Agave: Die Kult-Pflanze mit Geschmack

Warum nicht nur George Clooney auf den Wüstenbewohner steht

Ein Farmer reitet durch sein Agavenfeld in Jalisco in Mexiko. (Bildquelle: AdobeStock/279411638)

Die Agave ist eine wahre Ikone in der Pflanzenwelt. Mit ihrer charakteristischen Rosettenform und den stacheligen Blättern hat die exotische Sukkulente nicht nur die Wüsten erobert, sondern auch die Herzen von Köchen, Möbeldesignern und Landschaftsgärtnern. Ihr architektonisches Blattwerk mit den scharfen Kanten verleiht der Agave eine gewisse Ästhetik, aber auch viel Geschmack – Mezcal und Tequila, Margarita und Tequila Sunrise lassen grüßen.

Steckbrief Agave: Die Hundertjährige Wüstenpflanze aus Mexiko

Agaven sind sukkulente Pflanzen aus der Familie der Spargelgewächse. Mit ihrer charakteristischen Rosettenform und den dicken schwertförmigen Blättern wachsen sie traditionell in Wüstengebieten, haben sich aber auch in gemäßigten Klimazonen erfolgreich verbreitet. Ursprünglich stammt die Agavenpflanze aus Mexiko und dem Süden der USA, sie fühlt sich aber auch in heißen Mittelmeergebieten, wie beispielsweise in Griechenland oder Spanien, wohl.

Agaven werden bis zu zwölf Meter hoch. (Bildquelle: Unsplash/Dylan Freedom)

Es gibt mehr als 200 verschiedene Agavenarten mit verschiedenen charakteristischen Merkmalen. Sie können grün oder bläulich gefärbt sein, weiße Streifen haben, und einen langen oder kurzen Stamm. Manche Agaven werden sehr groß und erreichen bis zu drei Meter Durchmesser und bis zu zwölf Meter Höhe, wie zum Beispiel die Amerikanische Agave.

Den Beinamen „Hundertjährige Agave“ trägt die Pflanze, da sie erst sehr spät, oft nicht vor 6-10 Jahren, blüht und danach erntereif wird. Agaven sind wahrhaftige Trockenkünstler, da sie mit wenig Wasser auskommen und lange Trockenphasen gut überstehen, indem sie Wasser in ihren Blättern speichern.

Tequila und Mezcal: Spirituosen aus dem Herz der Agave

In der Spirituosenwelt hat die Agave einen wahren Hype ausgelöst: Tequila und Mezcal, die aus dem Herzen der Agavenpflanze, dem Piña, destilliert werden, haben sich ihren festen Platz unter den Spirituosen gesichert. Die berühmten mexikanischen Schnäpse Mezcal und Tequila zählen zu den ältesten Spirituosen Mexikos und gelten als beliebtes Nationalgetränk.

Der Schnaps mit einem Alkoholgehalt von etwa 40 Prozent wird aus dem Fruchtfleisch der Agave hergestellt. Während jeder Tequila auch ein Mezcal ist, ist andersherum nicht jeder Mezcal ein Tequila. Dies liegt an der Herkunftsregion und an der Herstellungsart, dazu später mehr.

Bevor die Agavenherzen geerntet werden können, wachsen die Pflanzen teils bis zu Jahrzehnten, bevor sie blühen. Kurz vor der Blüte, wenn der Zuckergehalt am höchsten ist, werden die Agaven von den sogenannten Jimadores per Handarbeit geerntet, indem diese mit einem langen Stab, dem Coa, die scharfen Blätter vom Herz der Pflanze abschlagen. Die Blüte bedeutet für die meisten Agavenarten den Tod, denn nach der Blüte sterben sie ab.

Zu Tequila passen Zitronen oder Limetten und Salz. (Bildquelle: AdobeStock/77401253)

Pulque: Der Saft der Ureinwohner

Bevor das Destillieren bekannt wurde, und die Verarbeitung zu Mezcal möglich wurde, entdeckten schon die indigenen Völker Mexikos den Saft der Agave. Das Nationalgetränk „Pulque“, wird durch die Fermentation des Saftes der Agavenpflanze hergestellt, dem sogenannten „Aguamiel“, dem Honigwasser.

