Facebook, Amazon & Co gehen nirgendwohin

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Facebook kämpft mit dem Datenskandal, US-Präsident Donald Trump fährt einen Angriff gegen Amazon, während über schwache Verkäufe des iPhone X bei Apple spekuliert wird. Einige US-Technologie-Größen sorgten zuletzt für negative Schlagzeilen. Sie wirbelten die Börsen durcheinander. Niemand sollte jedoch den Fehler machen, sie abzuschreiben.

Netflix und Facebook mit vertauschten Rollen 

Börsianer haben es gerne einfach. Deshalb sprechen sie von FANG, wenn sie Investments in die vier großen US-Technologie-Unternehmen Facebook, Amazon, Netflix und Google/Alphabet meinen. Diese haben in den vergangenen Jahren an den Börsen viele Erfolge eingefahren. Während Facebook und Google gemeinsam den Markt für Internetwerbung dominieren, kann Amazon im Bereich E-Commerce kaum jemand das Wasser reichen. Nur im Fall des Video-on-Demand-Anbieters Netflix stand die Frage im Raum, ob das Unternehmen, das einstmals mit dem Versand von Leih-DVDs angefangen hatte, zum erlesenen Kreis der US-Tech-Giganten gehört. Auch deshalb favorisieren einige Marktteilnehmer GAFA im Vergleich zu FANG. Im Fall von GAFA wird Netflix durch den iPhone-Konzern Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005) ersetzt. Die Idee dahinter bleibt die gleiche. Doch nach den jüngsten Entwicklungen muss man sich die Frage stellen: Ist Facebook noch ein würdiger FANG-Vertreter? Das Soziale Netzwerk hat mit einem Datenskandal zu kämpfen.

Persönliche Daten von Millionen Nutzern wurden unerlaubt an Dritte weitergegeben. Gegen Facebook leitete die US-Verbraucherschutzbehörde FTC eine Untersuchung ein. Konzernchef und Gründer Mark Zuckerberg musste vor dem US-Senatsausschuss aussagen. Der Skandal erschüttert Facebook in seinen Grundfesten. Das gesamte Geschäftsmodell könnte ins Wanken geraten. Netflix fährt dagegen einen Erfolg nach dem anderen ein. Zum Ende des vergangenen Jahres hatte die Video-on-Demand-Plattform weltweit 117,58 Millionen Nutzer. Jeden Tag kommen neue User hinzu. Die eigenen Produktionen ziehen sie offenbar magisch an. Besonders rasant wächst derzeit das Geschäft außerhalb des US-Heimatmarktes. Inzwischen werden auch international Gewinne erzielt. Konkurrenten wie Disney müssen sich gehörig anstrengen, um mit Netflix mithalten zu können. Doch es sind nicht nur Netflix und Facebook, die derzeit für Schlagzeilen sorgen.

Donald Trump greift Amazon an

US-Präsident Donald Trump hat sich in einer Reihe von Tweets auf Twitter Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) und seine Geschäftspraktiken vorgeknöpft. Bereits in seinem Wahlkampf hatte der Immobilienmogul Amazon vorgeworfen, für das Sterben des stationären Handels in den Vereinigten Staaten verantwortlich zu sein. Außerdem würde das Unternehmen zu wenig Steuern zahlen, während der einstmals stolzen amerikanischen Post Dumping-Preise aufgezwungen würden und diese nur noch ein „Lieferjunge“ von Amazon sei. Auslöser des Angriffs könnte die persönliche Abneigung von Präsident Trump gegenüber dem Chef und Gründer vom Amazon, Jeff Bezos, sein. Er ist inzwischen nicht nur der reichste Mensch der Welt. Ihm gehört auch die Zeitung „Washington Post“. Diese berichtet gerne Mal kritisch über die aktuelle US-Regierung und insbesondere über ihren Chef, Donald Trump. Der US-Präsident hat es mit seiner Kritik an Amazon geschafft, die Aktie des Konzerns zeitweise unter Druck zu bringen. Dafür war aber auch das allgemeine Marktumfeld verantwortlich.

Amazon selbst dürfte trotz des Gegenwinds aus dem Weißen Haus nicht ins Wanken geraten. Die Kunden haben schließlich ihre Entscheidung getroffen. Sie wollen viel lieber vom heimischen Sofa aus einkaufen und die bestellen Waren bereits am nächsten Tag oder inzwischen immer häufiger sogar am gleichen Tag erhalten. Dafür müssen sie sich nicht mehr in überfüllten Innenstädten oder Einkaufszentren drängeln. Außerdem verlässt sich Amazon nicht nur auf die gleichnamige Handelsplattform. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren erfolgreich neue Geschäftsfelder erobert. Unter anderem den Bereich Cloud Computing. Zuletzt konnte Amazon sogar die lange Zeit zu Gunsten hoher Wachstumsinvestitionen vernachlässigte Gewinnseite aufpolieren. Rund um den Konzern ist ein gigantischer Prozess ins Rollen gekommen, den wird Donald Trump nur schwer stoppen können.

