Was ist eine Elementarschadenversicherung?

Nicht alle Naturkatastrophen sind gleich – zumindest wenn es um den Versicherungsschutz geht. Ob Ihr Haus durch Hochwasser oder einen Sturm beschädigt wird, kann erhebliche Auswirkungen auf Ihre finanzielle Entschädigung haben.

(Bildquelle: pixabay / RonBerg)

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder schreckliche Nachrichten über Naturkatastrophen und extreme Wetterereignisse – denken Sie nur an das Erdbeben in der Türkei und Syrien, die Überflutungen in Italien oder die Stürme auf Mallorca.

Auch in Deutschland kommt es immer häufiger zu Naturkatastrophen, die hohe Schäden hinterlassen. Nicht alle Naturkatastrophen jedoch sind gleich, zumindest wenn es um den Versicherungsschutz geht.

Es gibt spezielle Versicherungen

In der Regel leistet eine Wohngebäudeversicherung, die Schäden am Gebäude abdeckt, nur bei Schäden durch Sturm, Blitz oder Hagel. Dies gilt insbesondere für ältere Policen. Sie übernehmen beispielsweise die Kosten, wenn Ihr Dach bei einem Orkan abgedeckt wird.

Ähnliche Bedingungen gelten auch für die Hausratversicherung, die beschädigtes Mobiliar ersetzt. Auch hier werden normalerweise nur Schäden durch Sturm, Blitz und Hagel erstattet.

Für erweiterte Naturgefahren, auch als Elementarrisiken bezeichnet, gibt es jedoch spezielle Versicherungen. Diese Risiken umfassen unter anderem Hochwasser, Starkregen, Schneedruck, Lawinen, Erdrutsch, Erdsenkung und Erdbeben.

Wenn Sie Ihr Haus oder Ihr Inventar auch gegen diese Gefahren absichern möchten, benötigen Sie eine erweiterte Naturgefahrenversicherung, auch als Elementarschadenversicherung bekannt.

Diese Risiken deckt eine standardmäßige Wohngebäude- und Hausratversicherung ab

Sturm: Schäden am Gebäude wie abgedeckte Dachziegel, beschädigte Fassaden und zerbrochene Fensterscheiben aufgrund von Sturm werden von der Wohngebäudeversicherung übernommen. Die Hausratversicherung deckt Schäden an Möbeln und Einrichtungsgegenständen. Als Sturm gilt in der Regel Wind ab Windstärke 8, was etwa 62 km/h entspricht.

Immer wieder kommt es auch in Deutschland zu extremen Schäden durch Hagel. (Bildquelle: pixabay / DerTobiSturmjagd)

Hagel: Wenn ein Hagelkorn das Dach Ihres Hauses durchschlägt, übernimmt die Wohngebäudeversicherung die Reparaturkosten.

Blitzschlag: Wenn ein Blitzschlag beispielsweise die Elektroinstallation Ihres Hauses zerstört, ist dies ein Fall für die Gebäudeversicherung. Auch Schäden durch Feuer infolge eines Blitzeinschlags sind normalerweise abgedeckt. Die Hausratversicherung tritt ein, wenn angeschlossene Geräte, wie beispielsweise Fernseher, aufgrund eines Blitzeinschlags beschädigt werden.

Der Blitz- und Überspannungsschutz – warum er wichtig ist

Überspannungen stellen eine ernsthafte Gefahr dar, sowohl für Personen als auch für Sachwerte, insbesondere elektronische Geräte und Systeme.

Diese Schäden können auf verschiedene Weisen entstehen, und es ist wichtig, geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Hier sind einige wichtige Aspekte des Blitz- und Überspannungsschutzes:

Gefährdung von Personen: Überspannungen können elektronische Bauteile beschädigen und die Isolation von Kabeln und Leitungen zerstören. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem Kurzschluss führen, bei dem Funkenbildung auftreten kann, die wiederum Brände auslösen und Personen gefährden kann.

Daher werden in den Installationsnormen DIN VDE 0100–100 und 0100–443 Schutzmaßnahmen gegen Überspannungen gefordert, die durch Blitzentladungen bei Gewittern oder Schalthandlungen verursacht werden. Leitungsgebundene Überspannungen treten dabei häufig auf.

Überspannung sind in mehr als 60 Prozent der Fälle für Schäden an elektronischen Geräten verantwortlich. (Bildquelle: unsplash / Artur Aldyrkanov)

Gefährdung von Sachwerten: Überspannungen können auch die angeschlossenen Geräte im Gebäude gefährden, wie beispielsweise Waschmaschinen, Elektroherde, DSL-Router, Computer oder Fernseher.