Pulque wird aus dem Herzen der Agavenpflanze gewonnen und mit natürlichen Hefen gegärt. Es hat eine milchige, dickflüssige und leicht klebrige Konsistenz mit einem säuerlichen Geschmack und ist nicht sehr lange haltbar. Angeboten wird Pulque mit einem Alkoholgehalt zwischen 2-6 Prozent heute noch in den „Pulquerias“ in Mexiko.

Mezcal: Ein vielseitiger Agavenschnaps

Der Agavenschnaps Mezcal kann aus bis zu 30 verschiedenen Agavenarten hergestellt werden und unterscheidet sich im Geschmack je nach der verwendeten Agavenart, der Zubereitung und Lagerung. Da Mezcal über eine geschützte Herkunftsbezeichnung verfügt, darf er nur aus sieben Bundesstaaten in Mexiko stammen, hauptsächlich in oder in der Umgebung der Stadt Oaxaca, aus der 80 Prozent aller Mezcals stammen.

Weitere vereinzelte Herkunftsgebiete sind Guerrero, Guanajuato, Durango, San Luis Potosi, Tamaulipas, Michoacan und Zacatecas.

Agavenherzen werden in der Erdgrube gegart. (Bildquelle: Unsplash/Analuisa Gamboa)

Bei der Herstellung von Mezcal wird das Agavenherz traditionell in Erdgruben und antiken Öfen unter geschichteten Steinen und Holz bis zu zwei Tage lang gekocht und gegart, was dem Agavenschnaps seinen rauchigen und erdigen Geschmack verleiht.

Sind die Agavenherzen durch den enthaltenen Zucker und die Zugabe von etwas Hefe fertig gegart, kann das honigähnliche Wasser ausgepresst werden. Der gewonnene Sud wird daraufhin vergoren und mindestens zweifach destilliert. Das Wort Mezcal stammt von dem aztekischen „metl“ für Agave und „ixcalli“ für gekocht.

Tequila: Nur original mit der Blauen Agave

Der Agavenschnaps Tequila ist ein Mezcal, der sich jedoch dadurch unterscheidet, dass er nicht aus verschiedenen Agavenarten hergestellt wird, sondern nur aus einer Sorte – der Blauen Agave oder auch Blue Weber Agave genannt. Diese Agavenart wird im mexikanischen Bundesstaat Jalisco kultiviert, um daraus den berühmten Tequila herzustellen. Die fünf Staaten, die für die Tequila-Produktion erlaubt sind – die sogenannte „Denomination de Origin“ – sind Jalisco, Michoacán, Guanajuato, Nayarit und Tamaulipas.

Während Mezcal meistens in kleinen Brennereien und traditionell in Feuergruben unter der Erde gebrannt wird, wird Tequila in ganz normalen Öfen und oft in großen Mengen industriell gefertigt. Ein hochwertiger Tequila besteht aus 100 Prozent Agave – darauf sollte beim Kauf geachtet werden.

Tequila besteht zu 100 Prozent aus Blauer Agave. (Bildquelle: Unsplash/Fidel Fernando)

Im Mezcal ist der Wurm drin

Der Agavenschnaps Mezcal ist auch als „Getränk mit dem Wurm“ bekannt, denn in der Spirituose werden häufig Würmer eingelegt. Dabei handelt es sich nicht wirklich um einen Wurm, sondern vielmehr um die Larve einer Motte, der „Comadia redtenbacheri“, die sich in Agaven entwickelt.

Es ist allerdings zu beachten, dass nicht alle Mezcals eine Raupe enthalten müssen, da dies nicht als Qualitätsmerkmal dient. Vielmehr handelt es sich um einen Marketing-Gag der 1940er Jahre, um die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu gewinnen. Bis heute gilt es als Mutprobe, die Raupe mit hinunterzuspülen. Es gibt sowohl Mezcals mit und ohne Wurm zu kaufen und dies ist nicht charakteristisch für die gesamte Spirituosenkategorie.

