Ewiger Kalender: Bereit für das Schaltjahr

Diese edlen Uhren erkennen das Schaltjahr automatisch.

IWC 344205 Portugieser Perpetual Calendar mit Automatikaufzug und Rotgold-Gehäuse. (Bildquelle: IWC)

Uhren mit dem ewigen Kalender haben dieses Jahr einen Vorteil. Sie profitieren von dem speziellen technischen Know-how der hohen Uhrmacherkunst. Uhrenliebhaber, die eine Uhr mit dieser Komplikation tragen, müssen sich keine Gedanken mehr über das Datum machen – zumindest nicht im Schaltjahr.

Der ewige Kalender ist hohe Uhrmacherkunst

Die erste Uhr mit dem ewigen Kalender wurde von dem englischen Uhrmacher Thomas Mudge im Jahr 1764 erfunden – eine Taschenuhr namens „Perpetual Calendar“. Das Faszinierende daran war damals und ist bis heute, dass die Uhr nicht nur den aktuellen Jahrestag anzeigt, sondern dass sie die Schaltjahre, die alle vier Jahre stattfinden, mitberücksichtigen kann.

Diese Uhr unterscheidet also nicht nur wie der Jahreskalender zwischen langen und kurzen Monaten, sondern sie erkennt sowohl den „normalen“ Februar mit 28 Tagen, also auch den längeren Februar im Schaltjahr mit 29 Tagen und – noch viel besser – korrigiert das Datum im Schaltjahr eigenständig.

A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Perpetual Calendar 2023 mit klassischem ewigen Kalender. (Bildquelle: A. Lange & Söhne)

Der Vorteil einer solch genialen Uhr ist, dass sie nur einmal eingestellt werden muss und dann über viele Jahre korrekt durchläuft – natürlich nur, wenn sie nicht zwischenzeitlich angehalten wird. Wie das in einer mechanischen Uhr gehen soll, kann man sich fast nicht vorstellen, denn es handelt sich hier ganz offensichtlich nicht um ein ausgeklügeltes Computerprogramm, sondern „nur“ um eine Uhr. Wie also kann so ein ewiger Kalender funktionieren?

So funktioniert der ewige Kalender in einer Uhr

Die Komplikation „ewiger Kalender“ ist sehr komplex und wird von den wenigen Uhrenmanufakturen, die sich dem Thema annehmen, etwas unterschiedlich umgesetzt. Einfach gesagt, gehen Uhren mit dem ewigen Kalender für jeden Monat von 28 Tagen aus und das Uhrwerk komplettiert die Tage, die noch zum Monatsende ergänzt werden müssen.

Außerdem verfügen Ewige-Kalender-Uhren über ein zusätzliches Rad im Werk, das sogenannte Programmrad, das vier Jahre braucht, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Bei der Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne gibt es für den ewige Kalender einen Monatsring, der über eine Innenverzahnung angetrieben wird. Er dreht sich einmal im Jahr um die eigene Achse, wobei sich auf seiner Innenseite eine umlaufende Kontur mit wellenförmigen Vertiefungen befindet.

Ein federnd gelagerter Abtasthebel gleitet entlang dieser Kontur und wird entsprechend der jeweiligen Vertiefung ausgelenkt. Je weiter die Auslenkung, desto kürzer der Monat. Im Februar greift ein Ausleger auf der anderen Seite des Abtasthebels eine Kurvenscheibe unterhalb der Vierjahresanzeige ab. Auf diese Weise erhält der Mechanismus die Information, ob es sich um ein reguläres Jahr handelt oder um ein Schaltjahr mit einem 29. Februar.

Tourbograph Perpetual “Pour le Mérite”. Das Lager für das 48er-Programmrad dreht sich einmal in vier Jahren und enthält die Information über die unterschiedlichen Längen aller 48 Monate im Vierjahreszyklus. (Bildquelle: A. Lange & Söhne)

Meisterwerke mit dem ewigen Kalender

Uhren mit dem ewigen Kalender sind nicht nur technische Meisterwerke, sondern auch ein Symbol für die Kunst der Zeitmessung und die Kalenderberechnung in der Uhrmachertradition. Nur wenige Uhrenmanufakturen haben die Expertise, Uhren mit dieser Funktion zu perfektionieren. Zu ihnen gehören IWC, Patek Philippe, Audemars Piguet und A. Lange & Söhne.

Patek Philippe war die erste Uhrenmanufaktur, die sich an diese Kunst der Uhrmacherei heranwagte. Die Manufaktur stellte im Jahr 1925 die erste Armbanduhr mit dem ewigen Kalender vor, im Jahr 1941 folgte der erste Chronograph und 1962 die erste Automatikuhr.

