Kapitalmarktausblick 2024 – zwischen schwacher Konjunktur und sinkenden Zinsen

Die Weltwirtschaft dürfte im Jahr 2024 mit weniger als 3 Prozent ein im historischen Vergleich schwaches Wachstum aufweisen.

(Bildquelle: unsplash / Drew Dizzy Graham)

Wir geben in den kommenden Tagen in der Reihe „Ausblick 2024“ marktEINBLICKE zu den Faktoren, die das Anlegerjahr 2024 mitbeherrschen sollten. Dazu haben wir uns wieder kompetente Verstärkung ins Haus geholt und verschiedene Börsen-Experten gebeten, einen Ausblick zu wagen. Ihre Einschätzungen werden wir zum Jahreswechsel an dieser Stelle veröffentlichen. Heute ist Carsten Mumm an der Reihe.

Der wichtigste Treiber für die Kurse an den internationalen Börsen und zunehmend auch für die Realwirtschaft dürfte vorerst die Zinsentwicklung bleiben. Der Regimewechsel des Jahres 2022 beendete den gut 40 Jahre andauernden Trend sinkender Zinsen. Nach dem daraufhin folgenden starken Anstieg der Marktrenditen ist nun zunächst mit einer volatilen Seitwärtsbewegung zu rechnen, denn die anhaltend schwache globale Konjunktur sowie die Aussicht auf weiter sinkende Inflationsraten in den kommenden Monaten beleben die Hoffnung auf erste Leitzinssenkungen im Frühjahr.

Südostasien bleibt Zugpferd des Wachstums

Die Weltwirtschaft dürfte im Jahr 2024 mit weniger als 3 Prozent ein im historischen Vergleich schwaches Wachstum aufweisen. Dabei bleibt die Region Südostasien ein Zugpferd, wobei das chinesische Wachstum mit voraussichtlich rund 4,5 Prozent etwas hinterherhinkt. Gebremst wird die globale Entwicklung allerdings von vielen Industriestaaten. So deutet sich in den USA für die kommenden Quartale eine konjunkturelle Abkühlung an, in der auch eine kurzzeitige Rezession nicht unwahrscheinlich ist.

Trotzdem wird das Wachstum der US-Volkswirtschaft im Gesamtjahr 2024 wohl noch höher ausfallen als in der Eurozone, in der es nach einer sehr schwachen Entwicklung im Jahr 2023 zumindest zu einer leichten Verbesserung kommen sollte. Deutschland wird jedoch erneut zu den Schlusslichtern gehören, weil sich sowohl der Export von Industriegütern als auch der private Konsum in einem auch von politischen Unsicherheiten geprägten Umfeld nur langsam erholen dürften.

Hohe Investitionen in Resilienz

Die Aussicht auf sinkende Leitzinsen sollte die globalen Aktienmärkte beflügeln, auch wenn deren Potenzial durch verstärkten Margendruck voraussichtlich etwas gedämpft wird. Allerdings sind die Bewertungen vieler Aktien, besonders in konjunktur- und zinssensitiven Branchen, nicht überzogen.

Generell werden in den kommenden Jahren zudem viele Staaten und Unternehmen erheblich in die Stärkung ihrer Resilienz investieren, bspw. in den Umbau von Lieferketten, die eigene Sicherheit, die Energieversorgung, die Infrastruktur und in Maßnahmen, um dem Klimawandel und dessen Folgen zu begegnen.

Davon werden viele, aber nicht alle Aktien überdurchschnittlich profitieren, weshalb eine Einzeltitelselektion bedeutender werden dürfte. Sowohl sinkende Zinsen als auch ein perspektivisch schwächerer US-Dollar sprechen für eine anhaltend hohe Nachfrage nach Gold und Krypto-Anlagen.

Ein Beitrag von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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