Japan: Jetzt soll es erst richtig losgehen

Fast 35 Jahre hatte es gedauert, bis der japanische Leitindex Nikkei 225 ein neues Rekordhoch erklimmen konnte. Ende Februar 2024 war es endlich wieder so weit.

(Bildquelle: unsplash / Sorasak)

Fast 35 Jahre hatte es gedauert, bis der japanische Leitindex Nikkei 225 ein neues Rekordhoch erklimmen konnte. Ende Februar 2024 war es endlich wieder so weit. Das Warten hatte ein Ende. Das Barometer konnte im Zuge der jüngsten Rekordjagd sogar erstmals in der Geschichte die runde Marke von 40.000 Punkten überwinden. Einige Aspekte sprechen dafür, dass dies jedoch erst der Beginn einer erfolgreichen Börsenphase gewesen sein könnte.

Warren Buffett ist schon lange Fan japanischer Aktien

Die japanische Wirtschaft war in die Rezession abgerutscht, nachdem das Land zwischen Oktober und Dezember 2023 im Vergleich zum Vorquartal einen BIP-Rückgang um 0,1 Prozent und damit zum zweiten Mal in Folge vermeldet hatte. Trotzdem haussierte der japanische Aktienmarkt in dieser Zeit. Dies hatte viele Gründe. Die Aktienmärkte spielen in diesen Tagen verrückt. Im Fokus steht vor allem die Euphorie rund um die generative Künstliche Intelligenz. Gut für den japanischen Aktienmarkt. Schließlich ist dort das ein oder andere Unternehmen aus dem Hochtechnologiebereich zu finden. Angeheizt wir die Stimmung an den japanischen Börsen auch durch eine schwache Landeswährung. Der US-Dollar legte zuletzt gegenüber dem Yen zu und kletterte über die Marke von 150 Yen. Die schwache Landeswährung bringt auch einige Vorteile mit.

Diese ergeben sich vor allem bei Exportwerten. Von diesen sind viele im japanischen Leitindex Nikkei 225 zu finden. Der schwache Yen ist aber nicht die ganze Geschichte. Daniel Hurley, Portfoliospezialist für Schwellenländeraktien und japanische Titel bei T. Rowe Price, führt die aktuell starke Performance am japanischen Aktienmarkt auf drei Schlüsselfaktoren zurück: „Erstens eine robuste Weltwirtschaft und Wachstum, zweitens einen günstigen Wechselkurs, der Exporteuren hilft, und drittens eine Unternehmensreform, welche die Renditen für Anleger steigen lässt.“ Sowohl die japanische Regierung als auch die Tokioter Börse haben dafür gesorgt, dass japanische Aktien sowohl für Japaner als auch für ausländische Investoren attraktiver wurden.

Das beste Beispiel für letzteres ist Warren Buffett, der für besonders großes Aufsehen gesorgt hatte, als er sich über seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway an den japanischen Unternehmen Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui und Sumitomo beteiligte. Unter Premierminister Fumio Kishida hatte sich die japanische Regierung in den vergangenen Jahren wiederum daran gemacht, unter anderem mithilfe von Steueranreizen, die traditionell hohen Ersparnisse der Japaner in Aktien zu lenken, um auf diese Weise beispielsweise mehr Investitionen und Wachstum zu ermöglichen. Die Tokioter Börse hat ihrerseits mit neuen Corporate Governance-Standards dafür gesorgt, dass japanische Konzerne nun den Umgang mit der Kapitaleffizienz und den Kapitalkosten als wichtiger erachten und deutlich mehr Kurspfleg als früher betreiben.

An Toyota kommt man in Japan kaum vorbei

Wer sich mit dem japanischen Aktienmarkt beschäftigt, kommt nur schwer an Toyota Motor (WKN: 853510 / ISIN: JP3633400001) vorbei. Schließlich handelt es sich bei dem Automobilkonzern um Japans mit Abstand wertvollstes börsennotiertes Unternehmen. Zudem konnte Toyota allein seit Jahresbeginn 2024 eine starke Kursperformance von rund 38 Prozent hinlegen und auf neue Rekordstände klettern. Und dies, obwohl es die Autobranche derzeit mit dem Umstieg auf Elektroauto alles andere als einfach hat. Trotzdem hat es Toyota in eine Auswahlliste von Goldman Sachs geschafft, die die „Magnificent Seven“ für Japan abbilden soll.

Ins Visier wurden die liquidesten Aktien in Japan genommen, die sowohl seit Jahresbeginn als auch in den vergangenen 12 Monaten zu den Aktien mit der besten Performance gehörten und die seit 2020 keine Betriebs- oder Nettoverluste verzeichnet haben. Dazu gehört auch Toyota. Nach neun Monaten im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 (Ende März) konnte der Konzern einen Umsatzzuwachs im Vorjahresvergleich um 23,9 Prozent auf 34,0 Billionen Yen verbuchen. Der operative Gewinn wurde auf 4,2 Billionen JPY mehr als verdoppelt. Entsprechend zeigte sich das Management mit Blick auf die Gesamtjahresziele optimistischer.