Darüber hinaus können sie zu Ausfällen wichtiger haustechnischer Systeme führen, wie Türsprech-/Videoanlagen, Heizungssteuerungen oder Alarmanlagen. Wenn ein Gerät oder eine Anlage durch einen Überspannungsschaden ausfällt, müssen diese oft vollständig ersetzt oder aufwändig repariert werden.

Der Blitz- und Überspannungsschutz ist daher nicht nur wichtig, um Sachwerte zu schützen, sondern auch, um die Sicherheit von Personen zu gewährleisten.

Es ist ratsam, professionelle Schutzmaßnahmen zu implementieren, um die Gefahren und Schäden durch Überspannungen zu minimieren. Dies kann dazu beitragen, teure Reparaturen und potenziell lebensbedrohliche Situationen zu vermeiden.

Achtung: Elementarschäden oft nicht versichert

Nur knapp 50 Prozent der Gebäude in Deutschland sind gegen Elementargefahren versichert. Besonders groß ist der Anteil in Baden-Württemberg.(Datenquelle: GDV)

Derzeit hat nur etwa die Hälfte der Hausbesitzer in Deutschland den Schutz vor Elementargefahren wie Starkregen, Hochwasser oder Erdbeben. Viele sind sich ihrer individuellen Bedrohung durch Naturgefahren nicht bewusst.

Zur Einschätzung des eigenen Risikos bietet der GDV den „Naturgefahren-Check“ an.  Immobilienbesitzer und Mieter erfahren auf der Onlineplattform, welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit an ihrem Wohnort verursacht haben.

Eine Pflichtversicherung verhindert keine Schäden

„Um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen, braucht es mehr als eine Pflichtversicherung für Elementarschäden. Schäden können nur durch umfassende Prävention vermindert werden“, sagt Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Zudem fordert die Versicherungswirtschaft klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten und verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilungen bei Baugenehmigungen. „Die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden, wie sie derzeit diskutiert wird, löst das Problem nicht“, so Asmussen.

Die deutschen Versicherer haben stattdessen Vorschläge für ein Gesamtkonzept zur Klimafolgenanpassung eingebracht. „Versicherung ist wichtig, reicht aber allein nicht aus, um unsere Gesellschaft vor wachsenden Naturkatastrophen zu schützen. Prävention ist deshalb unabdingbar“, so Asmussen.

Welchen Schutz bringt der Baustein “erweiterte Naturgefahren”?

Der Baustein “erweiterte Naturgefahren” bietet einen umfassenden Schutz gegen verschiedene Naturgefahren und ist eine wichtige Ergänzung zur herkömmlichen Versicherungsdeckung. Hier sind einige der Naturgefahren, gegen die dieser Baustein Schutz bietet:

Hochwasserkatastrophen kommen immer häufiger vor. (Bildquelle: Pixabay / Hermann)

Hochwasser: Die erweiterte Naturgefahrendeckung zur Wohngebäudeversicherung schützt Hauseigentümer vor den Folgen von Hochwasser. Dies beinhaltet die Deckung von Reparaturen im und am Gebäude, die Kosten für die Trockenlegung und sogar die finanzielle Unterstützung für den Abriss und den Wiederaufbau des Hauses, wenn dies erforderlich ist.

Für beschädigte Möbel und Inventar greift die Hausratversicherung mit erweitertem Naturgefahrenschutz ein. Sie deckt die Reparaturkosten für das gesamte beschädigte Inventar und erstattet den Wiederbeschaffungspreis im Falle einer vollständigen Zerstörung.

Starkregen: Die erweiterte Naturgefahrenversicherung schützt auch vor Überschwemmungsschäden durch Starkregen. Zum Beispiel werden die Kosten für das Abpumpen von Wasser und die Trockenlegung von überfluteten Kellern übernommen.

Schäden am Inventar sind ebenfalls durch den Zusatzbaustein in der Hausratversicherung abgedeckt. Dieser Zusatzschutz leistet auch im Falle von Rückstau, wenn Wasser aufgrund einer Überlastung der Kanalisation ins Haus gelangt.

Schneedruck: Starker Schneefall, der sich auf Dächern ansammelt, kann das Gewicht der Schneemassen erhöhen und im Extremfall zu Dacheinstürzen führen. Die erweiterte Naturgefahrenversicherung schützt auch vor Schäden durch Schneedruck. Wenn dabei auch Inventar beschädigt wird, kommt der Zusatzbaustein in der Hausratversicherung zum Einsatz.

Erdrutsch und Erdsenkung: Bewegungen der Erdoberfläche, wie Erdrutsche oder Erdsenkungen, können erhebliche Schäden an Gebäuden verursachen. Von Rissen in der Fassade bis zum Einsturz sind diese Schäden nur durch die erweiterte Naturgefahrenversicherung abgedeckt. Das Inventar ist über den Zusatzbaustein in der Hausratversicherung geschützt.