Alphabet/Google: Auf dem Weg zur ersten Billion

Zwar haben die jüngsten Börsenturbulenzen und vor allem die Schwächen einiger wichtiger US-Technologietitel ihre Spuren hinterlassen, die Google-Muttergesellschaft Alphabet (WKN: A14Y6H / ISIN: US02079K1079) dürfte jedoch in Zukunft weiterhin für Furore sorgen. Auch wenn Apple derzeit auf eine höhere Marktkapitalisierung kommt, werden Alphabet gute Chancen eingeräumt, als erstes Unternehmen einen Börsenwert von mehr als 1 Billion US-Dollar zu erreichen. Google gehört seit vielen Jahren zu den wertvollsten Marken der Welt. Außerdem beherrscht Google gemeinsam mit Facebook den Markt für Internetwerbung.

Das mithilfe der Suchmaschine generierte Geld kann in Zukunftsprojekte wie das autonome Fahren, Virtual Reality oder die Robotertechnik gesteckt werden. Lange Zeit befürchteten Marktteilnehmer, das mobile Internet würde Google schaden. Ganz im Gegenteil: Aufgrund der kleineren Bildschirme von Smartphones und Tablets fallen die Einnahmen pro Werbeanzeige zwar geringer aus, dafür ist die Zahl der Anzeigen geradezu explodiert. Hilfreich ist auch der Umstand, dass der Markt für Smartphone-Betriebssysteme von Android aus dem Hause Google dominiert wird. Auch der Streaming-Dienst YouTube hat eine unglaubliche Marktdurchdringung erreicht und damit zur Marktmacht von Google beigetragen.

Facebook will den Skandal schnell hinter sich lassen 

Für Facebook (WKN: A1JWVX / ISIN: US30303M1027) ist es aktuell keine schöne Zeit. Das führende Soziale Netzwerk steckt angesichts des Datenskandals in der Krise. Allerdings sollte man es mit den Horrormeldungen nicht allzu sehr übertreiben. Facebook hat immer noch etwas mehr als zwei Milliarden Nutzer. Zuletzt sprudelten die Werbemilliarden. Im Gesamtjahr 2017 lag der Nettogewinn bei 15,9 Mrd. US-Dollar. Die Umsatzerlöse wurden um knapp 50 Prozent auf fast 40 Mrd. US-Dollar gesteigert. Den Markt für Internetwerbung muss man sich nur mit Google teilen. Auch für die Zukunft rechnen Analysten mit deutlichen Umsatz- und Gewinnsteigerungen.

Und selbst wenn Nutzer aufgrund des Umgangs des Unternehmens mit sensiblen Daten abspringen sollten, sind einige der wichtigsten Alternativen bereits in Facebook-Hand. Dazu gehören unter anderem der bei jugendlichen beliebte Fotodienst Instagram und der Kurznachrichtendienst WhatsApp. Außerdem ist es ja nicht so, dass noch nie irgendein erfolgreiches Unternehmen mit Skandalen zu kämpfen gehabt hatte. Beispielsweise scheint Volkswagen relativ unbeschadet durch den Abgas-Skandal gekommen zu sein. Auch Facebook dürfte glaubhaft versprechen, sich zu besseren und den eingeschlagenen Erfolgsweg weitergehen.

Netflix bringt die ganz Großen ins Schwitzen 

Dem lange Zeit ein wenig belächelten FANG-Mitglied Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061) ist zuletzt so etwas wie ein Befreiungsschlag geglückt. Die vielen tagtäglich hinzukommenden Nutzer des Streamingdienstes sprechen für sich. Selbst ein riesiger Medienkonzern wie Disney wird es schwer haben, den Vorsprung, den sich Netflix im Bereich Online-Streaming sichern konnte, aufzuholen. Zumal es Netflix offenbar schafft, mit seinen Eigenproduktionen den Nerv der Zeit und den Geschmack der Film- und Serienfans zu treffen. Die Erfolgsserie „House of Cards“ war in dieser Hinsicht nur der Anfang.

Börsianer haben diese Erfolge entsprechend gewürdigt. Netflix erreichte unlängst einen Börsenwert von mehr als 100 Mrd. US-Dollar. Lediglich die hohe Bewertung der Aktie könnte einige potenzielle Neueinsteiger abschrecken. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 100 sieht man nicht alle Tage. Angesichts der guten Wachstumsaussichten und des sich daraus ergebenden Kurspotenzials wird dieser Wert jedoch auch etwas relativiert.

Fazit

Trotz Facebook-Datenskandal, der Angriffe von US-Präsident Trump auf Amazon und der zwischenzeitlichen Kursschwäche einiger großer US-Technologiewerte wäre es verfrüht Unternehmen abzuschreiben, die die Börsen jahrelang geprägt haben und auch heute noch die Liste der wertvollsten Konzerne der Welt anführen.

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