Dauerbrenner US-Ökonomie?

2023 hat die Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft immer wieder positiv überrascht. Wie sieht es 2024 angesichts deutlich gestiegener Zinsen aus?

(Bildquelle: unsplash / Joseph Barrientos)

2023 hat die Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft immer wieder positiv überrascht, obwohl das globale Wachstum mit voraussichtlich gut drei Prozent im historischen Kontext eher schwach ausgefallen ist. Im Vergleich zu vielen europäischen Staaten, von denen einige im vergangenen Jahr die Erwartungen enttäuscht haben, profitierten Unternehmen in den USA von einem starken Fokus auf den privaten Konsum. Dieser wurde durch Ersparnisse vieler Menschen aus der Coronazeit sowie ein anhaltend hohes Beschäftigungsniveau – für Januar überraschte der Arbeitsmarktbericht erneut positiv – aufrecht gehalten.

Was kommt 2024?

Im Laufe der kommenden Monate dürfte sich jedoch eine wirtschaftliche Abkühlung einstellen. Denn die deutlich gestiegenen Zinsen bremsen zunehmend den kreditfinanzierten Teil des Konsums aus und machen sich bei Unternehmen und Bauvorhaben als Kostenfaktor immer stärker bemerkbar. Besonders im Segment der gewerblichen Immobilienfinanzierungen gibt es immer wieder Anzeichen für Probleme einzelner Banken. Ob sogar eine Rezession wahrscheinlich ist und wann die US-Notenbank Fed möglicherweise eine erste Leitzinssenkung umsetzen könnte, werden möglicherweise schon die im Laufe der Woche zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten zeigen.

Wann wird die US-Notenbank Fed möglicherweise eine erste Leitzinssenkung umsetzen? (Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve)

Wie groß ist der Inflationsdruck?

Einen Eindruck über den Inflationsdruck werden der Verbraucherpreisindex sowie die aktuelle Entwicklung der Erzeugerpreise geben. Erwartet wird jeweils eine Abkühlung im Vergleich zu den Dezemberwerten. Zudem werden jeweils für Januar die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion bekannt gegeben. Die Baugenehmigungen und Baubeginne sowie der aktuelle NAHB-Immobilienmarktindex vermitteln einen Eindruck von der Dynamik des Bausektors. Schließlich werden die Herstellungsindizes für die Regionen Philadelphia und New York zeigen, wie sich das Verarbeitende Gewerbe entwickelt hat. Und das von der Uni Michigan berechnete Verbrauchervertrauen – zuletzt deutlich positiver ausgefallen – lässt auf die künftige Konsumdynamik schließen.

Die Aktienmarktrallye und die Leitzinsen

Der Datenreigen ist nicht zu unterschätzen, denn eines der Kernargumente für die seit Wochen anhaltende Aktienmarktrallye ist die Erwartung zeitnah sinkender US-Leitzinsen. Sollte diese durch eine anhaltend robuste Konjunktur sowie einen geringer als erwartet nachgebenden Inflationsdruck enttäuscht werden, könnte die Luft für weitere Kursgewinne kurzfristig dünner werden. Eine nur moderate Wachstumsabkühlung unter Vermeidung einer Rezession und einer stark steigenden Arbeitslosigkeit würde zudem die Chancen des amtierenden Präsidenten Joe Biden auf eine Wiederwahl im November erhöhen. Umso mehr, wenn gleichzeitig das Preisniveau langsamer steigt und sich der Aktienmarkt stabil entwickelt. Anleger sollten in den kommenden Monaten daher besonders die jeweils aktuellen volkswirtschaftlichen Daten aus den USA im Blick behalten.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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Bildquelle: Donner & Reuschel