Erdbeben kommen in Deutschland zwar selten vor, die Auswirkungen können aber verheerend sein. (Bildquelle: unsplash / Carl Campbell)

Erdbeben: Obwohl Erdbeben in Deutschland nicht so häufig auftreten wie in einigen anderen Regionen, können sie dennoch strukturelle Schäden an Gebäuden verursachen. Die erweiterte Naturgefahrenversicherung bietet auch Schutz vor Erdbebenschäden.

Sollte bei einem Erdbeben Inventar beschädigt werden, greift die erweiterte Naturgefahrenversicherung in der Hausratversicherung ein.

Der Baustein “erweiterte Naturgefahren” bietet einen umfassenden Rund-um-Schutz gegen diese Naturgefahren und stellt sicher, dass sowohl Gebäude als auch Inventar bei unvorhergesehenen Naturereignissen ausreichend abgesichert sind.

Die Schäden nehmen zu – ein Vergleich der vergangenen Jahre

Mit einem Schadenaufwand von 13,2 Milliarden Euro war 2021 das Jahr mit dem bislang höchsten Schadenaufkommen für die deutschen Versicherer.  Zum besseren Vergleich sind die Werte jeweils hochgerechnet auf aktuelle Versicherungsdichte und Preise 2022.

Extreme Wetterereignisse passieren immer häufiger, wie die Höhe der Schäden durch “weitere Naturgefahren” eindrucksvoll beweisen. (Datenquelle: GDV)

„Im Vergleich zu 2021 mit der Flutkatastrophe im Ahrtal und Nordrhein-Westfalen haben wir im letzten Jahr nur etwa ein Drittel der Schadensumme verzeichnet“, so Asmussen.

Auf die Sachversicherung, wie zum Beispiel die Wohngebäude- oder Hausratversicherung, entfielen im letzten Jahr 3,1 Milliarden Euro an Schäden. Die verbleibenden 900 Millionen Euro leisteten die Kfz-Versicherer.

Was ist nach einem Schaden zu tun?

Nach einem Schaden durch Naturereignisse oder Unwetter sind bestimmte Schritte wichtig, um die Situation zu bewältigen und den Versicherungsanspruch effektiv zu bearbeiten:

1. Informieren Sie Ihren Versicherer: Es ist entscheidend, den Schaden so schnell wie möglich dem Versicherer zu melden, um eine zügige Abwicklung zu gewährleisten. Dies sollte unbedingt erfolgen, bevor Handwerksbetriebe beauftragt werden, um Reparaturen durchzuführen.

2. Halten Sie Schäden gering: Direkt nach einem Unwetter oder Naturereignis ist es ratsam, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Zerstörte Fenster können vorübergehend provisorisch abgedichtet werden, um das weitere Eindringen von Regenwasser zu verhindern. Herumliegende Gegenstände wie abgebrochene Äste, Dachziegel oder Dachrinnen sollten möglichst schnell entfernt oder gesichert werden.

3. Riskieren Sie nichts: Ihr Leben und das Leben anderer Menschen ist von unschätzbarem Wert. Daher sollten Sie riskante Rettungsversuche vermeiden, um Ihr Hab und Gut zu schützen. Die eigene Sicherheit hat immer oberste Priorität.

4. Dokumentieren/Belegen Sie den Schaden: Es ist ratsam, den Schaden so detailliert wie möglich zu dokumentieren. Hierzu gehören das Fotografieren der Schäden und das Sammeln von Kaufbelegen für beschädigte Gegenstände. Diese Informationen sind wichtig, um den Versicherungsanspruch zu begründen und den Schadensfall korrekt abzuwickeln.

Durch die Einhaltung dieser Schritte können Sie sicherstellen, dass Ihr Versicherungsanspruch effizient bearbeitet wird und Sie angemessene Unterstützung erhalten, um Schäden nach Naturkatastrophen oder Unwettern zu bewältigen.

Das marktEINBLICKE-Fazit:

Die Entscheidung für oder gegen eine Elementarschadenversicherung hängt von verschiedenen Faktoren und individuellen Bedürfnissen ab. Manche Elementarschäden können jedoch jeden treffen, beispielsweise Starkregen oder Hagelschäden.

Auch die Verbraucherzentrale rät: Jeder Immobilienbesitzer sollte eine Wohngebäudeversicherung haben, da sie vor Schäden am Gebäude selbst, wie Sturm- oder Hagelschäden, schützt. In Regionen mit häufigen Unwettern kann die Kombination mit einer Elementarschadenversicherung sinnvoll sein, da diese zusätzlich vor Naturereignissen wie Überschwemmung oder Starkregen schützt.