienz verbessern. Außerdem sollten sich die Umsätze der Cloud-Sparte Amazon Web Services seiner Ansicht nach in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 erholen.

Siemens Healthineers: Eine Welt nach COVID-19

Wenn man das Geschäft mit COVID-19 Antigen-Schnelltests außen vorlässt, konnte der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers (WKN: SHL100 / ISIN: DE000SHL1006) im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres 2022/23 ein Umsatzplus von 11,2 Prozent erzielen. Unter Berücksichtigung des auslaufenden Geschäfts mit Antigen-Schnelltests wurde jedoch ein Umsatzrückgang um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal ausgewiesen. In anderen Bereichen haben sich die Bedingungen allerdings verbessert.

(Bildquelle: Siemens Healthineers)

Beispielsweise konnte nach dem Ende der rigorosen COVID-19-Maßnahmen der chinesischen Regierung zum Ende des vergangenen Jahres eine Verbesserung bei den Lieferketten beobachtet werden. Da sich die Trends bei Siemens Healthineers wie erwartet verbessern würden, hat David Adlington, Analyst bei J.P. Morgan, im Fall der Siemens Healthineers-Aktie sein „Overweight“-Rating und das Kursziel von 70,80 Euro bestätigt. Dies würde aktuell einem Kurspotenzial von 37 Prozent entsprechen. Während die Umsatzdynamik in den Kerngeschäftsbereichen zulegen würde, sei das Auftragswachstum mit Blick auf die zweite Jahreshälfte laut Adlington robust.

Das markt-EINBLICKE-Fazit

Unternehmen wie Netflix, Gerresheimer, Amazon oder Siemens Healthineers haben gezeigt, dass sie nicht auf eine durch COVID-19 angekurbelte Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen angewiesen waren, sondern bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie erfolgreich agierten und dies auch in Zukunft tun sollten.