Leder ist nicht gleich Leder. Denn unterschiedliche Tiere bedeuten unterschiedliche Lederhäute. Außerdem spielt die Verarbeitung eine große Rolle und wirkt sich darauf aus, ob ein Leder glatt oder rau, weich oder hart ist. In unserem kleinen Leder-Guide beschreiben wir die gängigsten Lederarten und wie man möglichst lange Freude an Lederprodukten hat.
Leder ist das Beispiel einer Kreislaufwirtschaft
Gleich zu Beginn: Da Leder aus Tierhäuten gewonnen wird, steht die Verwendung des natürlichen Rohstoffs unter einer besonderen Beobachtung. Nach dem Sozial- und Umweltbericht der Europäischen Lederindustrie (SER 2020) ist die Lederherstellung auch unter ethischen und ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll, denn als gutes Beispiel für die Kreislaufwirtschaft werden zum Großteil Häute und Felle von Tieren verwendet, die nicht wegen der Lederindustrie geschlachtet wurden.
In dem Bericht heißt es weiter, „dass die Nutzung von Leder besser ist, als diese Rohstoffe wegzuwerfen. Außerdem verhindert Leder das Verschwenden von nachwachsenden Rohstoffen sowie anderen synthetischen Stoffen aus nicht erneuerbaren Quellen, die häufig in unseren Ozeanen landen und deren Mikropartikel sogar schon in unserer Nahrungskette zu finden sind.“
Um den Begriff „nachhaltig“ zu verdienen, ist die europäische Lederindustrie ständig damit beschäftigt, die Kriterien für die Lederherstellung einzuhalten und zu verbessern, sei es bei der Produktsicherheit, der Transparenz in der Lieferkette, beim Umwelt- oder Tierschutz.
So unterscheiden sich die Lederarten
Grundsätzlich unterscheidet man Leder in Glattleder und Rauleder. Beim Glattleder wird die Narbenseite nach außen hin verarbeitet, das sind dann oberflächengefärbte, auch gedeckte oder pigmentierte Leder, die einen starken Farbauftrag haben. Naturbelassenes offenporiges Leder nennt man Anilinleder, ein weiches Leder ohne Pigmentschicht mit einer matten Färbung. Es wirkt natürlicher, aber ist empfindlicher gegen Sonnenlicht und Wasser. Wird Anilinleder nur mit einer dünnen Pigmentschicht als Schutzschicht überzogen, spricht man von Semianilinleder.
Nappaleder ist ein beliebtes Glattleder
Der Begriff Nappaleder ist ein Sammelbegriff für ein weiches Glattleder, das mit der Narbenseite nach außen verarbeitet wird und noch volle Narben enthält. Das weiche chromgegerbte Leder mit einer besonders guten Qualität ist nach dem Napa Valley in Kalifornien benannt.
Durch seine Atmungsaktivität und Offenporigkeit zählt es zu einem beliebten Material für Kleidungsstücke, Accessoires und Möbel.
Rauleder erkannt man am Schreibeffekt
Zu den Rauledern zählen alle Leder mit einer aufgerauten Oberfläche. Das sind zum einen die Rückseiten der Glattleder und das unbeschichtete Spaltleder (Veloursleder) oder das narbenseitig leicht angeschliffene Glattleder, welches Nubuk genannt wird.
Durch das Anschleifen der Oberfläche entsteht eine mehr oder weniger samtige oder faserige Oberfläche. Bei Nubukledern ist der Flor sehr fein, im Vergleich zu den längeren Fasern bei Veloursleder, auch „Suede“ genannt.
Rauleder erkennt man am sogenannten „Schreibeffekt“, das heißt, streicht man mit der Hand über das Leder, verändert sich die Streichrichtung sichtbar und die Farbe wechselt zwischen dunkel und hell. Durch die aufgerauten Fasern fühlt sich Rauleder warm und weich im Griff an. Durch die schöne Struktur besitzt es ein edles Aussehen.
Rauleder ist nicht gleich Wildleder
In der Umgangssprache wird Rauleder oft als Wildleder bezeichnet, was allerdings nicht richtig ist.
Denn echtes Wildleder stammt nur von wild lebenden Wildtieren wie Hirschen, Gämsen, Elchen, Rehen oder Antilopen, die nur in sehr kleinen Stückzahlen geschlachtet werden und selten für die Lederindustrie in Frage kommen.