Der Portugieser Ewige Kalender (Ref. IW503406) mit Doppelmondanzeige hat ein Platingehäuse. (Bildquelle: IWC)

Bei IWC beschäftigte sich der Konstrukteur Kurt Klaus im Jahr 1985 mit der Uhrenkomplikation ewiger Kalender und brachte den Automatik-Chronographen „Da Vinci Perpetual Calendar“ zur ersten Serienfertigung. Weitere Modellreihen von IWC mit ewigem Kalender sind die Portugieser Perpetual Calendar, die Portofino Perpetual Calendar und die Big Pilot’s Watch Perpetual Calendar.

Im Vergleich zu den Uhren mit ewigem Kalender sind Uhren mit einem Jahreskalender weit weniger aufwändig. Sie verfügen über Mechanismen, die unterschiedlich lange Monate erkennen können, aber im Februar müssen sie jährlich manuell korrigiert werden, denn sonst hätte der Februar 30 Tage.

Ewiger Kalender und Mondphasenanzeige ergänzen sich

Häufig wird der ewige Kalender mit einer Mondphasenanzeige ergänzt, so dass ein Kalenderjahr im Detail abgerufen werden kann. Bei der Portugieser Perpetual Calendar mit Doppelmond-Anzeige von IWC zeigt der aus rund 80 Teilen bestehende Mechanismus das Datum, den Wochentag, den Monat, die Mondphase und das Jahr in vier Ziffern an und lässt sich ganz einfach über die Krone einstellen.

Er erkennt selbständig die unterschiedlichen Monatslängen und die Schaltjahre und arbeitet bis 2100 ohne jegliche Korrektur. Diese Variante des Kalenders mit einer Doppelmondanzeige zeigt den Mond spiegelbildlich für die nördliche und südliche Hemisphäre korrekt an. Dank einem speziellen Untersetzungs-getriebe ist die Anzeige so präzise, dass sie erst nach 577,5 Jahren um einen Tag vom tatsächlichen Zyklus des Erdtrabanten abweicht.

Lange 1 Ewiger Kalender (345.036) in 950er Platin mit außenliegendem Monatsring und asymmetrisch angeordneter Anzeige. (Bildquelle: A. Lange & Söhne)

Deshalb gibt es das Schaltjahr

Eine Frage muss noch geklärt werden: Wie kommt es eigentlich zum Schaltjahr? Das erklärt sich folgendermaßen: Die Sonne braucht ein Jahr zum Umkreisen der Sonne, also wenn das Jahr 365 Tage hat, braucht die Sonne 365 Tage. Das Problem ist nur, dass das Sonnenjahr nicht zu 100 Prozent dem Kalenderjahr entspricht, denn die Sonne braucht ganz exakt 365 Tage plus 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden.

Dies summiert sich alle vier Jahr zu knapp einem Tag zu viel auf, mit etwa 23 Stunden und 15 Minuten. Dieser Zusatztag wird alle vier Jahre am 29. Februar in unseren normalen Jahreskalender eingefügt, um die Differenz zum Sonnenzyklus auszugleichen. Das Jahr hat dann 366 Tage. Das Problem mit den Geburtstagskindern am 29. Februar ist allseits bekannt – wer an diesem Tag geboren ist, kann nur alle vier Jahre seinen echten Tag der Geburt feiern.

Manchmal setzt das Schaltjahr aus

Doch was passiert mit der restlichen Zeit der 23 Stunden und 15 Minuten, die zu einem ganzen Tag fehlen? Diese Lösung wurde im 16. Jahrhundert gefunden und sie liegt in den sogenannten Säkularjahren. Und zwar immer dann, wenn eine Jahreszahl durch 100 teilbar ist, fällt in diesem Jahr das Schaltjahr aus, zum Beispiel im Jahr 2100 oder 2200. Dieses System, das im Jahr 1582 im gregorianischen Kalender, benannt nach Papst Gregor XIII., festgelegt wurde, ermöglicht es, das Sonnenjahr und das Kalenderjahr über Jahrhunderte hinweg aufeinander abzustimmen.

Im Jahr 2100 ist deshalb auch eine Anpassung bei einer Uhr mit ewigem Kalender notwendig, da es sich dann nicht um ein Schaltjahr handelt. So ist der ewige Kalender genau genommen nicht ewig, sondern 100-jährig. Eine Ausnahme ist übrigens das Jahr 2400, denn sobald eine Zahl vollkommen durch 400 teilbar ist, entfällt die Regel wieder und es bleibt beim Schaltjahr. Wer im Jahr 2400 also eine Uhr mit ewigem Kalender trägt, sofern es dann noch Uhren am Handgelenk gibt, kann diesen Tag als etwas Besonderes feiern.