Geldanlage 2024: Wird Bitcoin erwachsen?

Der Bitcoin ist im Oktober 15 Jahre alt geworden. Die älteste Kryptowährung der Welt hat sich vor allem in zwei Anwendungsfälle durchgesetzt.

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Der Bitcoin, die bekannteste und wohl auch wichtigste dezentrale digitale Kryptowährung ist am 31.10.2023 15 Jahre alt geworden. Im Jahr 2008 veröffentlichte Satoshi Nakamoto sein berühmtes Whitepaper mit dem Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“.

Darin beschrieb er die technischen Grundlagen des Bitcoin und damit auch die der Blockchain-Technologie. Zwar ist die Utopie eines dezentralen Finanzsystems ohne Banken und frei von staatlichen Eingriffen nicht Realität geworden und wird aus Sicht von Hartmut Giesen, Krypto-Experte bei der Hamburger Sutor Bank, wahrscheinlich auch nicht Realität werden.

Doch der Bitcoin hat weiterhin – nicht nur für Fans – seine Daseinsberechtigung. Vor alle zwei Anwendungsfälle des Bitcoin haben sich durchgesetzt – als Wertspeicher sowie als Zahlungsmittel für spezielle Zwecke.

Die klassischen Charakteristika des Bitcoins

Für Bitcoin-Fans der ersten Stunde sind es weiterhin die folgenden Merkmale, welche die bekannteste Kryptowährung auszeichnen:

Die Dezentralität: Bitcoin ist nicht von einer zentralen Behörde oder Institution kontrolliert. Stattdessen wird das Netzwerk von einer dezentralen Gemeinschaft von Benutzern betrieben, die als Miner bekannt sind und Transaktionen verifizieren.

Die Blockchain-Technologie: Die Transaktionen in Bitcoin werden in Blöcken aufgezeichnet, die wiederum zu einer fortlaufenden Kette, der sogenannten Blockchain, verbunden sind. Dies ermöglicht die Sicherheit und Unveränderlichkeit von Transaktionen.

Die begrenzte Versorgung: Es gibt eine feste Obergrenze für die Anzahl der Bitcoins, die jemals erstellt werden können. Diese Obergrenze liegt bei 21 Millionen Bitcoins, was bedeutet, dass Bitcoin deflationär ist und im Laufe der Zeit knapper wird.

Die Pseudonymität des Bitcoins: Transaktionen in Bitcoin sind weitgehend anonym, da sie nicht direkt mit den Identitäten der Benutzer verknüpft sind. Die Adressen, die zur Durchführung von Transaktionen verwendet werden, sind zufällige Zeichenketten.

Die Digitale Knappheit: Bitcoin wird oft als “digitales Gold” bezeichnet, da es einige der Merkmale von Gold aufweist, darunter Knappheit und Wertspeicherung. Viele Menschen betrachten Bitcoin als Absicherung gegen Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit.

Internationale Verwendbarkeit: Bitcoin kann grenzüberschreitend über das Internet gesendet und empfangen werden, ohne dass Banken oder Dritte beteiligt sind. Dies macht es zu einer globalen Währung.

Diesen genannten Punkten bringen Bitcoin-Gegner immer wieder vor allem ein Fakt entgegen: Die Volatilität. Der Bitcoin ist bekannt für seine hohe Preisvolatilität. Der Preis kann in kurzer Zeit erheblich steigen oder fallen, was es zu einem riskanten Anlageinstrument macht.

Die bekanntesten Kryptowährungen unserer Zeit: Bitcoin, Etherum und Ripple.  Bildquelle: Pixabay / WorldSpectrum

Die größten Kursbewegungen des Bitcoins seit seiner Entstehung

Der Bitcoin hat in der Tat im Laufe seiner Geschichte erhebliche Kurschwankungen erlebt. Die größten Kursbewegungen, die der Bitcoin seit seiner Entstehung im Jahr 2009 erfahren hat, einmal kurz zusammengefasst:

Anfangsphase (2009-2011): In den ersten Jahren nach seiner Einführung hatte Bitcoin nur einen geringen Wert und wurde von wenigen Menschen gehandelt. In dieser Zeit erlebte es jedoch einige signifikante prozentuale Kurssteigerungen.

2013 – der Bullenmarkt I : Im Jahr 2013 erreichte der Preis von Bitcoin erstmals die Marke von 1.000 US-Dollar pro Bitcoin, was zu einem erheblichen Anstieg von Investitionen und Interesse führte. Allerdings fiel der Preis später wieder auf rund 200 US-Dollar.

2017 – der Bullenmarkt II: Der bekannteste Kursanstieg von Bitcoin ereignete sich im Jahr 2017, als der Preis von etwa 1.000 US-Dollar auf fast 20.000 US-Dollar im Dezember stieg.

