Interpretation von Jackson Hole

Auch die Notenbanken wissen in einem Umfeld diverser struktureller Umbrüche und fundamentaler Veränderungen, die volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Wirkungsketten verändern, nicht genau, wann und wie sich ihr bisheriger Zinserhöhungszyklus auf die Realwirtschaft auswirkt.

(Bildquelle: makenzie cooper / Unsplash)

Da die Inflationsraten nach wie vor zu hoch sind, bleibt eine restriktive Geldpolitik vorerst notwendig, so das Fazit von Fed-Präsident Jerome Powell als auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf dem Jackson Hole Economic Symposium vergangene Woche.

Damit bleiben die Hoffnungen auf ein Ende des laufenden US-Zinserhöhungszyklus vorerst enttäuscht. Denn auch die Fed könnte die Leitzinsen noch weiter anheben, wenn die Daten zu Inflation, Arbeitsmarkt und Wachstum dieses nahelegen.

Auswirkungen des Zinserhöhungszyklus auf die Realwirtschaft ungewiss

Die eigentliche Erkenntnis von Jackson Hole ist damit: Auch die Notenbanken wissen in einem Umfeld diverser struktureller Umbrüche und fundamentaler Veränderungen, die volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Wirkungsketten verändern, nicht genau, wann und wie sich ihr bisheriger Zinserhöhungszyklus auf die Realwirtschaft auswirkt.

Das beste Beispiel sind die weiterhin sehr robusten Arbeitsmärkte mit hohen Beschäftigungsraten trotz einer immer offensichtlicheren globalen Konjunkturschwäche. Neben dem daraus resultierenden Lohnerhöhungsdruck sorgen aber auch zunehmender Protektionismus, der Umbau von Lieferketten sowie Strukturbrüche an den Energie- und Rohstoffmärkten, allen voran die Abkopplung vieler Industriestaaten von russischem Gas, für nur scher berechenbare Rückwirkungen auf die Inflation. Entsprechend werden Notenbanken ihre geldpolitische Ausrichtung weiterhin datenabhängig von Sitzung zu Sitzung festlegen und damit ein dauerhafter Unsicherheitsfaktor an den Börsen bleiben.

Datenflut voraus

Vor diesem Hintergrund richtet sich der Blick auf die Veröffentlichung der Daten zum US-Arbeitsmarkt im August, die PCE-Preisentwicklung in den USA sowie die Verbraucherpreisdaten aus der Eurozone, die allesamt für Kursbewegungen sorgen könnten.

Dabei gilt generell: Anzeichen für eine wirtschaftliche Abschwächung dürften Inflationserwartungen dämpfen und damit die erhoffte Zinserhöhungspause näher rücken lassen – ganz wie Powell es sinngemäß formuliert hatte: es braucht eine längere Phase wirtschaftlicher Schwäche, um den noch vorhandenen Inflationsdruck zu brechen.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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