Shot oder langsamer Genuss: So werden Tequila und Mezcal getrunken

Dieses lustige Ritual kennt jeder von geselligen Runden oder Parties: Tequila als Shot mit Salz auf dem Handrücken und dazu in eine Zitronenscheibe beißen. Unter dem Motto „sauer macht lustig“ ist dieser Tequila-Verzehr eine abgewandelte Version der Original-Variante aus Mexiko, bei der eine Limette und Meersalz dazu beitragen sollen, den Flüssigkeits-, Vitamin- und Mineralienhaushalt bei Hitze zu regulieren. Nicht aus Mexiko stammt die bei uns bekannte Kombination des Tequila Shots mit Orange und Zimt, die jedoch im Trend liegt, da sie nicht so sauer ist.

Mezcal kann mit oder ohne Wurm genossen werden. (Bildquelle: Unsplash/Yesmore Content)

Wie andere hochwertige Spirituosen kann Tequila auch pur genossen werden. Besonders die Tequilas aus 100 Prozent Agave in den Altersstufen Reposado, Añejo und Extra Añejo, die in Eichenfässern reifen, entwickeln vielfältige Aromen.

Ein hochwertiger „Aged Tequila“ sollte stilvoll in einem Cognacglas bei Raumtemperatur genossen werden, damit die zahlreichen Aromen der Spirituose besser zur Geltung kommen.

Zu den bekannten Tequila-Marken zählen unter anderem die älteste Tequilabrennerei José Cuervo, der Premium-Tequila Patron, der 1942 gegründete Don Julio und die am schnellsten wachsende Spirituosenmarke des Jahres 2022 Casamigos, gegründet von Hollywood-Schauspieler George Clooney und Rande Gerber und seit 2017 im Besitz von Diageo. Zu den teuersten Tequilas gehören der Clase Azul und der Tequila Ley 925.

Wem das mexikanische Getränk pur zu intensiv schmeckt, der kann auf einen Tequila-Cocktail zurückgreifen. Die Mixgetränke Tequila Sunrise und Margarita gehören hier zu den Klassikern.

mE Tipp: Margarita-Cocktail

Zutaten:
6 cl Tequila
2,25 cl Triple Sec
2,25 cl Limettensaft
0,75 cl Agavendicksaft

Zubereitung:
Alle Zutaten mit Eis in einen Cocktail-Shaker geben und etwa 15 Sekunden lang shaken. Den äußeren Rand eines eisgekühlten Margarita-Glases mit einer Limette anfeuchten und anschließend in einen Teller Salz drücken, sodass ein Rand entsteht. Dann die Margarita ins Glas abseihen.

Margarita gehört zu den beliebtesten Cocktails mit Tequila. (Bildquelle: pixabay / 378322)

Der Alleskönner Agave: Was die Agave noch so alles kann

Agavensirup als Zuckerersatz

Zu den bekanntesten Produkten, die aus der Agavenpflanze gewonnen werden, zählt Agavensirup, auch Agavendicksaft genannt. Der Saft wird aus dem Kern der Agave extrahiert, danach gefiltert und durch Erhitzen auf eine dickflüssige Konsistenz konzentriert, den Agavensirup. Der natürliche Süßstoff, der süßer als Honig, jedoch weniger dickflüssig ist, dient als Zuckeralternative und kann zum Süßen von Backwaren, Müsli oder Getränken verwendet werden.

Der Vorteil gegenüber Zucker ist, dass Agavensirup einen niedrigeren glykämischen Index hat und deshalb den Blutzuckerspiegel nicht so stark beeinflusst. Von Natur aus ist er außerdem glutenfrei und vegan. Von übermäßigem Verzehr wird trotzdem abgeraten, denn aufgrund seines hohen Anteils an Fructose ist er nicht so gesund, wie manche denken. Wie alle Süßungsmittel sollte Agavensirup in Maßen verzehrt werden.

