Alarm!

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Auch in dieser Woche geht der Blick über den großen Teich. Diesmal jedoch nicht gleich an die Wall Street, sondern erst einmal nach Washington. Und was sieht er dort? Eine Fortsetzung der beliebten Sendereihe „Chaos im Weißen Haus“! Denn für uns Mitteleuropäer quasi über Nacht, hat der oberste Wirtschaftsberater des Präsidenten hingeschmissen. Gary Cohn, vormals hochdekorierter Investmentbanker bei Goldman Sachs (und, glaubt man den Gerüchten, designierter Nachfolger des legendären Llyod „Ich verrichte Gottes Arbeit“ Blankfein), konnte die Gedankengänge seines (Dienst-)Herrn in Sachen Strafzölle auf Stahl, Aluminium und weißder Teufelwasnoch offenbar nicht mehr nachvollziehen und entschloss sich für seinen persönlichen Ausstieg aus dem Schlamassel. Böse Zungen behaupten gar, nachdem seine Mission „Steuererleichterungen für die Reichen“ erfüllt sei, gebe es schließlich keine Veranlassung, den Aufenthalt in Washington unnötig in die Länge zu ziehen. Die Liste der „Ehemaligen vom Oval Office“ ist damit um eine tragende Figur länger geworden, führt mich aber unweigerlich zu Steve Bannon, dem einstigen Chefideologen Donald Trumps. Dieser Bannon also meldete sich ebenfalls zu Wort, und was er zu sagen hatte, sollte die Alarmglocken klingen lassen. Im Rahmen seiner Tournee unter Europas Rechten und Populisten feierte der frühere Chefstratege des US-Präsidenten die Kryptowährungen als „Waffe gegen das Establishment“. In allerbester populistischer Manier warf Bannon den Zentralbanken, Regierungen und Großkonzernen vor, dem einfachen Volk seine Rechte und (für einen wie ihn vermutlich noch viel wichtiger) seine Identitäten zu stehlen. „Wir nehmen den Zentralbanken die Kontrolle weg und holen uns unsere Macht zurück“, tönte Bannon auf einer Veranstaltung im schweizerischen Zug, die unter dem vielsagenden Motto “Die populistische Revolte und ihre globalen Auswirkungen für die Schweiz, Europa und Amerika” stand.

Appell!

Diesen tendenziell gefährlichen Ansatz möchte ich Ihnen heute als Warnung mit auf den Weg geben. Denn es stimmt, das Aufkommen und Erstarken der sogenannten Kryptowährungen könnte durchaus als Vertrauensverlust in die etablierten Währungen verstanden werden. Denn schon heute sind die Zentralbanken die größten Gläubiger der Staaten. Und was wird wohl passieren, wenn die Schuldner eines Tages signalisieren, dass sie die Forderungen nicht begleichen können? Vermutlich werden die Schulden gestreckt und/oder mit neuen Zinssätzen verlängert.

Vor diesem Hintergrund kann man schon mal die ursprünglich vorgesehene Unabhängigkeit der Zentralbanken infrage stellen. Und was macht nun einer, der glaubt, dass sich das System der Geldpolitik, deren Ordnung und Strukturen auflösen könnten? Genau, er weicht aus. Wendet sich Alternativen zu. Und zwar solchen, die sich den Kontrollen durch Staaten und/oder Notenbanken entziehen. Das können Glasperlen sein, das gerne in diesem Zusammenhang erwähnte Gold oder eben, Sie ahnen es bereits, Kryptowährungen! Falls Sie noch Zweifel an dieser These haben, gestatten Sie mir eine Frage: Warum wohl warnen Politiker und Notenbanker so anhaltend und nachdrücklich vor den Gefahren des virtuellen Geldes? Richtig, weil Kryptowährungen tatsächlich eine Gefahr darstellen könnten – allerdings vorrangig für besagte Politiker und Notenbanker! Daher mein Appell an diese beiden Berufsgruppen: Bitte! Vergesst die wichtigste Währung nicht, die ihr habt – Glaubwürdigkeit! Die Folgen fehlenden Vertrauens können verheerend sein! Stellt das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Währungen, in ihre Staatenlenker und auch in ihre Zentralbanken wieder her! Fangt damit an, die Bilanzen der Notenbanken zu reduzieren, hört auf, Unmengen an Staatspapieren für billiges Geld einzukaufen. Überlasst dieses Spielfeld, diese Macht nicht denen, die sie für ihre Zwecke missbrauchen wollen!

Alltag!

Und bevor ich mich jetzt übermäßig ereifere, schlage ich einen Themenwechsel hin zu den Märkten vor. Sozusagen zurück zum Alltag, wenn Sie so wollen. Und da gab es in dieser Woche einiges, über das sich zu berichten lohnt. Dabei schwebte ein beherrschendes Thema wie ein Damoklesschwert über den Kursen: die Straf- (Lesart EU) bzw. Schutz- (Lesart USA) Zölle dominierten, bevor es sie überhaupt gab, das Börsengeschehen auf beiden Seiten des Atlantiks. Wobei, und das erstaunte einige, der DAX diesmal deutlich schneller den Weg zurück nach Norden einschlug. Per Saldo sattelten die deutschen Blue Chips in den ersten vier Tagen dieser Woche (der fünfte Tag läuft ja gerade noch) 3,7% auf, womit sich die Negativ-Bilanz für 2018 auf akzeptable -4,3% reduziert hat. Der Dow Jones hingegen kommt im selben Zeitraum lediglich auf 1,4%, liegt allerdings in Sachen Jahresperformance mit +0,7% immer noch ein gutes Stück vor dem DAX. Dennoch – vielleicht war das jetzt der Startschuss, der dem deutschen Leitindex endlich mal Beine macht! Besonders beeindruckend verlief in diesem Zusammenhang der Donnerstag, als die Blue Chips nach dem EZB-Leitzinsentscheid erst einmal nach unten wegkippten und sich anschließend in bravouröser Manier zurück in die Gewinnzone kämpften. Das ist die oft zitierte innere Stärke des deutschen Leitindex, und die würden wir gerne öfter sehen! Etwas selektiver muss man bei den Einzelwerten vorgehen, denn da liegen zwischen dem Spitzenplatz (RWE: +9,3%) und dem Letztplatzierten (ProSiebenSat.1 Media: -8,9%) performancetechnische Welten. Das zeigt, wieviel Bewegung derzeit tatsächlich im Markt ist, und mahnt gleichzeitig auch zu einer gewissen Vorsicht. Denn selbst wenn die Richtung tendenziell nach oben weist, kann das Pendel jederzeit zur anderen Seite schwingen.

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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