Disco beliefert die Halbleiterindustrie

Auch in Japan ist der Boom rund um die Künstliche Intelligenz und die Halbleiterindustrie angekommen. Davon profitiert beispielsweise die Aktie der Disco Corporation (WKN: 891900 / ISIN: JP3548600000). Seit Anfang 2023 hat sich der Wert des Papiers mehr als vervierfacht. Disco stellt Spezialmaschinen und -Werkzeuge für die Chip-Industrie. Die Kunden aus der Halbleiterindustrie werden vor allem mit Präzisionstrenn-, Schleif- und Poliermaschinen, zu denen auch Laser gehören, beliefert. Entsprechend wird natürlich auch die Wartung dieser Maschinen sowie die Schulung der Mitarbeiter durchgeführt.

Im abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 konnte Disco die konzernweiten Umsätze im Vorjahresvergleich um 6,5 Prozent auf 77,0 Mrd. Yen steigern. Das operative Ergebnis wurde um 8,3 Prozent auf 30,4 Mrd. JPY verbessert. Im laufenden vierten Quartal sollen die Umsatzerlöse laut Managementschätzungen sogar bei 84,5 Mrd. Yen JPY gelegen haben, während der operative Gewinn auf 33,2 Mrd. JPY zugelegt haben soll. Damit sich ähnliche Erfolge wiederholen und Disco auf die erwarteten Nachfragesteigerungen im High-Tech-Bereich vorbereitet ist, stiegen zuletzt auch die Ausgaben für Forschung & Entwicklung mit rund 26 Mrd. JPY auf eine Rekordstand.

Advantest ermöglicht High-Tech-Innovationen

Auch Advantest (WKN: 868805 / ISIN: JP3122400009) gehört zu den Profiteuren der Euphorie in einigen Teilen des Halbleitersektors. Seit Anfang 2023 hat die im Leitindex Nikkei 225 gelistete Advantest-Aktie beeindruckende 229 Prozent an Wert zugelegt. Das 1954 gegründete Unternehmen aus Chiyoda in der Präfektur Tokio stellt unter anderem Testgeräte und -Systeme her, die in der Chip-Industrie eingesetzt werden. Rund 70 Prozent des Konzernumsatzes werden mit Halbleiter- und Komponententestsystemen erzielt, während laut eigener Darstellung mehr als die Hälfte aller weltweit produzierten Mikrochips (z.B. für Smartphones, Laptops, Automotive, Smart Home Applications, etc.) durch die Hände von Advantest gehen.

Dem Unternehmen machten die zwischenzeitlichen Schwächen in Bereichen wie Smartphones, am PC-Markt oder in der Automobilbranche zeitweise zu schaffen. Zuletzt schien sich der Halbleiter-Testmarkt jedoch zu erholen, sodass Advantest zuletzt die Umsätze sequentiell wieder steigern konnte, während im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 im Vorjahresvergleich noch ein Rückgang um 3,5 Prozent auf 133,2 Mrd. JPY zu Buche stand. Der KI-Boom und die Erholung in anderen Bereichen sollten die Erlöse weiter stützen.

Nintendo-Fans müssen sich gedulden

Spiele wie „The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“ sorgten dafür, dass Nintendo (WKN: 864009 / ISIN: JP3756600007) weiterhin Erfolge mit der Videospielekonsole Switch feiert. Diese ist jedoch mit Blick auf die schnelllebige Videospiele-Scene jedoch stark veraltet. Entsprechend enttäuscht reagierten nicht nur Fans, sondern auch Börsianer, als bekannt wurde, dass der Starttermin des Nachfolgermodells Switch 2 auf das erste Quartal 2025 verschoben worden sein soll. Den kleinen Kursrücksetzer könnten jedoch Langfrist-Anleger ausnutzen, nachdem die Nintendo-Aktie zu Beginn dieses Jahres ein neues Rekordhoch erklommen hatte.

Neben der Switch 2 und erfolgreichen Spiele-Franchises wie „The Legend of Zelda“ will Nintendo aber auch von einem allgemeinen Wachstum am Videospielemarkt profitieren. In diesem Fall hat die Corona-Pandemie viele neue Gamer hervorgebracht, nachdem die Menschen in Zeiten von COVID-19 häufiger zu Hause bleiben und sich beschäftigen mussten. Außerdem hat das Unternehmen, das auf eine 135-jährige Geschichte zurückblicken kann, immer wieder gezeigt, dass es ich neu erfinden und auf neue Gegebenheiten einstellen kann.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die japanischen Aktien sind zuletzt sehr gut gelaufen und haben neue Rekordhöhen erreicht. Angesichts der Maßnahmen der japanischen Regierung sowie der Tokioter Börse mit Blick auf die Corporate Governance-Anforderung für börsengelistete Unternehmen könnte die Grundlage für weitere Kurssteigerungen gelegt worden sein. Das Unlimited Indexzertifikat auf den SG Japan Quality Income Index (WKN: SU7PDL / ISIN: DE000SU7PDL7) bietet dabei eine Möglichkeit, am japanischen Aktienmarkt zu partizipieren.