Diese Lederarten werden für Mode und Co. verwendet
Für die Herstellung von Bekleidung und Accessoires werden die Lederhäute unterschiedlicher Tierarten verwendet. Diese Lederarten werden am häufigsten verwendet:
Rindsleder
Den größten Anteil mit ca. 80 Prozent der Weltproduktion hat Rindsleder. Das feste Leder wird für Schuhe und Gürtel, Möbel, Sättel und als Autoleder verwendet. Kalbsleder mit seinem feineren Narbenbild wird zu hochwertigen Lederprodukten verarbeitet, zum Beispiel die weichen Kalblsledertaschen des italienischen Luxusherstellers Tod’s.
Lammleder
Das weiche und leichte Lammleder erkennt man an seiner feinporigen und glatten Oberfläche. Edle Taschen, Accessoires und Schuhe werden aus Lammleder hergestellt, ebenso hochwertige Lederbekleidung, die sich weich an die Haut anschmiegt und wegen dem hohen Tragekomfort beliebt ist, wie zum Beispiel die Damen-Biker-Lederjacke von Dorothee Schumacher oder die Lammleder-Bomberjacke von Dior.
Ziegenleder
Ziegenleder gehört wie Lammleder zu den leichteren Lederarten, weist aber keine Fetteinlagerungen auf und ist trotz seinem feinen Griff sehr widerstandsfähig und robust. Oft wird es für die Herstellung von Lederbekleidung, Lederhandschuhen oder Ledertaschen verwendet. Ein beliebtes Ziegenleder stammt aus der marokkanischen Stadt Safi – das Saffianleder. Gegerbt wird dieses glänzende und feste Leder mit den Blättern des Gerbersumachs.
Schweinsleder
Das dicke und widerstandsfähige Schweinsleder stammt vom Hausschwein oder Wildschwein und besitzt gut erkennbare Löcher, die von den Borsten der Schweine stammen und oft in Dreiergruppen angeordnet sind. Das sehr robuste Schweinsleder, das gleichzeitig Wärme konserviert und Kälte abweist, wird häufig zu Rauleder verarbeitet, manchmal auch zu Glattleder.
Als Peccary bezeichnet man Schweinsleder aus den Häuten wildlebender, südamerikanischer Nabelschweine, aus dem oft Handschuhleder gefertigt wird. Das Traditions-Unternehmen Roeckl aus München fertigt aus diesem Leder seine klassischen und luftigen Autofahrerhandschuhe in Handarbeit – ein stilvoller Begleiter bei einer Fahrt im Cabrio oder im Oldtimer.
So funktioniert eine gute Lederpflege
Leder ist so beliebt, weil es langlebig ist und viele Jahre Freude macht. Sogar nach vielen Jahren sieht es noch aus wie neu und entwickelt eine natürliche Patina. Kümmert man sich gut um eine Lederjacke oder ein Paar Boots, können diese jahrelang getragen werden.
Sind Lederprodukte am Anfang oft noch etwas steif, nehmen sie mit der Zeit immer mehr die Form des Trägers an und werden immer bequemer. Manchmal fühlt sich Leder sogar wie eine zweite Haut an. Dabei stören weder ein paar Fältchen noch etwas Abrieb.
Glattleder reinigt man am besten mit Sattelseife und destilliertem Wasser oder einer speziellen Lederpflege wie Leder-Öl, das empfindlichere Rauleder sollte mit Moosgummi und einer Messingbürste gepflegt werden.
Um Leder besser vor Umwelteinflüssen zu schützen, sollte es imprägniert werden. Kommt doch einmal ein Fleck auf das Leder, muss dieser schnell behandelt werden, bevor er in die Poren einzieht. Am besten verwendet man dazu ein Tuch und etwas Wasser und reibt vorsichtig immer in dieselbe Richtung. Hände weg von Fleckenentfernern oder anderen aggressiven Mitteln.
Nach der Pflege muss das Leder gut trocknen, allerdings nicht direkt in der Sonne oder auf der Heizung, denn sonst kann es austrocknen oder verbleichen
Unser marktEINBLICKE-Tipp: Besuch im Ledermuseum
Während des über 100-jährigen Bestehens des Deutschen Ledermuseums in Offenbach am Main entwickelte sich ein Universalmuseum für Ledergestaltung, dessen Sammlung handwerkliche Fähigkeiten und künstlerische Kreativität aus sechs Jahrtausenden dokumentiert und präsentiert. Das Museum umfasst Gebrauchs- und Luxusgegenstände vom Kunsthandwerk und Design über Mode bis hin zu Objekten der Alltagskultur. Die aktuelle Ausstellung „Der Handschuh“ geht noch bis Januar 2024.