Agavensirup ist eine Alternative zu Honig. (Bildquelle: Unsplash/Mae-Mu)

Namensgeber für das Barbecue

In einigen Kulturen werden die Blätter einer Agave gegrillt oder gekocht und als Spezialität verzehrt. Schon die Ureinwohner der Karibik, die Taino, liebten die Agavenblätter, um ihr Fleisch für das mexikanische Barbecue darin einzuwickeln. Beim sogenannten „Barbacoa“ gart das Fleisch in den Agavenblättern langsam in bedeckten Gruben über einer Glut.

Von dieser mittelamerikanischen Zubereitungsart leitet sich der uns heute bekannte Begriff Barbecue ab. Als Barbacoa wird nicht nur die Garmethode selbst, sondern auch das auf diese Weise zubereitete Essen bezeichnet.

Naturfasern aus nachhaltigem Rohstoff

Die Wüstenpflanzen erfreuen sich als nachhaltige Naturfaser immer größerer Beliebtheit, denn die Blätter der Agave liefern robuste Fasern, die sich für die Herstellung von Garnen, Textilien, Teppichen, Hüten, Kratzbäumen und Seilen eignen. Außerdem wird aus Agaven Papier hergestellt – eine umweltfreundliche Variante zu unserem herkömmlichen Papier. Am besten eignen sich die Fasern der Sisal-Agave, deren Saft zunächst nur für die Herstellung des mexikanischen Nationalgetränks Pulque vergoren wurde. Die Sisal-Agave wird vorwiegend in Brasilien, aber auch in Tansania, Mexiko, Kenia, Kolumbien, China und Madagaskar angebaut.

Potenzial als Benzinlieferant

Forscher vermuten, dass die Agavenbiomasse in der Zukunft sogar als Rohstoff für die Biokraftstoffproduktion genutzt werden kann. Der Gedanke dahinter ist, dass Agaven komplexe Zucker enthalten, die durch Fermentation in Alkohol umgewandelt werden können. Dieser Alkohol, insbesondere Ethanol, könnte als Biokraftstoff verwendet werden, der Benzin in Benzinmotoren ersetzen kann. Die Vorteile der Agave sind ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umweltbedingungen und ihre geringe Wassernutzung.

Heilpflanze mit vielseitiger Wirkung

Die Agave wird seit langem als Heilpflanze geschätzt: Ihr Saft soll über entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften verfügen und zur Förderung der Wundheilung sowie Linderung von Hautirritationen sorgen. Agavengel ist gut zur Linderung von Sonnenbrand oder als Feuchtigkeitspflegeprodukt für die Haut.

Beliebt ist die Agave ebenfalls bei Verdauungsbeschwerden, Magenschmerzen und zur Behandlung von Zahnschmerzen. Nicht zu verwechseln ist die Agave mit der Heilpflanze Aloe Vera. Die beiden Pflanzen sehen zwar ähnlich aus, doch sind die Blätter der Agave größer und haben scharfe Stacheln, während die Blätter der Aloe Vera nicht scharf sind. Auch hat die Aloe Vera Pflanze einen anderen Heimatursprung als die Agave, und zwar Afrika.

Mit ihren schwertförmigen Blättern ist die Agave sehr dekorativ. (Bildquelle: Unsplash/Erol Ahmed)

Dekorative Landschaftsgestaltung

Die Agave, mit ihrer einzigartigen Form, den dekorativen Blattrosetten und den ausdrucksstarken, schwertförmigen Blättern, verleiht Landschaften und Gärten ein interessantes Erscheinungsbild. Als Einzelpflanze oder in Gruppen gepflanzt sind sie dekorativ und erinnern an einen Sommerurlaub in Spanien oder Frankreich.

In unseren Gefilden werden Agaven meistens als Zimmerpflanzen oder draußen im Topf gepflanzt. In milden Regionen könnte ein Versuch im Garten erfolgreich sein, denn die Pflanze ist winterhart bis minus zehn Grad.