2018 – der Bärenmarkt: Nach dem Höhepunkt im Dezember 2017 erlebte Bitcoin im Jahr 2018 einen massiven Absturz, bei dem der Preis auf etwa 3.200 US-Dollar fiel. Dieser Bärenmarkt dauerte bis Anfang 2020 an.

2020-2021 – der Bullenmarkt III: Im Jahr 2020 und Anfang 2021 erlebte Bitcoin erneut einen starken Anstieg, angetrieben von institutionellen Investitionen und einem zunehmenden Interesse von Unternehmen, die Bitcoin in ihre Bilanzen aufnahmen. Der Preis stieg auf über 60.000 US-Dollar im April 2021.

Die Rolle als Wertspeicher – Zulassung von Bitcoin-ETFs als Preistreiber?

Fakt ist auch: „Für viele Menschen hierzulande ist der Bitcoin in erster Linie ein Anlageobjekt, das unterschiedliche Zwecke erfüllen kann: vor Inflation schützen, ein Portfolio als alternative Assetklasse diversifizieren oder als Spekulationsobjekt dienen“, sagt Hartmut Giesen, Krypto-Experte bei der Hamburger Sutor Bank.

Die Bedeutung des Bitcoin als Anlageobjekt zeige die aktuelle Diskussion um die Zulassung von Bitcoin-ETFs in den USA. Von Bitcoin-ETFs versprechen sich Marktanalysten und Bitcoin-Fans einen nachhaltigen Durchbruch und eine kontinuierliche Wahrnehmbarkeit des Bitcoin, auch außerhalb von „Hype-Phasen“. Als kurzzeitig die Falschmeldung kursierte, dass der ETF schon zugelassen sei, stieg der Preis kurzfristig um 8 Prozent.

Wenn der erste Bitcoin-ETF mal kommt …

„Von einem zugelassenen ETF könnten auch Kryptozahlungen als Anwendungsfall profitieren, weil ein regulierter ETF suggeriert, dass die zugrundliegenden Assets ‚seriös‘ sind. Interessant dabei ist, dass der Bitcoin eigentlich erfunden worden ist, um Regulierung zu entgehen. Jetzt zeigt sich, dass der Bitcoin-Preis und die Akzeptanz des Bitcoin mit der Regulierung steigt, ausgenommen die Krypto-Contra-Regulierung in den USA“, sagt Hartmut Giesen.

Dass der Bitcoin heute eher als langfristiges Anlageobjekt gesehen wird, zeigt auch das Verhalten von Bitcoin-Haltern. Über 69 Prozent der Wallet-Adressen haben ihre Bitcoins schon länger als ein Jahr gehalten, besagt die Statistik der Analyseplattform IntoTheBlock.

Ein beliebtes Special-Purpose-Zahlungsmittel

Zwar ist der Bitcoin nicht zu einem Alltagszahlungsmittel geworden, hat sich jedoch als „Special-Purpose-Zahlungsmittel“ etabliert – eingesetzt wird er immer dann, wenn staatliche Währungen und/oder das regulierte Finanzsystem nicht genutzt werden kann oder soll.

„Die Gründe für diesen speziellen Zahlungsmitteleinsatz sind vielfältig und sind nicht nur auf die Bereiche Kriminalität, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, wie gerne unterstellt wird, beschränkt. Sowohl die Hamas als auch die ukrainische Armee nutzen Bitcoin-Zahlungen für ihre Finanzierung. Abgesehen davon ist Bitcoin aufgrund der Nachvollziehbarkeit der Transaktionen und der Sichtbarkeit von Wallets mit ihren Holdings längst nicht so gut für Geldwäsche und kriminelle Zahlungen geeignet, wie gemeinhin angenommen“, stellt Hartmut Giesen fest.

Als den wohl nachhaltigsten Beitrag des Bitcoin könnte sich nach Ansicht von Hartmut Giesen die zugrunde liegende Blockchain-Technologie erweisen. „Sie macht erstmals den digitalen Versand von Werten möglich und digitalisiert Vertrauen. Beides hängt eng miteinander zusammen“, sagt Giesen. Damit habe die Blockchain das Potenzial, sowohl die Infrastruktur der Finanz- und Kapitalmärkte als auch die der „Vertrauensindustrie“ wie Vertrags- und Identitätswesen, Datenschutz, Gerichte oder Notare zur revolutionieren.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Der Bitcoin mag für viele private Anleger ein Teil ihres Portfolios bilden. Wohl vor allem deshalb, weil die schnelle Rendite lockt. Für einen langfristig agierenden Anleger sollte der Bitcoin – auch im neuen Börsenjahr 2024 – aber eines erst einmal bleiben:

Eine hochspekulative Währungsalternative zu Dollar, Euro & Co, die im eigenen Vermögensaufbau-Depot maximal im mittleren einstelligen Prozentbereich beheimatet sein sollte.