Sowohl die erneut schwach ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes von S&P Global als auch der überraschend gesunkene ifo-Geschäftsklimaindex bestätigten den aktuellen Rezessionskurs für Deutschland und die Eurozone.
Damit verschiebt sich die kurzfristig erhoffte Erholung der Wirtschaft voraussichtlich auf das Frühjahr. Lediglich in einigen Dienstleistungssektoren fielen die Umfragen unter Unternehmen zuletzt etwas weniger pessimistisch aus. Auch das GfK-Konsumklima, die Stimmungslage bei deutschen Konsumenten, dürfte angesichts bestehender Konjunktursorgen in dieser Woche erneut schwach ausfallen und verheißt kein gutes Weihnachtsgeschäft für den Handel.
Das Warten auf Zinssenkungen der Fed
In den USA hingegen ist die erwartete stärkere Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung noch nicht erkennbar. Zwar befindet sich das Verarbeitende Gewerbe gemäß aktueller Einkaufsmanagerindizes auch dort im Bereich einer sinkenden Produktion. Allerdings stieg die Unternehmensstimmung im für die US-Volkswirtschaft wichtigeren Segment der Dienstleistungen zuletzt an und liegt weiter über der Expansionsmarke von 50 Punkten.
Auftragseingänge und Einkaufs- sowie Verkaufspreise stiegen, während die Beschäftigung stabil blieb. Vor diesem Hintergrund verwundert die klare Ankündigung von drei Zinssenkungen im Laufe des nächsten Jahres durch die US-Notenbank Fed sehr. Man könnte erwarten, dass analog zur EZB zunächst einmal weiterhin vor erhöhten Inflationsgefahren gewarnt und ein datenabhängiger Kurs zur Adjustierung der Geldpolitik untermauert wird.
Die Geopolitik rückt in den Fokus
Der Datenhunger der europäischen Währungshüter wird kurzfristig noch durch die deutschen Erzeuger- und Importpreise für November bedient. Da beide im Vorjahresvergleich deutlich schwächer ausfallen dürften, sind rund um den Jahreswechsel verstärkte Spekulationen um den richtigen Zeitpunkt der ersten Leitzinssenkung in der Eurozone wahrscheinlich.
Die anhaltend schwache Wachstumsdynamik wird den Preisdruck auf allen Ebenen voraussichtlich weiter senken, womit die geldpolitische Lockerung durch die EZB näher rückt und schon im Laufe des zweiten Quartals erreicht werden könnte. Die größte Unsicherheitskomponente ist die geopolitische Lage. Abseits der allgegenwärtigen Brandherde Israel und Ukraine zeigen die jüngsten Angriffe auf Handelsschiffe nahe des Roten Meeres, dass internationale Handelsrouten weiterhin für Störungen anfällig sind.
Zumindest kurzfristig sorgt die Umleitung von Transporten um die Südspitze Afrikas für Verzögerungen bei Lieferketten und steigende Transportkosten, die allerdings aufgrund der derzeit ohnehin schwachen globalen Nachfrage nicht zu sehr ins Gewicht fallen sollten, sofern sie nicht zu einer Dauerlösung werden.
Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.
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